Moin Henning,
da hört sich vieles echt hart an und wie du selbst geschrieben hast: Da ist auch viel Pech im Spiel bei einigen Situationen.
Ich bin angestellter Betriebsleiter in der Gastronomie (ca. 40 Mitarbeiter) und auch mir wird gelegentlich mal vorgeworfen, ich sei "zu nett" zu manchen Mitarbeitern. Ich gewähre auch oft noch eine zweite oder dritte Chance, wo andere schon einen Schlussstrich gezogen hätten.
Ich kann natürlich nur von mir sprechen, aber ich denke, dass ich damit trotzdem recht gut fahre. Man hat immer mal wieder Mitarbeiter, die es auf die eine oder andere Art ausnutzen, aber im großen und ganzen findet man so auch ein gutes Team und Mitarbeiter, die dankbar sind.
Vor einiger Zeit habe ich mir ein Punktesystem überlegt, um meine Mitarbeiter ein bisschen zu bewerten und auch um keine Vorfälle (positiv wie negativ) zu vergessen. Häufig erinnert man sich ja auch eher an die negativen Dinge, als an die positiven oder man vergisst viele Kleinigkeiten, die für sich gesehen Lappalien sind, in der Summe aber irgendwann sehr anstrengend werden können.
Beispiele:
- Mitarbeiter kommt 15 Minuten ohne Anruf zu spät zur Arbeit: 1 Minuspunkt
- MA arbeitet 2 Stunden länger, weil ein Kollege krank ist: 1 Pluspunkt
- MA springt an seinem freien Tag für einen kranken Kollegen ein: 2 Pluspunkte für Vollzeit-MA, 1 Pluspunkt für Aushilfen
- MA meldet sich bei Krankheit nicht per Anruf, sondern per Whatsapp-Nachricht: 2 Minuspunkte
Da ist auch etwas Aufwand dabei und man muss aufpassen, dass es ein faires Punktesystem wird, aber nach etwas Eingewöhnung geht das nun recht schnell und es hilft mir auch bei Jahresgesprächen, Beurteilung der Leistung in der Probezeit, man hat gleich einige Notizen für Lohnverhandlungen, usw.
Es hilft mir aber auch ganz gut dabei "faule Äpfel" zu identifizieren. Ernste Gespräche führe ich nach negativen Vorfällen natürlich auch direkt mit dem MA.
Eine Sache, die deine Berater sicherlich schon mal angesprochen haben:
Wie ist das denn mit den Öffnungszeiten? 08:00 - 22:00 Uhr kann deinen Arbeitstag ziemlich in die Länge ziehen, wenn du vor hast am Nachmittag zu gehen, aber die Spätschicht ausfällt. Wäre die Zeit nun nur bis 19:00 Uhr, wären das im Notfall zumindest 3 Stunden weniger.
Da muss man sich natürlich überlegen, in welchem Ausmaß die Umsätze, die aktuell zwischen 19:00 und 22:00 Uhr erzielt werden, dann noch vor 19:00 Uhr kommen würden und welche Höhe komplett weg fällt. Auf der anderen Seite hätte man etwas mehr Freizeit, was ja auch wichtig ist.
Wenn der ganze Stress sich gesundheitlich negativ Auswirkt, sollte man sich meiner Meinung nach eine Auszeit gönnen. Das ist allerdings auch leichter gesagt, als getan - vor allem, wenn Kredite laufen.
Ich drücke dir auf jeden Fall für die Zukunft die Daumen und wünsche dir alles Gute. Ich hoffe, du sprichst auch mit deiner Frau über all deine Sorgen - das bedeutet ja nicht gleich, dass du ihr ihr Glück nicht gönnen würdest.
PS: Whatsapp ist echt manchmal die Pest.

Warum verstehen einige Leute nicht, dass man z. B. im Krankheitsfall unbedingt angerufen werden will, auch wenn man es schon mehrmals angesprochen hat (es steht sogar im Arbeitsvertrag drin...)? Wenn ich aktiv im Verkauf bin, bekomme ich oft Whatsapp-Nachrichten gar nicht mit und wundere mich dann, warum der Mitarbeitern nicht pünktlich zu seiner Schicht kommt...
PPS: Flyerfirmen sind oft mit vorsicht zu genießen. Bei meinem vorherigen Arbeitgeber hatten wir auch immer auffällig bessere Rückläufe, wenn wir selber Flyer verteilten. Bei meinem aktuellen Arbeitgeber lasse ich auch lieber die eigenen Mitarbeiter Flyer verteilen.
Noch was: Was ist denn aus dem guten alten "Was nicht passt, wird passend gemacht" geworden? Kann doch nicht sein, dass alle wegen ein paar cm das Zeug nicht kaufen wollen...
