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Autor Thema: Allgemeine Nachrichten  (Gelesen 1743752 mal)

DeDaim

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10560 am: 07.Dezember 2020, 08:41:39 »

Back to Corona: Die Zahlen steigen wieder, der 7-Tage-Mittelwert liegt 4% höher als vor einer Woche und auf dem gleichen Niveau wie vor 3 Wochen. Kurze Analyse: https://twitter.com/MKreutzfeldt/status/1335831491792818176

Währenddessen plant Bayern, den Katastrophenfall auszurufen. Klingt erstmal martialisch, aber auf den zweiten Blick scheint mir das mehr heiße Luft zu sein: Wechselunterricht gibt's erst ab einer Inzidenz von 200, Ausgangssperren sind relativ lasch formuliert. Das wird wohl reichen, um die Zahlen in den Superhotspots zu senken, aber ob das reicht, um die Zahlen dauerhaft zu senken und in Richtung der Inzidenz 50 zu drücken, die das Ziel ist? Das wage ich zu bezweifeln. Und Weihnachten wird natürlich nicht angefasst wie in den meisten Bundesländern bislang.

Ich finde mittlerweile fatal, wie hier politisch agiert wird. Nicht nur hat man in den Landesregierungen (an Merkel liegt's nachweislich nicht) offenbar nicht den Mut, kräftig auf die Bremse zu treten wie noch im Frühjahr, man hat nun auch den Fall, den man vermeiden wollte: keine mittel- bis langfristige Perspektive, stückchenweise verlängerte Maßnahmen, die die Zahlen nicht runterdrücken und an die Moral drücken. Wenn dann am Ende doch vielerorts das Weihnachtsfest gekippt oder schärfer begrenzt wird, sinkt die Moral weiter - und vermutlich auch die Zustimmung. Dazu unglückliche Kommunikation, die den Eindruck des Herumeierns noch verschärft.

Anstelle des "Musterschülers" Deutschland tritt nun die Konzeptlosigkeit des Krisenmanagements zutage. Anstatt, dass man im Sommer ein nachvollziehbares für die Bevölkerung verständliches Ampelsystem (oder wie auch immer man es nennen will), etwa nach irischem Vorbild, eingeführt hat, reagiert man immer nur, ohne einen klaren Plan vorzulegen. Und dass mir ja keiner den Präsenzunterricht einschränkt... (ja, ist wichtig, aber es gibt imho Grenzen). Ich ärgere mich gerade einfach maßlos über diese konzept- und mutlose Politik. Verstärkt wird der Ärger noch dadurch, dass ich befürchte, dass die Wahlen im kommenden Jahr zu dieser Mutlosigkeit beitragen.
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Signor Rossi

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10561 am: 07.Dezember 2020, 10:05:25 »

Ich glaube, dass eine Inzidenz von unter 50 im Winter nicht zu erreichen ist, wenn man das Land nicht komplett lahmlegen will. Man wird sich jetzt erstmal bis Weihnachten durchwurschteln, danach kommt dann unweigerlich die dritte Welle, die man aber im Hinblick auf die beginnenden Impfungen mit dem bis Ende März verlängerten Teil-Lockdown aussitzen wird. Soweit mein Blick in die Glaskugel.

Man kann nur hoffen, dass die Impfung ein durchschlagender Erfolg wird und man das Virus damit weitgehend ins infektiöse Hintergrundrauschen drängen kann. Sollte das nicht gelingen, sehe ich ziemlich schwarz, wie das alles weitergehen soll.
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DeDaim

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10562 am: 07.Dezember 2020, 11:36:48 »

