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Autor Thema: Politikthread 2004  (Gelesen 19566 mal)

mancity

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Re: Politikthread 2004
« Antwort #160 am: 02.August 2005, 11:41:28 »

Hier mal eine Rede der ostdeutschen Publizistin Daniela Dahn vom Erfurter Sozialform. Ich find sie gut, weil sie auch veranschaulicht, dass die Anhänger des freien Marktes eine ganz und gar nicht neue Ideologie vertreten, aber den Linken vorwerfen, sie wären von gestern.

"Daniela Dahn

Drei Stunden Arbeit am Tag werden genügen   





 AUS DEM DENKKäFIG AUSBRECHEN
Für eine Wirtschaftsordnung, die jedem seine Würde lässt - ein Plädoyer auf dem Erfurter Sozialforum

Am Wochenende schloss das Erfurter Sozialforum mit der Ankündigung, wer den neoliberalen Umbau vorantreibe, müsse "mit massivem Widerstand rechnen". Zu einem der zahlreichen Podien des ersten Treffens dieser Art in Deutschland war auch die Schriftstellerin Daniela Dahn geladen. Auf ihrer Erklärung beruht der hier abgedruckte Artikel.

Es sind überaus erfreuliche Umstände, die uns vor überaus unerfreuliche Probleme stellen: Die Massenarbeitslosigkeit wird scheinbar deshalb ausgelöst, weil wir weniger schuften müssen, freizügiger reisen dürfen und länger leben können. In Wirklichkeit wird sie ausgelöst, weil wir unfähig sind, diese emanzipatorischen Errungenschaften in gesellschaftlichen Fortschritt, in Glück für alle zu verwandeln.

Als sich die Sozialdemokratie 1891 hier in Erfurt ihr Programm gab, leuchtete ein solcher Fortschritt als Fernziel durch. Und der einflussreiche Ökonom Keynes prophezeite schon vor 80 Jahren: Drei Stunden Arbeit am Tag werden genügen. Stattdessen befinden sich hierzulande mehr als sieben Millionen Menschen eben nicht in emanzipierter, sondern in trostloser Lage, sie haben gar keine Arbeit. Die Gesellschaft ist gespalten in anerkannte Leistungsträger und alimentierte Überflüssige. Die EU hat eine Armutsgrenze von 700 Euro Nettoeinkommen im Monat ermittelt - Hartz IV-Empfänger bekommen die Hälfte und bleiben auch mit Zuschüssen unter dem Existenzminimum. Es sind arme Menschen. Das Einzige, was bei den so genannten Reformen funktioniert, ist die Einschüchterung. Die Angst vor Arbeitslosigkeit ist eine dauerhafte, perfekte Repression, der Verlust der Arbeit schließlich eine Gewalterfahrung.

Das DIW hat vor wenigen Tagen eine Studie vorgestellt, die belegt, dass die Armut im Osten Deutschlands weiter gewachsen ist. (Im Westen ist sie konstant geblieben, was auch nicht tröstlich ist.) Das Durchschnittseinkommen ist auf den Stand von 1994 zurückgefallen und beträgt wieder nur 80 Prozent des Westniveaus. Zieht man die Zuschüsse aus dem Staatshaushalt ab, beträgt es sogar nur 63 Prozent, was der niedrigste Wert seit dem Mauerfall ist. Aufhorchen lässt eine Nebenbemerkung des Institutes: Die gestiegene Ungleichheit sei nicht mehr mit dem bisherigen Umverteilungssystem über Steuern und Transfers korrigierbar. Der einzige Ausweg sei der Abbau der Arbeitslosigkeit.

Für diese epochale Aufgabe hat niemand Patentrezepte, zweifellos auch ich nicht. Was die etablierten Parteien als Therapie gegen Massenarbeitslosigkeit empfehlen, mutet allerdings an, als wolle eine Mücke einem sich im Fieberwahn wälzenden Elefanten kalte Wadenwickel machen. Seit 20 Jahren versagt diese Quacksalberei. Steuergeschenke an die Wirtschaft haben keine Arbeitsplätze gebracht, im Gegenteil: zwei Drittel der Gewinne werden in Rationalisierung, also in Arbeitsplatzabbau investiert.

Manche Politiker und Gewerkschafter, wie der Wirtschaftsminister oder der DGB-Vorsitzende, stehlen sich gar ganz aus der Verantwortung, indem sie den Irrtum verbreiten, die Schaffung von Arbeitsplätzen sei Sache der Unternehmen. Doch nach herrschender Gesetzeslage müssen und dürfen Konzerne und Betriebe gar nichts, außer rentabel sein. Bei Strafe der feindlichen Übernahme oder einfach der Insolvenz verbieten sich gemeinnützige Erwägungen. Als zweitgrößter Deutscher vereinnahmt, kann Marx ja kaum noch aufschrecken: "Die räuberischen Strukturgesetze des Kapitals lassen es räuberisch sein, wo es nicht durch die Gesellschaft zur Rücksicht gezwungen wird."

Die zur Rücksicht auf die Bedürfnisse der Menschen zu zwingende Gesellschaft besteht aus Parteien, Regierungen, Parlamentariern, Gewerkschaftern, Bürgerbewegungen. Es ist ihre Aufgabe, Verhältnisse zu schaffen, unter denen alle eine sinnvolles Dasein und ein sorgenfreies Auskommen haben. Deshalb sind unter den Wortführern beim ersten Sozialforum in Deutschland gute Namen wie attac, Rosa-Luxemburg-Stiftung, GEW, IG Metall und ver.di - als größte Einzelgewerkschaft der Welt persönlich vertreten durch ihren engagierten Vorsitzenden Frank Bsirske. Und auch die neugierige Aufmerksamkeit für die als Gast geladene Linkspartei kann nicht überraschen. Es gibt Konstellationen, in denen die Gesellschaft aus der Opposition nachhaltiger verändert werden kann als aus der Regierung. Nur wenn der neoliberalen Einheitspartei im Parlament künftig hörbar widersprochen wird, können überholte Gewissheiten erschüttert werden.

Etwa der Aberglaube, wonach immer noch Wachstum der Garant für die benötigten Arbeitsplätze wäre. In Aufbauphasen mag die Konjunktur die Arbeitslosigkeit gemildert haben, abgeschafft werden konnte sie nie. Kein Ökonom vermag heute überzeugend vorherzusagen, wie viel Leistungssteigerung denn wie viel Arbeitsplätze bringen würde. Eine Schätzung geht davon aus, dass ein jährliches (und unerreichbares) Wachstum von drei Prozent 600.000 Arbeitsplätze schaffen könnte. Angenommen dies sei real, dann bräuchten wir, um alle sieben Millionen Menschen ohne Arbeit zu beschäftigen, ein jährliches Wachstum von 35 Prozent. Wie würden wohl wir und die Natur danach aussehen? Wo doch schon bei drei Prozent Zuwachs die nächste Generation doppelt so viel konsumieren müsste, wie wir heute. Und die übernächste das Vierfache ... Wozu? Die sich beschleunigende Steigerung ist eine Existenzbedingung des Kapitalismus, nicht der in ihm lebenden Menschen. Sie werden dadurch immer wieder in Sinnkrisen gestürzt.

Seien wir doch ehrlich: die Massenarbeitslosigkeit lässt sich bei ungebremster Ausdehnung der Profitmaximierung über den ganzen Globus, und unter beinahe ausschließlichem Privateigentum an Produktionsmitteln, nicht bekämpfen. Die systeminterne Logik ist offenbar ausgereizt. Daran wird auch eine Linke kurzfristig nichts grundlegend ändern. Nur wenn sie Mehrheiten dafür gewinnt, aus diesem Denkkäfig auszubrechen, könnte sie mittel- und langfristig neue einheimische, europäische und globale Spielregeln erlassen.

