Die Doppelbelastung ist keinesfalls etwas ganz neues für Gladbach. Die Qualität der Gegner ist sicherlich höher als in der Europa League, aber die Belastungssteuerung war in den letzten Jahren immer ein großes Plus in Gladbach. Wie in der letzten 11Freunde-Ausgabe zu lesen, ist Gladbach in der Verletzungsstatistik klar vorne. Und da auch die Qualität in der Kaderbreite zugenommen hat, sollte das kein Grund sein, den Teufel an die Wand zu malen.
Was man aber deutlich gesehen hat, ist die fehlende Feinjustierung zwischen Xhaka und Stindl im Zentrum. Stindl spielt deutlich höher, Xhaka taucht tief zwischen die Innenverteidiger und macht das Spiel von dieser sehr tiefen Position aus. Stindl schafft es noch nicht, das Spiel in ähnlicher weise zu kontrollieren, wie Xhaka das in der letzten Saison getan hat - von der höheren Position aus und mit Kramer als Löcherstopfer neben / hinter sich. Ein Duett Nordveitd / Xhaka ist denkbar, das würde ich gerne nochmal sehen. Dann könnte Stindl sich auf offensivere Aufgaben konzentrieren und Raffael entlasten, der noch nicht wirklich präsent wirkt.
Die Konteranfälligkeit ist schon überraschend. Schon gegen den BvB gab es ein blitzsauberes Kontergegentor plus etliche Möglichkeiten, und auch Mainz kann durchaus mehr als zwei Tore schiessen aus Kontersituationen heraus; auch vor den beiden "Schlussakkorden" von Muto, als das Spiel quasi gelaufen war. Das ist die vielleicht größte Überraschung und bereitet mir die größte Sorge. Denn die anderen Teams können sich das Mainz-Spiel als Blaupause nehmen.
Was man schon gegen St.Pauli im Pokal gesehen hat, war die Tempoverschärfung, zu der die Borussia durchaus in der Lage ist. Das fehlende Tempo würde ich jetzt nicht gleich mit mangelnder Einstellung gleichsetzen - schliesslich hat Favre einen ausgeprägten Sicherheitsgedanken in seinem Spiel. Mit geduldigem und sauberem Passspiel zurechtlegen und dann mit viel Tempo (durch Hazard, Traoré und Herrmann) Chancen kreieren - so lief es im letzten Jahr, und auch jetzt sind Ansätze zu sehen. Nur wenn der Pass in die Spitze zu schnell kommt bzw. nicht sauber kontrolliert wird - wie von Traoré beim 0-1 gestern, gibt es gleich große Probleme. Balance, Genauigkeit und Effizienz braucht es. Und eben nicht nur gegen die Gegner, die am Donnerstag zugelost werden, sondern vor allem in der Liga.
In einem hat Favre sicher recht: Es gibt noch viel harte Arbeit!