Ja, durchwurschteln scheint hier die Strategie zu sein. Wobei Strategie dafür ein sehr hochtrabendes Wort ist. Die Frage ist halt, was schlimmer/besser ist und wofür es einen breiteren Konsens gibt: durchwurschteln, versuchen die Infektionszahlen zumindest stabil oder etwas niedriger zu bekommen und dabei 300-500 Tote am Tag und volle bis überfüllte Intensivstationen in Kauf zu nehmen? Oder kurz voll auf die Bremse treten, um danach wieder mehr ermöglichen zu können. Mit einem klaren Konzept. Da würde auch mal der Blick über den Tellerrand hinaus helfen: Irland steht gut da, was das Drücken der Infektionszahlen anbelangt, auch in Spanien sinken die Zahlen mittlerweile stark. Selbst in den stark gebeutelten Frankreich und Italien sind die Zahlen rückläufig. Ganz zu schweigen von asiatischen Erfolgsstorys und Ozeanien. Ja, Deutschland ist ein Transitland in Zentraleuropa und keine Insel, die "einfach so" abgeriegelt werden kann. Aber man könnte doch zumindest mal gucken, was dort funktioniert und hier sowohl praktikabel ist, als auch rechtlich umsetzbar ist. Da sehe ich das irische System als ein großes Vorbild an: 5 Stufen, die leicht verständlich sind und erklären, was wie bei welcher Stufe geht: Homeoffice, Sport, Kontakte, Schulbeginn und Wechselunterricht, Einkaufen, Ausgangssperre uswusf. Warum hat man sich auf sowas nicht bundesweit einigen können und setzt das dann länderweise oder meinetwegen auch noch regionaler aufgeschlüsselt um? Man hat sich auf dem Erfolg im Frühjahr ausgeruht und darauf vertraut, dass man das schon irgendwie wieder so gut hinbekommen wird.

Was die Impfungen anbelangt, wäre ich vorsichtig. Optimistisch zwar, aber es wird dauern, bis sich das nennenswert in den Infektionszahlen niederschlägt. Spahn hat ja beispielsweise schon betont, dass strenge Priorisierungen zunächst unumgänglich sind und das mitunter hart werde: https://www.tagesschau.de/inland/merkel-spahn-111.html

Andererseits stellt er die Kontrolle der Pandemie (in Deutschland) im Herbst/Winter 2021 in Aussicht und auch Drosten sprach unlängst im Deutschlandradio von einer zu erwartenden Entspannung in der zweiten Jahreshälfte.
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Octavianus

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10563 am: 07.Dezember 2020, 13:45:13 »

Apropos Präsenzunterricht. Ich bin hier in Sofia bereits seit Ende Oktober im digitalen Klassenzimmer unterwegs und wichtige Prüfungen wie das Vorabitur oder Sprachdiplom-Prüfungen laufen unter klaren Hygienemaßnahmen und mit gehörig Abstand zu einander und in gut gelüfteten Räumen (was einige Eltern zur Sorge veranlasste, dass Schüler sich erkälten könnten, aber das ist ein anderes Thema...). Dass man in Deutschland so lange zögert, umzustellen, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Ja, für Kinder in der Grundschule mag das problematisch sein (und sicher auch für Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf), aber an allen weiterführenden Schulen hätte man das System direkt nach dem Hochschnellen der Zahlen erneut komplett auf digitalen Unterricht umstellen müssen. Natürlich gibt es dabei wie immer keine Konzepte und jede Schule wird dabei sich selbst überlassen, aber immerhin hätte man so die Klassenzimmer und Schulen von Anfang an als Seuchendurchmischungszentren ausschließen können.

Der klare Fahrplan fehlt und das ist mittlerweile ein echtes Problem, was ernsthafte und berechtigte Unzufriedenheit auslöst - und damit meine ich selbstverständlich nicht die "Unzufriedenheit" über das Tragen von Masken aufgrund einer hoch ansteckenden und tödlichen Pandemie. Ärgerlich, dass hier so viel politisches Kapital verspielt und vor allem Vertrauen grundlos untergraben wird.
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DeDaim

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10564 am: 07.Dezember 2020, 14:29:08 »

So ist es, Octa. Danke auch für deinen Einblick aus Bulgarien bzw. Einblicke, die du hier ja immer wieder eingestreut hast. :)

Ich bin mir nicht sicher, was genau eigentlich gerade das Problem der deutschen Politik ist. Sind es die Wahlen im kommenden Jahr, bei denen niemand den Malus haben möchte, vorschnell Grundrechte eingeschränkt zu haben, um niemanden an der Wahlurne zu vergraulen (ob die andere Urne da besser ist, wage ich zu bezweifeln...)? Ist es der Föderalismus, bei dem jedes Bundesland und insbesondere die Ministerpräsident*innen auf die eigene Souveränität (und das Ego) pocht und man daher nicht zu einer gemeinsamen Lösung kommt? Ist es die Tatsache, dass einige den Schuss vielleicht noch nicht gehört haben - etwa Kretschmer, der sich mit Leuten wie Homburg getroffen hat? Sind es die regionalen Unterschiede im Infektionsgeschehen? Vermutlich eine fatale Mischung aus allem.