Arbeitslosigkeit ist die radikalste Form von Arbeitszeitverkürzung. Eine Nulllösung, die beweist, die Wirtschaft braucht Verkürzung, aber die Menschen brauchen sie nicht so. Die verbleibende Erwerbsarbeit muss gerechter verteilt werden. Ob es realistisch ist, drastische Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich zu fordern, ist auch unter Gewerkschaftern umstritten. Da heute schon viele bereit sind, für weniger Geld länger zu arbeiten, wenn sie nur den Arbeitsplatz behalten, scheint es mir folgerichtig, dass sie unter dieser Bedingung auch nicht abgeneigt wären, erträgliche Geldeinbußen durch sehr viel weniger Arbeit auszugleichen.

Ergänzend dazu müsste ein neuer Typ von natur- und menschenzugewandter Arbeit mit einem durch Steuergerechtigkeit finanzierten Bürgergehalt entgolten werden. Erst dieses unabhängig machende Grundeinkommen würde dazu berechtigen, von einem Bürgerstaat zu sprechen, in dem jeder in Würde leben kann.

Ein solcher Staat hätte eine weitere Möglichkeit, Arbeitsplätze zu schaffen, wenn er nämlich selbst Unternehmer ist. Wenn er also aus der effektiven Verwaltung von partiellem Gemeineigentum Gewinne erzielt, die in jenes Bürgergehalt investiert werden können. Wer glaubt, dies seien unbelehrbare Rückgriffe in die planwirtschaftliche Mottenkiste sei versichert: Alle Wiederbelebungsversuche der "guten alten Zeiten" sind unrealistisch, dafür gibt es im Osten einen Erfahrungsvorsprung. Dieser besagt aber auch: Durch die schrankenlose Privatisierung fast aller öffentlichen Güter haben die Politiker sich selbst entmachtet. Wo kein Haben ist, da ist nach geltender Spielregel auch kein Sagen. Wer nur noch Schulden verwaltet, kann nicht gestalten.

In seiner Streitschrift Wozu noch Gewerkschaften betont Oskar Negt: "Wer nicht die Herrschaftsverhältnisse als Ganzes abschaffen will, wird sie auch in ihren Teilaspekten nicht überwinden können." Wer dieser Forderung Radikalität unterstellt, sei daran erinnert, dass zur Zeit nur eins radikal ist: das Kapital. Gebraucht wird eine gemischte Wirtschaftsordnung, in der die Fermente Markt und Plan optimal dosiert werden, in der die Bürger Mitsprache über Haushalte haben, weil der Anteil des Gemeineigentums erstmalig demokratisch kontrolliert wird. In der die Regierung wieder regiert. Denn wenn die Demokratie nicht die Wirtschaft erfasst, ist sie keine.
 
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Raven

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Re: Politikthread 2004
« Antwort #161 am: 02.August 2005, 12:45:45 »

Dann will ich mal, wo es geht, gegenhalten, auch wenn der Grundtonus der Rede sicherlich ein sehr lobenswerter ist:

Hartz IV-Empfänger bekommen die Hälfte und bleiben auch mit Zuschüssen unter dem Existenzminimum.

Meiner bescheidenen Meinung nach eine wunderbare Fehlaussage. "Den" Hartz-IV-Empfänger gibt es nämlich nicht. Es wird unterschieden, ob Familie Ja/Nein, wie hoch das frühere Einkommen war usw, usw.

Es gibt statistisch keinen einzigen Beleg dafür, daß es seit Hartz IV mehr arme Menschen in Deutschland gibt. Dies ist - und hier  hakt ihre Argumentation - eher die typische Haltung der Linken, die mit großer Konsequenz behauptet, der Verlust der Arbeit wäre zur Zeit gleichzusetzen mit dem abrutschen in völlige Armut.

Es geht bei Hartz IV übrigens auch nicht darum, ein Leben in Wohlstand zu ermöglichen, sondern einen Zuschuss zu geben, der es dem Arbeitslosen ermöglicht, über die Runden zu kommen  - der ihn aber gleichzeitig fordert und ihm die z.B. auch die Annahme eines niedriger bezahlten Jobs reizvoll werden lässt. Arbeitslosengeld soll nicht ein Almosen sein, sondern eine Hilfe, die auf keinen Fall von der Pflicht zur Annahme eines angebotenen und zumutbaren Jobs befreit.
Ich bin der Meinung, daß Hartz IV vom Ansatz her in eine gute Richtung ging - die Umsetzung war jedoch dann eine komplette Katastrophe, die den Staat mehr Geld gekostet hat als als vorherige. Das liegt aber leider auch daran, daß rot-grün mal wieder versucht hat, es allen Recht zu machen.

Seit 20 Jahren versagt diese Quacksalberei. Steuergeschenke an die Wirtschaft haben keine Arbeitsplätze gebracht, im Gegenteil: zwei Drittel der Gewinne werden in Rationalisierung, also in Arbeitsplatzabbau investiert.

Und wieder eine komplette Falschaussage. Das Pro-Kopf-Einkommen in den letzten Jahrzehnten ist gewaltig gestiegen, der Wohlstand wurde vermehrt  - das Wirtschaftswachstum hat unseren jetztigen, extrem hohen Lebensstandard erst ermöglicht. Wieso haben denn eigentlich Länder wie England,Neuseeland oder Schweden es geschafft, durch eine zugegebenermassen recht radikale, aber eben sehr wirtschaftfreundliche Politik die Arbeitslosenzahlen gewaltig zu minimieren?  Ausserdem frage ich mich, wie man in einen Arbeitsplatzabbau "investieren" kann?!? Ein Betrieb, der 2/3 seines Gewinnes in die Entlassung von Leuten investiert, geht schneller kaputt, als Daniela Dahn "Gysi" sagen kann...


Etwa der Aberglaube, wonach immer noch Wachstum der Garant für die benötigten Arbeitsplätze wäre


Was denn dann? Sie selber bringt das schönste Beispiel: nach WWII gab es ein gewaltiges Wirtschaftswachstum, dito auch wenig Arbeitslose. Vollbeschäftigung ist eine schöne Phantasie, die es in meinen Augen nie geben wird - genauso wie eine Gesellschaft völlig ohne Krankheiten. Aber eine Arbeitslosenzahl von unter 1 Million, wie es sie zeitweise in den 60ern gab, ist von der Gesellschaft trag- und auch gut versorgbar. Schau dir doch mal Asien an: viele dortige Länder sind im Zuge eines guten Wirtschaftswachstums von Dritt-Welt-Ländern zu entwickelten Staaten mit hohem Lebensstandard geworden. Japan oder SüdKorea waren unlängst noch Bauernstaaten mit hohen Armutsquoten! Man kann sich auch Indien oder China anschauen, wo sich die Lebensverhältnisse schrittweise verbessern und sich im Vergleich zu vor 20 Jahren bereits gewaltig verbessert haben.

Angenommen dies sei real, dann bräuchten wir, um alle sieben Millionen Menschen ohne Arbeit zu beschäftigen, ein jährliches Wachstum von 35 Prozent. Wie würden wohl wir und die Natur danach aussehen? Wo doch schon bei drei Prozent Zuwachs die nächste Generation doppelt so viel konsumieren müsste, wie wir heute. Und die übernächste das Vierfache ... Wozu?

Bei dem Absatz musste ich fast laut lachen. War ja klar, daß die Ökokeule schnell noch gezückt werden muss. Ich lese gerade ein sehr interessantes Buch, daß sich "Apokalypse No!" nennt und von einem schwedischen Statistiker geschrieben wurde, der Greenpeace-Mitglied war und eigentlich über den zunehmenden Verfall der Umwelt schreiben wollte, dann aber feststellte, daß sich vieles statistisch gesehen VERBESSERT hat und z.B. ein von grünen Chefideologen gerne zitiertes Phänomen wie das Waldsterben völliger Blödsinn und statistisch nicht nachvollziehbar ist. Man kann nämlich auch so argumentieren: mehr Wachstum ---> mehr Geld zur Verfügung ---> mehr Geld um umweltschonende Autos, Nahrungsmittel zu kaufen und sich teurere alternative Energiequellen zu leisten ---> mehr Geld, das der Staat hat, um z.B. einen sinnvollen Umgang mit Wasser im Ackerbau zu fördern ---> mehr Geld für die Forschung, um z.B. das Benutzen von erneuerbaren Energien zu optimieren usw, usw....

