Man muss sich doch nur die Rechtschreibung und den Satzbau des "durchschnittlichen Facebook-Users" so ansehen, dann kommen einem doch automatisch die Tränen. Wenn die Entwicklung so weitergeht und dazu noch das Wahlalter tatsächlich mal auf 16 Jahre gesenkt werden sollte, dann können sich Spongebob, Youtuber und Dschungelcamper ernsthafte Hoffnungen auf das Kanzleramt machen 
Ich weiß ja nicht, was in vielen Eltern vorgeht oder ob die selbst so erzogen wurden, ich kann aber nicht verstehen, wie man sein Kind so verblöden lassen kann und diese sprachliche Diarrhoe duldet.
Ich denke die Gründe sind hier mannigfaltig. Ich habe mir damals als Kind das Lesen mit Comics quasi schon selber beigebracht, natürlich auch dank der Unterstützung meiner Eltern. Ich wollte halt immer wissen was da steht und nicht warten müssen, bis mir jemand die Textblasen vorliest.
Darum versuche ich auch jetzt schon meinem Sohn ein Grundinteresse für Comics & Bücher zu vermitteln, was nicht ganz so einfach ist, da ich ihn leider nur alle drei Wochen bei mir habe. Seine Mutter ist da leider gar keine Hilfe, da es ihr schon zu viel ist, ihm abends eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen. Ihre Ausrede ist, dass sie ja morgens immer so früh aufstehen muss. Hallo? Ich meine wir reden hier von 10-15 Minuten Vorlesen um 19 Uhr

Bisher freut er sich aber zumindest immer auf das Vorlesen und als wir das letzte Buch ausgelesen hatten, war er mit großem Interesse mit mir in der Buchhandlung, um ein neues Buch auszusuchen. Ich hoffe ich schaffe es, ihm dieses Interesse weiter "anerziehen" zu können. Leider ist seine Neugierde auf Comics noch nicht sonderlich ausgeprägt.
Hier muss ich aber auch mal die Preise von den Comics heutzutage stark kritisieren. Ein LTB kostet aktuell 6€, die normale Micky Maus 3,50€. Das sind Beträge, die einkommensschwache Familien nicht mal so eben übrig haben und dann wahrscheinlich viel schneller auf die billige Alternative Fernsehen schwenken.
Darüberhinaus scheint inzwischen auch viel mehr die Meinung vorzuherrschen, dass Erziehung gefälligst in Kindergarten und Schule erfolgen zu habe. Für mich ist aber erste und wichtigste Lehranstalt die eigene Familie. Was man dort vorgelebt bekommt, das prägt ganz extrem und kann in den Bildungseinrichtungen nur noch marginal beeinflusst werden.
Vereinfacht gesagt, ein Kind das daheim keine Regeln lernt, wird im Normalfall auch in der Schule nicht so leicht Regeln folgen.
Darum hatte ich mit meiner aktuellen Freundin letztens auch eine längere Diskussion. Ihr inzwischen 13-jähriger Sohn ist nicht dumm und kann das Meiste. Er ist aber auch enorm bequem und faul und wenn er keinen Bock hat, dann schreibt er ein Deutsch, dass sich mir die Fußnägel nach oben rollen.
Er hatte dann an einem Tag Hausaufgaben in Englisch, Mathe und Religion auf, wir wollten mit den Kindern (mein Sohn war eine Woche bei uns) aber auch noch zum Umzug. Genau an diesem Tag war aber auch mal wieder "Kein Bock auf gar nix" angesagt. Mit viel Geduld und Spucke hatten wir dann Englisch erledigt und es war klar, dass wir Mathe UND Reli vorm Umzug nicht mehr schaffen würden. Also meinte ich, dass wir noch Mathe machen und Reli dann eben abends, wenn wir wieder zurück sind.
Es folgte das übliche Teenagergemaule und dann sagte meine Freundin doch glatt: "Ach, dann macht er die Relihausaufgaben eben nicht, das ist doch eh ein unwichtiges Fach!"
Das war dann die Basis einer langen Diskussion, denn auch wenn Reli natürlich nicht den Stellenwert der Hauptfächer erreicht, so kann man doch schließlich (so meine Argumentation) mit einem Defizit in Reli auch sitzenbleiben. Außerdem liefert sie ihm so eine fatale Dauerausrede, denn Reli bleibt dann immer ein Fach für das man nix tun muss und wo man die HA ignorieren kann. Und wenn das für Reli gilt, dann gilt das sicherlich auch schnell bei Kunst, Bio oder anderen Fächern.
Am Ende habe ich mich dann durchgesetzt und die Reli-HA wurden abends noch gemacht, ich war zwar der Ar... und es hat (Diskussion mit eingeschlossen) viel von unserer eigenen Freizeit gekostet, aber meiner Meinung nach ist das eben ein Preis, den man als Eltern zahlen muss. Wer dazu nicht bereit ist, der sollte besser keine Kinder in die Welt setzen.
Ich ertappe mich natürlich auch durchaus schon mal dabei, dass ich überlege etwas Zeit für mich zu generieren, indem ich meinen Sohn Fernsehen gucken lasse, aber meistens entscheide ich mich dann doch dagegen und versuche ihn "sinnvoll" zu beschäftigen, durch Lesen, durch Gesellschaftsspiele oder durch andere gemeinsame Unternehmungen.
Darum habe ich für mich persönlich jetzt die Regel aufgestellt, dass er maximal eine Stunde am Tag vor der Glotze sitzen darf. Meistens läuft es dann auf eine Sendung seiner Wahl (wobei ich die Möglichkeiten natürlich vorgebe) nach dem Aufstehen und eine Sendung vorm ins Bett gehen hinaus.
Ich hoffe das wird sich dann eines Tages auszahlen und meinem Junior helfen.
Ein weiterer Punkt ist für mich aber auch das Bildungswesen. Wenn ich sehe, dass zum Beispiel durch die Schlechtschreibreform inzwischen eh egal ist, wie man etwas schreibt (zumindest in den ersten, besonders wichtigen Jahren), dann wird mir übel. Wie kann ich denn einem Kind erst sagen: "Mach was Du willst" und dann später erwarten, dass es sich wieder umstellt?
Dann wird diskutiert das Sitzenbleiben abzuschaffen, um den Leistungsdruck zu vermindern? WTF? Die Schulzeit soll doch gerade auf das spätere Leben vorbereiten und da hat man nun einmal Leistungsdruck.
Ich stand selber mal kurz davor sitzen zu bleiben und alleine die Angst davor hat bei mir dann dafür gesorgt, dass ich mich im nächsten Schuljahr deutlich mehr bemüht habe.