Mittlerweile gibt es den Vorschlag, die Weihnachtsferien für einen harten 2-3 wöchigen Lockdown zu nutzen, um die Infektionszahlen runterzubekommen und wieder eine effektive Kontaktnachverfolgung hinzubekommen. Persönlich halte ich das, obwohl ich gerne mit meiner Familie Weihnachten feiern würde (Präventionsquarantäne meiner Eltern, meines Bruders und mir beginnt am 14.12.), für eine extrem sinnvolle Maßnahme, die ich aufgrund der daran anschließenden Perspektive begrüßen würde. Nur müssen die Maßnahmen dann eben auch so sein, dass danach die Zahlen entsprechend unten sind. Der Lockdown light schafft als Dauermaßnahme mittelfristig nur Frust.
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Signor Rossi

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10565 am: 07.Dezember 2020, 15:15:52 »

...der Blick über den Tellerrand...
Ich glaube, dass es dazu zu spät ist, man kann jetzt kein Konzept mehr entwickeln, wenn man mitten in der Welle drin steckt und voll unter Druck steht, jetzt kann man nur noch mehr oder weniger hilflos reagieren.

Zitat
Warum hat man sich auf sowas nicht bundesweit einigen können und setzt das dann länderweise oder meinetwegen auch noch regionaler aufgeschlüsselt um?
Ja, das ist die entscheidende Frage und das ist ja das was ich meine, dass man im Sommer geschlafen hat. Da wäre Zeit gewesen, so ein Konzept zu entwickeln und auszuarbeiten. Ich verstehe auch nicht, warum man nicht regionaler denkt, es gibt ja einige Landkreise, in denen die Inzidenz noch unter 50 ist, da braucht man imho nicht so strikte Maßnahmen wie in den Kreisen, wo die Inzidenz weit über 100 und noch höher liegt.

Zitat
Optimistisch zwar, aber es wird dauern, bis sich das nennenswert in den Infektionszahlen niederschlägt.
Ja, sicher wird das dauern, aber es kommen dann ja auch das Frühjahr und der Sommer zur Hilfe.
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DeDaim

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10566 am: 07.Dezember 2020, 15:56:31 »

...der Blick über den Tellerrand...
Ich glaube, dass es dazu zu spät ist, man kann jetzt kein Konzept mehr entwickeln, wenn man mitten in der Welle drin steckt und voll unter Druck steht, jetzt kann man nur noch mehr oder weniger hilflos reagieren.

Deswegen finde ich ja die Idee gut, über verlängerte Weihnachtsferien 3 Wochen einen harten Lockdown zu fahren und die Infektionen zu drücken. In der Zwischenzeit könnte man ein Konzept von andernorts adaptieren. Das Rad muss dabei ja nicht neu erfunden werden. Ansonsten volle Zustimmung zu deinem Post.
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Tim Twain

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10567 am: 07.Dezember 2020, 16:02:19 »

Man hatte jetzt schon über einen Monat Lockdown wo man sich eigentlich ein Konzept überlegen wollte...
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Dr. Gonzo

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10568 am: 07.Dezember 2020, 17:25:19 »

Frankreich und Co. haben einen wesentlich härteren Lockdown gemacht und die hatten auch teilweise extrem viel höhere Zahlen. Gerade Frankreich oder die Schweiz waren richtig krass. Natürlich fallen dort die Zahlen jetzt stark, war bei uns im März/April auch so bei niedrigeren Ausgangswerten. Welches europäisches Land (wegen der Vergleichbarkeit) hat dann eine gute Post-Lockdown-Strategie?
Vielleicht wären zwei, bis drei Wochen harter Lockdown besser als der ewige Lockdown light, ich weiss es nicht. Jedenfalls steht nach dem letzten harten Lockdown immer irgendwann der nächste Lockdown vor der Tür, bis das mit den Impfungen Wirkung zeigt. Israel hatte bereits im September den zweiten harten Lockdown, mal sehen, ob die es ohne einen dritten schaffen.
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Kaliumchlorid