Die größten Umweltverschmutzer aller Zeiten waren übrigens die, ääh, eher linken Ostblockstaaten....

Deshalb sind unter den Wortführern beim ersten Sozialforum in Deutschland gute Namen wie attac, Rosa-Luxemburg-Stiftung, GEW, IG Metall und ver.di - als größte Einzelgewerkschaft der Welt persönlich vertreten durch ihren engagierten Vorsitzenden Frank Bsirske.

Gute Namen,hihi. Da würde bei attac ja sogar noch zustimmenm aber bei Bsirske - etwa der gleiche Bsirske, dessen Gewerkschaft einen rekordverdächtigen Mitgliederschwund zu verzeichnen hat, weil er in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung nix besseres zu tun hat, als hochprozentige Gehaltserhöhungen für den öffentlichen Dienst zu fordern...


Durch die schrankenlose Privatisierung fast aller öffentlichen Güter haben die Politiker sich selbst entmachtet. Wo kein Haben ist, da ist nach geltender Spielregel auch kein Sagen. Wer nur noch Schulden verwaltet, kann nicht gestalten.


Obwohl diese Aussage mit dem Thema Arbeitslosigkeit wenig zu tun hat, hat sie hier sicher recht. Man muss gewisse öffentliche Güter definieren, die unantastbar sind - Krankenhäuser und Schulen z.B., oder eventuell auch die Wasserversorgung. Ein Siemens gesponsertes Geschichtsbuch ist sicherlich ein Albtraum. Aber eben gerade, um diese öffentlichen Güter noch finanzieren zu können, wäre es wichtig, daß der Staat sich aus anderen Felder, die nicht unbedingt seine Aufgabe sind (womit wir beim Thema Rente wären) bis auf ein Minimum zurückzieht (Stichwort Basisrente) und Bedingungen schafft, in denen es wieder zu einem vernünftigen Wachstum der Wirtschaft kommt (Stichwörter Kündigungsschutz, Tarifverträge....). Genau hier sagt sie doch genau das Richtige: wer nur noch Schulden verwaltet, kann nicht gestalten --> also müssen Schulden abgebaut werden, dazu muss gespart werden und es muss mehr eingenommen werden. Oder?

Insgesamt doch eine Rede, die meine Meinung bestätigt, daß die größte Stärke der Linken darin besteht, apokalyptische Szenarien heraufzubeschwören, in denen jeder arm und einige wenige reich sind, die Umwelt zerstört wird und der Mensch seiner Freiheit beraubt wird....dabei gab es das schon mal: in dem von der früheren PDS/SED und heutigen Linkspartei regierten Staat namens DDR.


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mancity

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Re: Politikthread 2004
« Antwort #162 am: 02.August 2005, 13:52:34 »

Hi Raven,

interessante Argumente - auch wenn ich bei vielem völlig anderer Meinung bin.

Geh nur mal auf die wichtigsten ein:

Hartz4: Ich denke schon, das ist mit Abrutschen in die Armut verbunden. Kannst dir ja mal überlegen, wie man von ca. 330 Eus in Ossiland leben kann. Da bleibt kein Geld übrig für Kleidung, Kultur, Haushaltsgeräte. da kann man gerade mal seine Lebensmittel von bezahlen. Das wiederum führt zu sozialer Ausgrenzung (wer will schon was mit armen Menschen zu tun haben?), wodurch wiederum das Selbstwertgefühl bis ganz unten sinkt. Dann noch motiviert Arbeit zu suchen und zu finden, ist schon ein Kunststück.

 Weiterhin: was nutzt die Annahme niedirg bezahlter Arbeit? Der Staat spart Kosten, aber es gibt mittlerweile genug Jobs (Friseure u. a.) wo die Leute auch nicht mehr von diesen Jobs leben können. Ich hab übirgens auch so einen Job (in der IT-Branche). Das Phänomen nennt man "working poor". Gibts in USA schon seit Jahren, und wird demnächst auch bei uns zur Massenerscheinung werden. Was meinste, wieso die Deutschen sonst solche Angst vor nem Arbeitsplatzverlust haben? Weil sie sicher sind, auf jeden Fall wieder was zu finden?


Das reale Pro-Kopf-Einkommen ist meines Wissens überhaupt nicht nennenswert gestiegen (inflationsbereinigt, meine ich).

Wirtschaftswachstum: Ja, warum hatten wir (bzw. der Westen) das? Weil alles kaputt war und die Nachfrage übelst hoch war. Aber wer mal bisschen Wirtschaft studiert hat, weiß, dass das Pendel schon seit den 70ern umgeschwenkt ist, d.h. das Angebot ist seitdem höher als die nachfrage. Deswegen sinkt auch das Wachstum immer weiter.
Der Punkt ist auch eher folgender: du beschriebst den Sprung von Entwicklungsland zum Industrieland. Das was wir jetzt erleben, ist aber ein andere Dimension: die der postindustriellen Ära, in der ehemals hochentwickelte Nationen mit den Ausbeutungsmethoden in den Schwellenländern nicht mehr mithalten können, weswegen die Industrien immer mehr abwandern.
Das wiederum heißt: jeder, der auf diese Logik eingeht, fördert damit einfach die Wiedereinführung frühkapitalistischer Ausbeutungsmethoden.
Japan ist übrigens ein gutes Beispiel, um zu zeigen, wie der Staat mit seinem Protektionismus die eigene Wirtschaft geschützt hat. Aber das würdest du wahrscheinlich als nationalistisch und damit überholt bezeichnen. Die Japaner haben zum Beispiel die eigenen Wirtschaft vor ausländischer Konkurrenz geschützt und sich gleichzeitig das Know How aus dem Westen angeeignet. Genauso macht es jetzt auch China. Da wird geistiges Eigentum geklaut, dass es nicht mehr geht. Aber selbst das werden sie auch bald nicht mehr nötig haben, denn die geistigen Eliten dort sind enorm am Wachsen.
Und was macht der Westen: plädiert immer schön für den freien Markt und merkt nicht, wie genau dort das Kapital mehr und mehr abfließt. Wenn das nicht Schwachsinn ist, was dann?


Umweltschutz: Sicher wird auf dem gebiet nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Aber gibt es bis jetzt einen Weg aus der Energiesackgasse? Ich seh keinen. Wir leben vom Öl und wissen nicht, was danach kommt. Solarenergie ist bis jetzt auch viel zu teuer.
Was passiert erst, wenn eine Milliarde Chinesen Auto fährt. Die Rohstoffmärkte werden so schnell leergefegt sein, so schnell kann man gar nicht gucken.


Wie man in Arbeitsplatzabbau investieren kann? Die Frage ist ja wohl wirklich sehr naiv. Man schließt ein rentables Unternehmen in Deutschland und baut es in Ungarn oder China neu auf. Aus deutscher Perspektive ist das eine Investition in Arbeitsplatzabbau. Lies mal die Geschichte über IBM in der letzten "Zeit" (wahrlich kein linkes Blatt übrigens): da haben Mitarbeiter aus Deutschland die Leute in Ungarn angelernt, und stehen ab September selber auf der Straße.
Verstehst du das wirklich nicht, dass daraus einfach Ängste entstehen MÜSSEN, weil du weißt, du bist nie gut genut, um nicht entlassen zu werden? Und wie eine Gesellschaft aussieht, die mit solchen massiven Ängsten lebt, erlebt man ja täglich. Da geht es auch nicht nur um materielle Aspekte, viel dringlicher sind die psychischen Verwerfungen.

Naja Gewerkschaften halte ich auch zum Teil für fragwürdig, denn sie tun nur was für die leute, die Arbeit haben, aber nicht für die Arbeitslosen.


Schulden: Dahn meint aber das gegenteil von dem, was du interpretierst. Sie will die staatlichen Einnahmen erhöhen, und eben nicht die Infrastruktur zu Tode sparen. Kannst dir ja mal England anschauen, wohin das führt. Da gibts Gegenden, wo seit Jahrzehnten nix mehr passiert ist. Soviel zum Erfolg von New Britain.


Ich kann schon verstehen, dass man solche Beiträge wie die von Dahn nicht versteht oder verstehen will, wenn man Arbeitslosigkeit und geringe Einkommen nur aus dem Fernsehen kennt. Und: klar, im Durchschnitt geht es den Deutschen prima. Nur dass eben 20 Prozent fast nichts davon haben, während die oberen 10 000 das 100- oder 1000-fache verdienen (wenn das mal reicht). Diese Ungleichheit hat bis jetzt noch jede Gesellschaft zerstört. Und so wird es auch hier passieren, kannste wetten. Denn es war ja gerade das Erfolgsrezept von Ludwig Erhard, eine sogenannte Mittelstandsgesellschaft aufzubauen, in der es (fast) jeder aus dem Stand des Arbeiters in die Mitte der Gesellschaft geschafft hat. Heute geht der Weg in die umgekehrte Richtung.


Zum Thema DDR sag ich nur soviel: Klar, dort wurden die Leute jeden Tag geknechtet und terrorisiert - genauso wie heute alle Leute die Freiheit genießen und das Gefühl haben können, ihr eigener Herr zu sein. Tut mir leid, diese Schwarzmalerei der DDR ist mir einfach nur primitiv.
Zumal gerade viele obere SEDler ihren Frieden mit dem Kapitalismus gemacht haben, und eben genau ehemalige DDR-Dissidenten den Kapitalismus kritisieren.

Mancity






 
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Texas_Rattlesnake

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Re: Politikthread 2004
« Antwort #163 am: 02.August 2005, 14:14:17 »

Hartz IV-Empfänger bekommen die Hälfte und bleiben auch mit Zuschüssen unter dem Existenzminimum.

Ich bin der Meinung, daß Hartz IV vom Ansatz her in eine gute Richtung ging - die Umsetzung war jedoch dann eine komplette Katastrophe, die den Staat mehr Geld gekostet hat als als vorherige. Das liegt aber leider auch daran, daß rot-grün mal wieder versucht hat, es allen Recht zu machen.

Hier stimme ich zu! Für mich besteht der gravierendste Fehler des ALG II darin, daß unberücksichtigt bleibt, wie lange ein Arbeitsloser vorher in das System einbezahlt hat! Da werden Leute, die 20 Jahre Arbeitslosenversicherung gezahlt haben, mit denen, die vielleicht nur 2 Jahre einzahlten auf eine Stufe gestellt!

Zitat
Seit 20 Jahren versagt diese Quacksalberei. Steuergeschenke an die Wirtschaft haben keine Arbeitsplätze gebracht, im Gegenteil: zwei Drittel der Gewinne werden in Rationalisierung, also in Arbeitsplatzabbau investiert.

Und wieder eine komplette Falschaussage. Das Pro-Kopf-Einkommen in den letzten Jahrzehnten ist gewaltig gestiegen, der Wohlstand wurde vermehrt  - das Wirtschaftswachstum hat unseren jetztigen, extrem hohen Lebensstandard erst ermöglicht.


Dennoch ist es eine Tatsache, daß viele Unternehmen trotz der Einfuhr von Rekordgewinnen Arbeitsplätze in Deutschland abbauen (z.B. die Deutsche Bank). Es kann doch nicht sein, daß sich die Unternehmen immer nur hinstellen und schreien, daß die Steuern zu hoch seien und wenn es dann Vergünstigungen gibt, streichen sie trotzdem Arbeitsplätze!

Zitat
Da würde bei attac ja sogar noch zustimmenm aber bei Bsirske - etwa der gleiche Bsirske, dessen Gewerkschaft einen rekordverdächtigen Mitgliederschwund zu verzeichnen hat, weil er in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung nix besseres zu tun hat, als hochprozentige Gehaltserhöhungen für den öffentlichen Dienst zu fordern...

Nun ja - wenn man sich dieTarifabschlüsse der letzten Jahre so anschaut, ist es doch kein Wunder, daß immer mehr Beschäftigte des öfferntlichen Sektors der Gewerkschaft den Rücken kehren. Insbesondere, da in der Öffentlichkeit meist nur die Positiven Sachen für die Beschäftigten genannt wurden.....

Zitat

Durch die schrankenlose Privatisierung fast aller öffentlichen Güter haben die Politiker sich selbst entmachtet. Wo kein Haben ist, da ist nach geltender Spielregel auch kein Sagen. Wer nur noch Schulden verwaltet, kann nicht gestalten.


Obwohl diese Aussage mit dem Thema Arbeitslosigkeit wenig zu tun hat, hat sie hier sicher recht. Man muss gewisse öffentliche Güter definieren, die unantastbar sind - Krankenhäuser und Schulen z.B., oder eventuell auch die Wasserversorgung. Ein Siemens gesponsertes Geschichtsbuch ist sicherlich ein Albtraum. Aber eben gerade, um diese öffentlichen Güter noch finanzieren zu können, wäre es wichtig, daß der Staat sich aus anderen Felder, die nicht unbedingt seine Aufgabe sind (womit wir beim Thema Rente wären) bis auf ein Minimum zurückzieht (Stichwort Basisrente) und Bedingungen schafft, in denen es wieder zu einem vernünftigen Wachstum der Wirtschaft kommt (Stichwörter Kündigungsschutz, Tarifverträge....). Genau hier sagt sie doch genau das Richtige: wer nur noch Schulden verwaltet, kann nicht gestalten --> also müssen Schulden abgebaut werden, dazu muss gespart werden und es muss mehr eingenommen werden. Oder?

Hier kann ich wieder zustimmen! Der Staat gibt zu viel Geld für Sachen aus, um die sich jeder Einzelne selbst kümmern könnte anstatt sich auf wirklich wichtige öffentliche Güter wie Bildung zu konzentrieren.

Zitat
Insgesamt doch eine Rede, die meine Meinung bestätigt, daß die größte Stärke der Linken darin besteht, apokalyptische Szenarien heraufzubeschwören, in denen jeder arm und einige wenige reich sind, die Umwelt zerstört wird und der Mensch seiner Freiheit beraubt wird....dabei gab es das schon mal: in dem von der früheren PDS/SED und heutigen Linkspartei regierten Staat namens DDR.

Sorry Raven, aber man kann die SED und die PDS bzw. Linkspartei nicht in eine Schublade stecken - das sind 2 verschiedene Paar Schuhe! Ich habe zu diesem Thema schon öfter Diskussionen geführt und hab so die Erfahrung gesammelt, daß viele, die nicht vom DDR-Regime betroffen waren, diesen Fehler begehen!

@ Mancity:

Zitat
Zum Thema DDR sag ich nur soviel: Klar, dort wurden die Leute jeden Tag geknechtet und terrorisiert - genauso wie heute alle Leute die Freiheit genießen und das Gefühl haben können, ihr eigener Herr zu sein. Tut mir leid, diese Schwarzmalerei der DDR ist mir einfach nur primitiv.

Etwas drastisch ausgedrückt, aber den Nagel auf den Kopf getroffen!