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10569 am: 07.Dezember 2020, 18:12:43 »

Was die Impfung betrifft, bin ich eher pessimistisch. Wir werden da sicherlich 2-3 Jahre brauchen, bis 60% der Bevölkerung geimpft sind. Schließlich braucht man pro Patient, mit Vorgespräch, Aufklärung, Vorbereitung, erster und zweiter Impfung so 20-30min.
Deswegen sehe ich noch nicht, dass wir im nächsten Herbst wieder fröhlich und unbeschwert rumrennen können. Umso dringender wäre halt ein Langzeitkonzept der Politik.
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Dr. Gonzo

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10570 am: 07.Dezember 2020, 18:39:19 »

Wenn erstmal das medizinische Personal geimpft ist und es dann an die Risikogruppen geht, kann man zumindest etwas unbeschwerter rumrennen.
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j4y_z

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10571 am: 07.Dezember 2020, 23:49:12 »

Nochmal zu den Rundfunkgebühren - hier gibt es die Äußerung des DJV zum Thema Verfassungswidrigkeit:

https://www.djv.de/startseite/service/blogs-und-intranet/djv-blog/detail/news-cdu-drohungen-in-sachsen-anhalt-verfassungswidrig
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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10572 am: 08.Dezember 2020, 04:58:19 »

Ich finde es ja irgendwo witzig, dass bei einer Sache, die allgemein so verfassungswidrig ist wie der Rundfunkbeitrag mit Verfassungswidrigkeit argumentiert wird. Ebenfalls witzig finde ich, dass die Politiker offensichtlich nicht schlau genug sind einen Grund vorzuschieben, der nicht verfassungswidrig wäre.
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Kaliumchlorid

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10573 am: 08.Dezember 2020, 04:59:59 »

Nochmal zu den Rundfunkgebühren - hier gibt es die Äußerung des DJV zum Thema Verfassungswidrigkeit:

https://www.djv.de/startseite/service/blogs-und-intranet/djv-blog/detail/news-cdu-drohungen-in-sachsen-anhalt-verfassungswidrig

Okay, so ergibt das Sinn.
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j4y_z

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10574 am: 08.Dezember 2020, 07:16:49 »

Ich finde es ja irgendwo witzig, dass bei einer Sache, die allgemein so verfassungswidrig ist wie der Rundfunkbeitrag mit Verfassungswidrigkeit argumentiert wird. Ebenfalls witzig finde ich, dass die Politiker offensichtlich nicht schlau genug sind einen Grund vorzuschieben, der nicht verfassungswidrig wäre.

Das kannst du gerne so sehen, ist dann halt aber falsch, denn das Bundesverfassungsgericht hat den Rundfunkbeitrag für (im Wesentlichen) verfassungsgemäß erklärt.

https://www.sueddeutsche.de/medien/gez-rundfunkbeitrag-bundesverfassungsgericht-1.4058710
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DeDaim

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10575 am: 08.Dezember 2020, 09:07:39 »

Wenn erstmal das medizinische Personal geimpft ist und es dann an die Risikogruppen geht, kann man zumindest etwas unbeschwerter rumrennen.

Mittlerweile liegen ja auch Empfehlungen der Ständigen Impfkommission vor: https://www.tagesschau.de/inland/impfen-priorisierung-101.html

Kurz zusammengefasst: Es gibt 6 Prioritätskategorien.

Kategorie 1: 8,6 Mio. Menschen. Menschen über 80, Heimbewohner, Pflegekräfte, Personal auf Covid-Stationen, Personen mit Behinderungen und Demenzpatienten sowie deren Pflegepersonal.