Zitat
Weiterhin: was nutzt die Annahme niedirg bezahlter Arbeit? Der Staat spart Kosten, aber es gibt mittlerweile genug Jobs (Friseure u. a.) wo die Leute auch nicht mehr von diesen Jobs leben können. Ich hab übirgens auch so einen Job (in der IT-Branche). Das Phänomen nennt man "working poor". Gibts in USA schon seit Jahren, und wird demnächst auch bei uns zur Massenerscheinung werden. Was meinste, wieso die Deutschen sonst solche Angst vor nem Arbeitsplatzverlust haben? Weil sie sicher sind, auf jeden Fall wieder was zu finden?

So ist es! Gerade auch durch die drastisch steigenden Kosten für Mobilität wird es immer schwieriger mit dem Job so viel zu verdienen, daß es zum Leben reicht!





« Letzte Änderung: 02.August 2005, 14:22:53 von Texas_Rattlesnake »
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Ich möchte schlafend sterben wie mein Opa, nicht kreischend und schreiend wie sein Beifahrer.  ;)

Raven

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Re: Politikthread 2004
« Antwort #164 am: 02.August 2005, 15:28:08 »

@mancity: Erstmal: mein Gott, was schreiben wir hier für lange Beiträge, als ich mal in einem anderen Forum eine ähnliche Diskussion anleiern wollte, bekam ich meist nur 1-Satz-Antworten à la "Viva la Revolution" oder ähnlichem.  ;D

Zitat
Hartz4: Ich denke schon, das ist mit Abrutschen in die Armut verbunden. Kannst dir ja mal überlegen, wie man von ca. 330 Eus in Ossiland leben kann. Da bleibt kein Geld übrig für Kleidung, Kultur, Haushaltsgeräte. da kann man gerade mal seine Lebensmittel von bezahlen. Das wiederum führt zu sozialer Ausgrenzung (wer will schon was mit armen Menschen zu tun haben?), wodurch wiederum das Selbstwertgefühl bis ganz unten sinkt. Dann noch motiviert Arbeit zu suchen und zu finden, ist schon ein Kunststück.

Ich habe nie behauptet, daß es für einen Hartz-IV-Empfänger leicht ist - ich halte die 330 Euronen für äußerst knapp bemessen. Dennoch ist es - wie Frau Dahn auch sagte - "nur" der Grundsatz, viele Empfänger werden zumindest ein bisschen mehr zur Verfügung haben. Aber - es ist wenig und ein harter Einschnitt, richtig.

Darauf basierend aber ein phänomenales Gedankenkonstrukt aufzubauen, daß die Gesellschaft einen dann sofort fallen lässt und das einem sozusagen das Recht gibt, jede motivierte Arbeitssuche fallenzulassen, halte ich für eine grundfalsche Annahme. Nehmen wir mal an, es wäre so - läge das Problem dann nicht eher in einer gesellschaftlichen Denkweise, die soziale Kriterien (ist mein Gegenüber arm/reich) vor alles andere stellt? Wird diese Denkweise, die riesige Gräben zwischen den gesellschaftlichen Schichten (die es immer geben wird) schafft, nicht eher von Linkspartei und Co. gefördert? Ist dies eine Entschuldigung, keine Arbeit zu suchen und sich damit seiner gesellschaftlichen Verantwortung zu entziehen? Das sehe ich nicht so.

Die zweite Frage, die sich stellt: gibt es eine Alternative?Kann es sich unser Staat leisten, so zu tun, als hätte er nicht einen riesigen Schuldenberg angehäuft? Als wäre noch Geld da für Forschung, Bildung, Gesundheitssystem? Ist es nicht eher unsozial, wenn z.B. Theater zunehmend schliessen müssen bzw. ihre Eintrittspreise verdoppeln? Wenn es irgendwann mal gute, aber teure private Schulen gibt und schlechte Staatliche?

Hartz IV ist hart und bedeutet einen Rieseneinschnitt in das Leben desjenigen, der seine Arbeit verliert; ich bin z.B. auch dagegen, hier noch weiter "zuzulangen". Aber ist nun mal Fakt, die Lohnnebenkosten in Deutschland viel zu hoch sind und das Land dadurch gegenüber dem, was im Osten kommt, zunehmend konkurrenzunfähiger wird. Es geht ja hier eben gerade um den von dir so gelobten bürgerlichen Mittelstand!Es sind doch nicht BMW und Co, die kaputt gehen!Sondern die kleineren Betriebe, denen die Schaffung von Arbeitsplätzen zu teuer ist!Denen das  Entlassen von Inkompetenten Arbeitskräften unmöglich gemacht wird! DIE leiden im Endeffekt am meisten unter dem überblähten Sozialstaat!
Zitat
Weiterhin: was nutzt die Annahme niedirg bezahlter Arbeit? Der Staat spart Kosten, aber es gibt mittlerweile genug Jobs (Friseure u. a.) wo die Leute auch nicht mehr von diesen Jobs leben können. Ich hab übirgens auch so einen Job (in der IT-Branche). Das Phänomen nennt man "working poor". Gibts in USA schon seit Jahren, und wird demnächst auch bei uns zur Massenerscheinung werden. Was meinste, wieso die Deutschen sonst solche Angst vor nem Arbeitsplatzverlust haben? Weil sie sicher sind, auf jeden Fall wieder was zu finden?

Was das nutzen soll? Ich bin der Meinung, daß jeder Mensch eine gesellschaftliche Verantwortung hat, die z.B. darin besteht, staatliche Hilfe nur dann anzunehmen, wenn er sie denn auch braucht. Wenn ich also statt Hartz IV die Möglichkeit habe, mich mit einem Job durchzuschlagen, sollte ich sie annehmen. Diesem Phänomen der "Working Poor" könnte der Staat z.B. mit Steuergutschriften entgegenwirken.

Ich sehe dazu den Zustand der erzwungenen Arbeitslosigkeit als einen der schlimmstmöglichen Zustände, die einen (wohlgemerkt gesunden) Menschen in seiner Lebensführung ereilen können. Einen Job anzunehmen gibt einem Leben einen gewissen zusätzlichen Sinn und erlaubt ein Wiedereintreten in die Arbeitswelt, das Sammeln von Berufserfahrung und damit das Erhöhen von Chancen auf einen besser bezahlten, anderen Job. Mir wäre der Gedanke, daß ich selber für meine Familie sorge, auch wenn ich dazu schwer arbeiten muss, lieber, als der Gedanke, vonm Staat durchgefüttert zu werden.

Das Problem ist ja auch das, das es in manchen Branchen Arbeitsplätze gibt, es aber an quailifizierten Arbeitnehmern fehlt.Wieso? Weil der deutsche Staat zuwenig in Bildung investiert! Wieso wandern denn viele Spitzenforscher in die USA ab? Weil ihnen dort ordentliche Arbeitsbedinungen und eine großzügige staatliche Finanzierung zur Verfügung stehen. In D gibt es zur Zeit eine richtige Intellektuellenflucht. Diese kreative Kraft fehlt dem Land am Ende, darüber sollte man nachdenken.

Zitat
Der Punkt ist auch eher folgender: du beschriebst den Sprung von Entwicklungsland zum Industrieland. Das was wir jetzt erleben, ist aber ein andere Dimension: die der postindustriellen Ära, in der ehemals hochentwickelte Nationen mit den Ausbeutungsmethoden in den Schwellenländern nicht mehr mithalten können, weswegen die Industrien immer mehr abwandern.
Das wiederum heißt: jeder, der auf diese Logik eingeht, fördert damit einfach die Wiedereinführung frühkapitalistischer Ausbeutungsmethoden.

Diese Logik hat einen gravierenden Fehler: sie sieht diese Schwellenländer als eine träge, sich nicht bewegende Masse an.Ich lasse jetzt mal Japan und Südkorea außen vor- diese sind keine Schwellenländer mehr und haben gute Arbeitsbedingungen.

Aber, Mancity, glaubst du denn, diese "frühkapitalistischen" Ausbeutungsmethoden lassen sich in Indien oder China halten, wenn diese Länder sich zunehmend weiterentwickeln? Hier war es doch auch nicht anders! Mit dem zunehmenden Wohlstand entwickeln sich auch die Arbeitsbedingungen weiter. Hier hat es auch in Indien z.B. bereits gute Verbesserungen gegeben, wenngleich es noch lange nicht zufriedenstellend ist. Man muss sich allerdings auch im klaren sein, daß unsere Arbeitszeiten paradiesisch sind und in Zeiten des extremen Post-WW-II-Wirtschaftswachstums eingeführt wurden. Eine 36-Stunden-Woche wird sich einfach nicht mehr halten lassen, weil jeder Japaner, Chinese oder Inder wenig Probleme damit hat, 40 Stunden pro Woche zu arbeiten - was ich .z.B.  für eine vertretbare Arbeitszeit halte. - ohne sich dabei ausgebeutet zu fühlen. Es ist doch auch paradox, daß in vielen Fällen hierzulande die Gewerkschaften streiken, während die betroffene Arbeiterschaft bereit wäre, mehr zu arbeiten, um Standorte zu erhalten.

Ich denke die Arbeitsbedinungen werden sich in der Mitte einpendeln - China und Indien werden bessere, wir zum Teil verschlechterte Bedingungen haben, ohne daß dabei von Ausbeutung die Rede sein muss. Anders wird es aber nicht gehen, wenn wir konkurrenzfähig bleiben wollen.

Zitat
Umweltschutz: Sicher wird auf dem gebiet nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Aber gibt es bis jetzt einen Weg aus der Energiesackgasse? Ich seh keinen. Wir leben vom Öl und wissen nicht, was danach kommt. Solarenergie ist bis jetzt auch viel zu teuer.
Was passiert erst, wenn eine Milliarde Chinesen Auto fährt. Die Rohstoffmärkte werden so schnell leergefegt sein, so schnell kann man gar nicht gucken.

Es ist immer wieder belustigend und auch irgendwie schockierend, mit welcher Arroganz wir dem Chinesen sein Auto verbieten wollen. Das ist der wunderbare Welt der Linken heutzutage : wir haben unseren Wohlstand, aber wen die anderen ihn kriegen würden, dann geht die Welt unter.

Statistisch reichen bei unserem aktuellen Verbrauch und dem aktuellen Stand der Wissenschaft unsere Ölvorräte noch für 40 Jahre. Aua! Der Witz ab dem ganzen ist, daß wir z.B. 1980 noch für 30 Jahre Vorräte hatten. Warum? Die Jahresproduktion ist in die Höhe geschossen, wir können mittlerweile dank Forschung mit den Ressourcen besser umgehen, es werden jährlich neue Vorräte (auch in nicht bekriegten Ländern wie Irak) entdeckt. Die bekannten Ölvorräte sind von ungefähr 20 Milliarden Barrel im Jahre 1920 auf über 1000 Milliarden Barrel im Jahr 2000 angestiegen. Wir lernen zunehmend besser, z.B. Schieferöl zu nutzen. Experten gehen von aus, das das gesamte, auf der Erde vorhandene Öl unseren Vorrat selbst bei steigendem Verbrauch noch 5000 Jahre lang decken wird. In 5000 Jahren werden wir es hoffentlich hingekriegt haben, Solarzellen so zu tunen, daß sie effektiv und billig für alle Strom produzieren würden.

Übrigens: es ist mittlerweile auch schon so weit, daß man, wenn man 2,6% der Sahara mit Solarzellen abdecken würde, genügend Energie zur Befriedigung des weltweiten Bedarfes erlangen könnte,

Von daher schert mich das ökologische Schreckgespenst herzlich wenig. Sollen die Chinesen soviel Auto fahren, wie sie wollen. Außerdem hat schon ein ordentlicher Anteil der 1 Milliarde ein Auto.


Zitat
Wie man in Arbeitsplatzabbau investieren kann? Die Frage ist ja wohl wirklich sehr naiv. Man schließt ein rentables Unternehmen in Deutschland und baut es in Ungarn oder China neu auf. Aus deutscher Perspektive ist das eine Investition in Arbeitsplatzabbau. Lies mal die Geschichte über IBM in der letzten "Zeit" (wahrlich kein linkes Blatt übrigens): da haben Mitarbeiter aus Deutschland die Leute in Ungarn angelernt, und stehen ab September selber auf der Straße.
Verstehst du das wirklich nicht, dass daraus einfach Ängste entstehen MÜSSEN, weil du weißt, du bist nie gut genut, um nicht entlassen zu werden? Und wie eine Gesellschaft aussieht, die mit solchen massiven Ängsten lebt, erlebt man ja täglich. Da geht es auch nicht nur um materielle Aspekte, viel dringlicher sind die psychischen Verwerfungen.

Ich habe jüngst eine Umfrage gelesen, in der 80% der Deutschen der Meinung waren, ihr Arbeitsplatz wäre sicher. Das sind 20% zu wenig, aber dein Bild einer angstdurchzogenen Gesellschaft kann ich trotzdem nicht teilen.
Man kann einem Betrieb nicht immer vorwerfen, daß er ins Ausland zieht. Es stimmt: maximale Rentabilität ist ein Grundprinzip der freien Marktwirtschaft. Wenn ich also als IBM in Ungarn noch rentabler arbeiten kann, werde ich das tun.

Ich bin der Meinung, daß uns IBM einen Dreck scheren sollte, die Jungs würden selbst bei maximalst besten Bedinungen ins Ausland ziehen. Das Problem sind doch nicht unbedingt die Großkonzerne, sondern mehr die mittelständischen Betriebe, denen durch hohe Lohnnebenkosten und unflexible Tarifverträge ein rentables Arbeiten unmöglich gemacht wird. Wieso ist den Handwerksarbeit so teuer in Deutschland? Weil die Arbeitsgeber teilweise pro Arbeiter mehr an Sozialabgaben zahlen müssen als an Gehalt, das schlägt sich dann im Preis nieder --- eine weitere fatale Konsequenz davon ist die Schwarzarbeit, die den Staat jährlich Milliardenbeträge kostet.

Dazu kommt dann noch die unsägliche Bürokratie - in Deutschland dauert es im Schnitt 45 Tage, bis eine Unternehmensgründung möglich ist - soviel wie in Albanien oder Nigeria. Apropos Friseusen: ich hatte unlängst ein längeres Gespräch mit meiner, wieso sie sich nicht selbstständig macht. Antwort: wenn du heute in D dein eigener Chef sein willst, bist du ziemlich am *****. Das ist eine gute Zusammenfassung mancher Probleme.

Ich bin aber auch der Meinung, daß Betriebe nicht von jeder Verantwortung befreit sind - das es geht, hat man doch im Falle Opel gesehen. Allerdings muss mehr Spielraum da sein, um einen nicht rentablen Standort zu einem rentablen Machen zu können, ohne daß dann gleich die Zelte abgebaut werden müssen.
Zitat
Zum Thema DDR sag ich nur soviel: Klar, dort wurden die Leute jeden Tag geknechtet und terrorisiert - genauso wie heute alle Leute die Freiheit genießen und das Gefühl haben können, ihr eigener Herr zu sein. Tut mir leid, diese Schwarzmalerei der DDR ist mir einfach nur primitiv.
Zumal gerade viele obere SEDler ihren Frieden mit dem Kapitalismus gemacht haben, und eben genau ehemalige DDR-Dissidenten den Kapitalismus kritisieren.