Kategorie 2: 6 Mio. Menschen. 76-80 Jahre, med. Personal mit hohem Expositionsrisiko (z.B. Notaufnahmen), Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung in Institutionen sowie deren Betreuer.

Kategorie 3: 5,5 Mio. Menschen. 71-75 Jahre, Vorerkrankte mit erhöhtem Risiko plus deren engste Kontaktpersonen, Bewohner in Asyl- und Obdachlosenunterkünften, enge Kontaktpersonen von Schwangeren, medizinisches Personal mit moderatem Expositionsrisiko.

Kategorie 4: 6,9 Mio. Menschen. 66-70 Jahre, Vorerkrankte mit moderatem Risiko plus deren engste Kontaktpersonen, medizinisches Personal mit niedrigem Expositionsrisiko, Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie Menschen in prekären Arbeits-/Lebensbedingungen (z.B. Saisonarbeiter).

Kategorie 5: 9 Mio. Menschen. 60-65 Jahre, Einzelhandel, Personal in Schlüsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen, Berufsgruppen in der kritischen Infrastruktur (Feuerwehr, Polizei, ÖPNV, Abfallwirtschaft,...).

Kategorie 6: 45 Mio. Menschen.

Daran sieht man schon, was das für eine Aufgabe ist. Alleine die erste, besonders wichtige Gruppe durchzuimpfen wird zwar eine Weile dauern (natürlich muss man einen gewissen Prozentsatz Impfverweigerer mitrechnen, aber das ändert vermutlich nicht wesentlich etwas daran), aber auch nicht ewig (s.u.). Ich bin auch der Meinung, man sollte das nochmal genauer aufschlüsseln, den 8,6 Mio. Menschen als erstes eine gleichwertige Priorität zukommen zu lassen - das halte ich für nicht praktikabel. Persönlich halte ich das medizinische Personal in den Covid-Stationen für am wichtigsten, denn diese Menschen halten den Laden seit März am Laufen und halten den Kopf für uns alle hin.


Was die Impfung betrifft, bin ich eher pessimistisch. Wir werden da sicherlich 2-3 Jahre brauchen, bis 60% der Bevölkerung geimpft sind. Schließlich braucht man pro Patient, mit Vorgespräch, Aufklärung, Vorbereitung, erster und zweiter Impfung so 20-30min.
Deswegen sehe ich noch nicht, dass wir im nächsten Herbst wieder fröhlich und unbeschwert rumrennen können. Umso dringender wäre halt ein Langzeitkonzept der Politik.

Langzeitkonzept ja, volle Zustimmung. 2-3 Jahre halte ich allerdings für zu lange, wobei das natürlich auch von der Impfbereitschaft abhängt. Wenn ich alleine das große Impfzentrum anschaue, dass in der Messe Karlsruhe entsteht: da sind dann ca. 1 500 Impfungen/Tag möglich. Das heißt von Anfang Januar bis Ende März werden dort ca. 135 000 Impfungen (=67 500 Geimpfte) durchgeführt. Dazu kommen ab Mitte Januar zahlreiche Kreisimpfzentren mit einer Kapazität von 800 Impfungen/Tag. Die Krankenhäuser bereiten sich außerdem darauf vor, ihr Personal selbst zu impfen. Ab Frühjahr/Sommer wird dann die Impfung in den Arztpraxen möglich sein.

Anderes Rechenbeispiel für Karlsruhe: Es wird ab Mitte Januar 2 Kreisimpfzentren mit je 800 Impfungen/Tag geben. Also bis Ende März Knapp 120 000 Impfungen, sprich knapp 60 000 Geimpfte. Bei einer Bevölkerung in Stadt- und Landkreis von knapp 760 000 und einem gewissen Prozentsatz Geimpfter aus dem zentralen Impfzentrum mit den 1 500 Impfungen/Tag dürfte damit bereits weit mehr als nur die Kategorie 1 abgedeckt sein (ca. 10% der Bevölkerung). Bis Ende März. Massenimpfungen soll es Stand jetzt bis zum Sommer geben.