Genau, die DDR war toll.  ::) Deswegen gab es ja auch keine Revolution und man brauchte keine STASI, um die Leute bei der Stange zu halten. Damit sage ich natürlich nicht, daß für den einzelnen kein Glück drin ist - da hatte ich mal eine längere Diskussion mit Ostverwandten meiner Verlobten: es wäre arrogant, so zu tun, als wären alle Ostler wegen ihres früheren Systems lebensunfähig, das will ich auch nicht. Ich sage ja auch nicht, daß in der DDR alle geknechtet wurden - ich würde nur behaupten, daß unser System dem Einzelnen sehr viel mehr Freiheiten lässt und dem Kommunismus unter dem Strich in sehr vielen (wenn nicht allen) Belangen überlegen ist.

@texas:

Ich versuche ja auch, sie nicht in eine Schublade zu stecken - genau genommen ist es aber eine Linie und es hat nie ein richtiges Bekenntnis der PDS zur Demokratie und ein Abschwören vom Kommunismus gegeben. Es stecken da auch noch vielzuviele alte Funktionäre mit drin, als daß ich die Partei als wählbar ansehen würde. Und Lafontaine ist in meinen Augen auch kein wirklicher Demokrat.
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mancity

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Re: Politikthread 2004
« Antwort #165 am: 02.August 2005, 16:12:47 »

@mancity: Erstmal: mein Gott, was schreiben wir hier für lange Beiträge, als ich mal in einem anderen Forum eine ähnliche Diskussion anleiern wollte, bekam ich meist nur 1-Satz-Antworten à la "Viva la Revolution" oder ähnlichem.  ;D



Find ich gut so und ist ein Beweis, dass dieses Forum seinen Auftrag für mehr Bildung ernst nimmt.  ;D

Werd erst später oder morgen zum Antworten kommen, da ich zum Glück gerade viel zu tun hab arbeitstechnisch.

Nur kurz zur DDR: es sind auch viele Leute auf die Straße gegangen, weil sie eine bessere DDR wollten und keine Bundesrepublik. Ob das wirklich gegangen wäre, ist die Frage. Doch wir konnten es ja nicht mal ausprobieren. Stattdessen bricht uns wegen der 1:1 Währungsumstellung der ganze Ostmarkt weg und auf dem Binnenmarkt werden die Ossis von den Westfirmen überrannt. Das find ich nun ganz und gar undemokratisch. Hat sogar Sebastian Haffner gemeint, dass ihn die Wiedervereinignung an den Anschluss Österreichs an Deutschland erinnert hat - und der Mann ist ein Zeitzeuge gewesen und hat sich das nicht bloß angelesen.

Über die Erdölrechnung muss ich aber echt mal nachdenken. Also 5000 Jahre erscheinen mir echt etwas viel - trotzdem ne ungewöhnliche Perspektive.


Edit: Seh noch gerade deinen Beitrag zur Selbstständigkeit. Da ich selbst seit langem mit dem Gedanken spiele, kann ich dir da recht geben.
Ich wüsste zum Beispiel nicht, wie ich die ganzen Versicherungen und derlei in der Anfangszeit bezahlen soll, denn ein Geschäft trägt sich ja oft erst nach ein, zwei Jahren. Doch gerade in meiner angestrebten Branche (in der ich am besten qualifiziert bin), braucht es einen langen Anlauf, um nach und nach Kontakte aufzubauen. Doch wenn ich mich nicht selbstständig melde, obwohl ich ja meinen Kundenstamm aufbaue, aber längst nicht leben könnte davon, bewege ich mich schon in die Zone von Schwarzarbeit. Ich weiß nicht, vielleicht mach ich da einen Denkfehler, aber irgendwie hab ich schon das Gefühl, dass man nur bestraft wird, wenn man sich selbstständig machen will.



« Letzte Änderung: 02.August 2005, 16:25:00 von mancity »
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Texas_Rattlesnake

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Re: Politikthread 2004
« Antwort #166 am: 02.August 2005, 16:24:42 »


Zitat
Weiterhin: was nutzt die Annahme niedirg bezahlter Arbeit? Der Staat spart Kosten, aber es gibt mittlerweile genug Jobs (Friseure u. a.) wo die Leute auch nicht mehr von diesen Jobs leben können. Ich hab übirgens auch so einen Job (in der IT-Branche). Das Phänomen nennt man "working poor". Gibts in USA schon seit Jahren, und wird demnächst auch bei uns zur Massenerscheinung werden. Was meinste, wieso die Deutschen sonst solche Angst vor nem Arbeitsplatzverlust haben? Weil sie sicher sind, auf jeden Fall wieder was zu finden?

Was das nutzen soll? Ich bin der Meinung, daß jeder Mensch eine gesellschaftliche Verantwortung hat, die z.B. darin besteht, staatliche Hilfe nur dann anzunehmen, wenn er sie denn auch braucht. Wenn ich also statt Hartz IV die Möglichkeit habe, mich mit einem Job durchzuschlagen, sollte ich sie annehmen. Diesem Phänomen der "Working Poor" könnte der Staat z.B. mit Steuergutschriften entgegenwirken.

Das ist ja das Problem! Gerade wenn ich an das Programm der CDU denke, in dem z.B. die Pendlerpauschale weiter gekürzt werden soll! Sorry, aber der Benzinpreis steigt immer weiter und damit verbunden steigen auch die Kosten, die Arbeitsstätte zu erreichen.
In meinen Augen paßt es einfach nicht zusammen, daß wir von den Arbeitslosen mehr Flexibilität fordern und sie auch überregionale Jobs annehmen sollen, wir im Gegenzug aber trotz der steigenden Kosten, die Vergünstigung senken! Wenn die Leute durch Hartz IV 300 Euro erhalten und mit nem schlecht bezahlten nach Abzug der Fixkosten noch 200 muß man sich nicht wundern, daß diese Leute diesen Job dann nicht annhemen!

Zitat
Ich habe jüngst eine Umfrage gelesen, in der 80% der Deutschen der Meinung waren, ihr Arbeitsplatz wäre sicher. Das sind 20% zu wenig, aber dein Bild einer angstdurchzogenen Gesellschaft kann ich trotzdem nicht teilen.
Nun ja - solche Umfragen sind doch immer sehr zweifelhaft! Ich gehe jede Wette ein, daß bei einer Umfrage in Bayern oder BW andere Werte herauskommen als bei einer Umfrage in Meck-Pom oder Sachsen-Anhalt!

Zitat
Man kann einem Betrieb nicht immer vorwerfen, daß er ins Ausland zieht. Es stimmt: maximale Rentabilität ist ein Grundprinzip der freien Marktwirtschaft. Wenn ich also als IBM in Ungarn noch rentabler arbeiten kann, werde ich das tun.


Ich denke schon, daß man dies in manchen Fällen tun kann! Sicher ist es irgendwo verständlich, daß die Unternehmen möglichst kostengünstig produzieren wollen, aber man kann nicht nur von den Arbeitnehmern verlangen Abstriche zu machen. Auch manche Firmen könnten auf etwas Gewinn verzichten und stattdessen in Deutschland bleiben!

Dies ändert aber nix daran, daß Du Recht damit hast, daß eine Entbürokratisierung auf dem Arbeitsmarkt einiges bewwirken könnte....

Zitat
Genau, die DDR war toll.  ::) Deswegen gab es ja auch keine Revolution und man brauchte keine STASI, um die Leute bei der Stange zu halten. Damit sage ich natürlich nicht, daß für den einzelnen kein Glück drin ist - da hatte ich mal eine längere Diskussion mit Ostverwandten meiner Verlobten: es wäre arrogant, so zu tun, als wären alle Ostler wegen ihres früheren Systems lebensunfähig, das will ich auch nicht. Ich sage ja auch nicht, daß in der DDR alle geknechtet wurden - ich würde nur behaupten, daß unser System dem Einzelnen sehr viel mehr Freiheiten lässt und dem Kommunismus unter dem Strich in sehr vielen (wenn nicht allen) Belangen überlegen ist.