Was ich damit sagen will: Ja, das ist eine Mammutaufgabe und es wird eine ganze Weile dauern. Aber der logistische Aufwand der da betrieben wird, ist immens und beeindruckend. Wie schon von Signor Rossi angesprochen, wird uns vermutlich auch der Sommer wieder zu Hilfe kommen, sodass ich Drostens Einschätzung einer Entspannung ab der zweiten Jahreshälfte für nachvollziehbar halte und dem sehr gut folgen kann. Wir müssen uns dabei echt mal bewusst machen, dass wir hier im Speckgürtel der Welt leben: Es wird hier genügen Impfstoff geben (keine Schwierigkeiten bei der Lieferung vorausgesetzt) und die Logistik ist so gut aufgestellt, dass relativ schnell eine große Zahl Menschen geimpft sein wird, was zu einer merklichen Entspannung der Lage führen wird. Selbst wenn es zu Verzögerungen bei der Lieferung kommen sollte (BioNTech hat ja schon Schwierigkeiten für den Dezember angekündigt, andererseits: Allein von dort bis Ende März 11 Mio. Impfdosen zu erwarten), ist die Perspektive immer noch geradezu rosig. Wie gestern schon geschrieben, macht sich bei mir also vorsichtiger Optimismus breit, weil ich denke, dass es dafür gute Gründe gibt.
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Herr_Rossi

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10576 am: 08.Dezember 2020, 09:49:03 »

Ich finde die Einteilung grundsätzlich gut, mir ist die erste Gruppe von der Anzahl her aber gefühlt zu groß. Nicht dass ich da eine Gruppe heraus nehmen möchte, das ist einfach eine riesige Anzahl an Menschen.

Zitat
Wenn ich alleine das große Impfzentrum anschaue, dass in der Messe Karlsruhe entsteht: da sind dann ca. 1 500 Impfungen/Tag möglich. Das heißt von Anfang Januar bis Ende März werden dort ca. 135 000 Impfungen (=67 500 Geimpfte) durchgeführt.
Das wird so nicht klappen. Ich habe die Tage entweder einen Artikel gelesen (tagesschau.de?) oder einen Beitrag gesehen über ein ähnliches Impfzentrum in Wiesbaden. Da gibt es leider noch mehr als genug Probleme. Zum einen das Personal. Woher nehmen und nicht stehlen? Dann ist glaube ich die Rechnung: 5 Minuten pro Patient, was nicht praktikabel ist. Es muss nämlich immer ein Aufklärungsgespräch vor der Impfung geben. Und im Winter stehen nicht alle kurzärmlig da und können sofort geimpft werden. Usw.

Ah, ich habs gefunden: https://www.tagesschau.de/inland/impfzentrum-wiesbaden-107.html
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Henningway

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10577 am: 08.Dezember 2020, 09:53:59 »

Bedenkt, dass Impfungen sich nicht nur auf die Impfzentren beschränken. Die Impfstoffe von Moderna und AstraZeneca werden unter normaler Kühlung lagerfähig sein. Damit stehen schlagartig alle Arztpraxen für Impfungen zur Verfügung. Und es befinden sich ja auch noch andere Impfstoffe in der Pipeline.

Ich persönlich gehe durchaus davon aus, dass wir ab Ostern/Frühsommer den Weg in die Normalität zurück finden werden. Wenn der Impfstoff schwere Verläufe vermeidet und vor Ansteckung schützt, dann werden die Intensivstationen schnell entlastet und damit schwindet das wesentliche Argument für die Beschränkungen.
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DeDaim

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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10578 am: 08.Dezember 2020, 11:08:06 »

Ich finde die Einteilung grundsätzlich gut, mir ist die erste Gruppe von der Anzahl her aber gefühlt zu groß. Nicht dass ich da eine Gruppe heraus nehmen möchte, das ist einfach eine riesige Anzahl an Menschen.

Zitat
Wenn ich alleine das große Impfzentrum anschaue, dass in der Messe Karlsruhe entsteht: da sind dann ca. 1 500 Impfungen/Tag möglich. Das heißt von Anfang Januar bis Ende März werden dort ca. 135 000 Impfungen (=67 500 Geimpfte) durchgeführt.
Das wird so nicht klappen. Ich habe die Tage entweder einen Artikel gelesen (tagesschau.de?) oder einen Beitrag gesehen über ein ähnliches Impfzentrum in Wiesbaden. Da gibt es leider noch mehr als genug Probleme. Zum einen das Personal. Woher nehmen und nicht stehlen? Dann ist glaube ich die Rechnung: 5 Minuten pro Patient, was nicht praktikabel ist. Es muss nämlich immer ein Aufklärungsgespräch vor der Impfung geben. Und im Winter stehen nicht alle kurzärmlig da und können sofort geimpft werden. Usw.

Ah, ich habs gefunden: https://www.tagesschau.de/inland/impfzentrum-wiesbaden-107.html

Ja, die Gruppengröße ist ein Problem, deshalb hatte ich ja gemeint, dass man zumindest bei der ersten Gruppe nochmals priorisieren sollte, wer davon sozusagen Kategorie 1a und wer 1b und c ist.

Danke für den Artikel und ein berechtigter Einwand. Letztlich werden wir sehen, wie das in der Praxis bewältigt wird. Ich finde es allerdings interessant, welche (regionalen/länderspezifischen?) Unterschiede es da zu geben scheint. Über das Zentrale Impfzentrum in Karlsruhe habe ich einen Artikel gelesen (den ich leider nicht mehr finde), wonach dort für jeden ein Aufklärungsgespräch von 20-30 Minuten vorgesehen ist. Ob das praxistauglich und angesichts der Zielsetzung von 1500 Impfungen pro Tag realistisch ist, ging daraus allerdings nicht hervor. Ich bin naiverweise davon ausgegangen, dass diese Planungen Hand und Fuß haben - man wird sehen. Der Engpass dürfte tatsächlich beim Personal liegen. In Baden-Württemberg werden zurzeit zentral "freie Kapazitäten" abgefragt (wie frei die tatsächlich sind, ist eine andere Frage...). Gut möglich, dass gerade gemeinschaftliche Arztpraxen dann erstmal einen eingeschränkten Service haben, weil z.B. einer von drei Ärzten in einem Impfzentrum tätig ist. Aber selbst, wenn das am Ende alles langsamer vonstatten geht, als geplant, bleibt die zweite Jahreshälfte ein realistisches Zeitfenster für eine Rückkehr zur Normalität in weiten Teilen unseres alltäglichen Lebens. Die eine oder andere Einschränkung wird es vermutlich aber noch eine Weile geben.


Bedenkt, dass Impfungen sich nicht nur auf die Impfzentren beschränken. Die Impfstoffe von Moderna und AstraZeneca werden unter normaler Kühlung lagerfähig sein. Damit stehen schlagartig alle Arztpraxen für Impfungen zur Verfügung. Und es befinden sich ja auch noch andere Impfstoffe in der Pipeline.

Nach dem was ich gelesen habe, ist das so nicht richtig: Zunächst wird aufgrund der erwartbar begrenzten Verfügbarkeit ausschließlich in den Impfzentren geimpft (ggf. werden wohl die Kliniken ihre beschäftigten selbst impfen, vermute ich). Eine Impfung in den Arztpraxen ist erst ab Sommer vorgesehen. Aber natürlich ist es richtig, dass die Impfstoffe, die normal gekühlt werden können, genau diesen Vorteil der dezentralen Abgabe bieten.


Geht es euch dabei auch so, dass ihr euch bei dem Gedanken ertappt, dass das zu gut ist, um wahr zu sein? Dass noch irgendein Mist passiert, der uns wieder um Monate oder gar Jahre zurückwirft? Z.B. eine Mutation des Virus setzt sich durch, gegen die keiner der aktuellen Impfstoffe wirkt oder die Impfstoffe haben beim Einsatz in der breiten Masse dann doch sehr seltene aber starke Nebenwirkungen, die entweder zu gefährlich sind und der Impfstoff wird wieder zurückgezogen oder die die Impfbereitschaft massiv sinken lassen?* Rational weiß ich, dass das sehr unwahrscheinlich ist. Aber die Unsicherheit bleibt eben.

*Übrigens auch ein Thema: Wie umgehen mit (Falsch-)Meldungen zu Impfschäden etc. Hier sollten sich die Verantwortlichen mal schleunigst eine gute Kommunikationsstrategie überlegen.



Edit: Die Leopoldina fordert eine massive Verschärfung der Maßnahmen inklusive eines kompletten Lockdowns vom 24.12. bis mindestens 10.1. Weiter sollen ab 14.12. alle Geschäfte bis auf die des täglichen Bedarfs geschlossen, die Schulpflicht ab kommender Woche aufgehoben, die Weihnachtsferien verlängert und ab 10.1 ein bundeseinheitliches Modell für Wechselunterricht in den weiterführenden Schulen ab einer bestimmten Inzidenz beschlossen werden. Außerdem fordert die Leopoldina das, was ich mit dem Irland-Modell bereits angerissen hatte: ein bundesweit einheitliches Modell, was ab welcher Inzidenz geht und was nicht. Ich hoffe inständig, dass sowas endlich umgesetzt wird. Das ist einfach zu kommunizieren, für die Bevölkerung verständlich und transparent. Das ist nicht nur gutes Krisenmanagement, man tut sich dann auch mit der Krisenkommunikation einfacher. Mehr Infos hier: https://www.zeit.de/wissen/2020-12/leopoldina-lockdown-weihnachten-kontaktbeschraenkungen-corona-massnahmen
« Letzte Änderung: 08.Dezember 2020, 11:58:32 von DeDaim »
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Re: Allgemeine Nachrichten
« Antwort #10579 am: 08.Dezember 2020, 12:19:06 »

Das kannst du gerne so sehen, ist dann halt aber falsch, denn das Bundesverfassungsgericht hat den Rundfunkbeitrag für (im Wesentlichen) verfassungsgemäß erklärt.

https://www.sueddeutsche.de/medien/gez-rundfunkbeitrag-bundesverfassungsgericht-1.4058710
Das ist mir schon klar. Was das BVerfG in diesem Fall entschieden hat sehe ich halt aber einfach als Quatsch an. Es war ohnehin klar, dass das so entschieden wird. Trotzdem muss ich Geld für etwas zahlen, was ich nicht haben will, nur weil mir Möglichkeit gegeben wird es zu nutzen. Dann sollen sie halt nen Receiver mit Verschlüsselung vorschalten und die Internetangebote bis auf die Nachrichten hinter einen Login setzen. Dafür würde ich sogar 5-10 Euro im Monat zahlen und das ist Anteilig mehr, als das was für die Nachrichten genutzt wird. Wer den vollen Service nutzen will kann ja gerne sagen er zahlt den Beitrag gerne, weil das ist ja alles voll top. Aber die machen bis auf Nachrichten, einige Dokus und vielleicht die ein oder andere Polit- bzw. Kunst/Kultursendung halt auch nur (überwiegend) geistigen Dünnschiss. Von meinem Standpunkt aus. So habe ich persönlich den Eindruck, dass ich viel Geld bezahle, für Dinge wie Quizshows, Telenovelas/Soaps, Sportarten, die auch von den privaten Sendeanstalten übertragen werden würden, wenn ÖR sie nicht für sau viel Geld kaufen würde...

Es wird irgendwo damit Argumentiert, dass ÖR die freie Meinungsbildung garantiert - teilweise stimmt das ja auch, aber der ganze Schrott drumherum, der auch vom Rundfunkbeitrag bezahlt wird tut mir halt richtig weh, wenn ich weiß, dass ich dafür bezahlt habe.

Ich sehe es halt allgemein als ungerecht an, dass ich nicht sagen kann "ich bezahle nicht, schaltet das Angebot für mich ab" - ich will es nicht und brauch es nicht. Die ganzen juristischen Spitzfindigkeiten dahinter interessieren mich nicht.
Ich kann ja auch nicht sagen "ich stelle einen Brunnen in meiner Straße auf. Alle Anwohner haben die Möglichkeit sich dort mit Wasser zu versorgen, also zahlt mir jeder 2 Euro im Monat, weil es den Brunnen gibt. Benutzen wird den (fast) keiner. Eben - für mich - eine Zwangsabgabe.
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