Hey - ich will die DDR auch um keinen Preis zurück haben, dies ändert aber nichts daran, daß es sehr viele gute Sachen gab! Das Bildungssystem der DDR war z.B. - abgesehen von der vermittelten Ideologie - erstklassig! Nicht umsonst stehen z.B. die Finnen in diversen Test ganz oben, die vor einigen Jahren große Teile des DDR-Systems übernahmen!

Und auch wenn meine Generation (zu großen Teilen) vom Umschwung profitierte, sollte man nicht vergessen, daß es noch genügend Leute gibt, denen es heute schlechter geht als im DDR-Regime! Leider ist das so (und damit meine ich jetzt keine ehemaligen SED- oder Stasi-Bonzen!)

Natürlich läßt unser aktuelles System dem Individuum viel mehr Freiheiten - aber man muß auch die finanziellen Mittel haben, diese Freiheiten zu nutzen. Und das ist ein Problem!

Zitat
@texas:

Ich versuche ja auch, sie nicht in eine Schublade zu stecken - genau genommen ist es aber eine Linie und es hat nie ein richtiges Bekenntnis der PDS zur Demokratie und ein Abschwören vom Kommunismus gegeben. Es stecken da auch noch vielzuviele alte Funktionäre mit drin, als daß ich die Partei als wählbar ansehen würde. Und Lafontaine ist in meinen Augen auch kein wirklicher Demokrat.


Sicher stecken in der PDS auch teilweise noch Ex-Funktionäre, allerdings dürfte dies auch in anderen Parteien so sein. Wie viele nicht wissen gab es z.B. die CDU auch in der DDR  - als sogenannte Blockpartei. Ich würde nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, daß solche Leute nicht heute noch in der CDU organisiert sind!

Ich finde schon, daß man den demokratischen Grundgedanken bei der PDS sieht. So tritt sie doch z.B. regelmäßig dafür ein, daß das Volk mehr Mitbestimmungsrecht bei grundlegenden Entscheidungen erhalten sollte. Finde ich gar nicht Mal so schlecht. In anderen Ländern sind Volksabstimmungen zu wichtigen Themen Gang ung Gebe, aber bei uns.... ::)

Ich finde einfach, daß den anderen deutschen Parteien einfach eine stichhaltige Argumentation gegen die PDS fehlt und man sie deshalb immer nur auf die SED und das DDR-Regime reduziert.

Mich würde Mal konkret interessieren, wo Du die Gründe dafür siehst, daß es seit der Wende der PDS immer wieder gelang 20% der Wählerstimmen zu bekommen! Komischerweise scheinen hier nicht viele der Meinung zu sein, daß in der PDS noch viel SED steckt!

« Letzte Änderung: 02.August 2005, 16:30:11 von Texas_Rattlesnake »
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Socrates

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Re: Politikthread 2004
« Antwort #167 am: 02.August 2005, 17:00:25 »

Ich finde schon, daß man den demokratischen Grundgedanken bei der PDS sieht. So tritt sie doch z.B. regelmäßig dafür ein, daß das Volk mehr Mitbestimmungsrecht bei grundlegenden Entscheidungen erhalten sollte. Finde ich gar nicht Mal so schlecht. In anderen Ländern sind Volksabstimmungen zu wichtigen Themen Gang ung Gebe, aber bei uns.... ::)

Weil die PDS eine Partei von populistischen Rattenfänger ist und Volksabstimmungen das beste Medium dafür sind. Schau dir doch nur die Abstimmung über die EU-Verfassung in Frankreich an. Worüber wurde denn da abgestimmt? Ganz bestimmt nicht über die Verfassung selbst, von der die Meisten wohl überhaupt keine Ahnung hatten. Da gab's dann Transparente mit "non a la constitution+non a la turquie=non a la chirac", wo sich mir die Frage stellt was Chirac und der Türkeibeitritt mit der Verfassung zu tun haben. Sorry, aber dieses Beispiel zeigt nunmal wieder, dass das Volk hochgradig verblödet ist und am Besten so wenig wie möglich befragt werden sollte. Da will ich mich auch gar nicht von ausnehmen. Obwohl ich mich als überdurchschnittlich politisch interessiert bezeichnen würde sind meine Kenntnisse über die EU-Verfassung viel zu gering, dass ich mir zutraue darüber ein Urteil zu fällen.
Was wäre denn wenn es in Deutschland eine Abstimmung gegeben hätte? Die PDS hätte eine prima Bühne gehabt um gegen die großkapitalistische EU zu hetzen; die Verfassung an sich wäre dann völlig nebensächlich gewesen.
 

Zitat
Mich würde Mal konkret interessieren, wo Du die Gründe dafür siehst, daß es seit der Wende der PDS immer wieder gelang 20% der Wählerstimmen zu bekommen! Komischerweise scheinen hier nicht viele der Meinung zu sein, daß in der PDS noch viel SED steckt!

Ich will ja jetzt nicht unken, aber worin siehst du die Gründe, dass auch die NPD teils 20% erreicht hat?

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Re: Politikthread 2004
« Antwort #168 am: 02.August 2005, 17:09:27 »

@ Socrates:

Man muß ja auch nicht über Gott und die Welt abstimmen lassen. Ich hätte mir z.B. eine Abstimmung zur Einführung des Euro oder allgmein zum deutschen EU-Beitritt gewünscht!
Ist es Dir etwa lieber, wenn die Politik am Willen der Bevölkerung vorbei betrieben wird? Nee - dann ist mir lieber, daß Mal ne Abstimmung in die Hose geht als das wir überhaupt keine Volksabstimmungen praktizieren!


Ich will ja jetzt nicht unken, aber worin siehst du die Gründe, dass auch die NPD teils 20% erreicht hat?

Sorry, aber mir ist keine Wahl bekannt, in der die NPD / DVU auf mehr als 10% der Stimmen kam! Woran dies liegt ist meines Erachtens klar und eindeutig: Protestwählertum - zumindest bei 7 oder 8% der Stimmen.
Im übrigen trat dieses "Phänomen" bei 1 oder 2 Wahlen der letzten Jahre auf, während die PDS regelmäßig um die 20% der Stimmen abräumt!

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Re: Politikthread 2004
« Antwort #169 am: 02.August 2005, 17:22:58 »

@ socrates,

Wählerbeschimpfungen sind natürlich waaaahnsinnig demokratisch.  ::)
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Re: Politikthread 2004
« Antwort #170 am: 02.August 2005, 18:17:05 »

Ist es Dir etwa lieber, wenn die Politik am Willen der Bevölkerung vorbei betrieben wird?

Tja, und was ist der Wille der Bevölkerung? Bei brisanten Themen ist's dann ganz schnell der der Zeitung mit den vier großen Buchstaben. Auch wenn es sich schön anhört, aber plebiszitäre Demokratie birgt nunmal auch ein großes Risiko. Politik ist kein Abenteurspielplatz, dass man eben so einfach den Euro ablehnt weil man ja die gute, alte Mark so toll findet. Mal ganz ehrlich wer von uns kann den ernsthaft alle Vor- und Nachteile des (T)euro -womit wir wieder bei der BILD wären- objektiv abschätzen? Demokratie nur der Demokratie wegen, die dann von Laien betrieben wird ist ja auch nicht das Wahre. Meines Erachtes öffnen Volksentscheide nur Populisten und linken sowie rechten Rattenfängern Tür und Tor, wie man wiedermal prima an Frankreich gesehen hat.
Ich bin sogar ein Befürworter direkter Demokratie und für mehr Einbeziehung des Volkes in die Politik - aber bitte subsidiär, von unten nach oben, und nicht von oben nach unten.

Zitat
Sorry, aber mir ist keine Wahl bekannt, in der die NPD / DVU auf mehr als 10% der Stimmen kam! Woran dies liegt ist meines Erachtens klar und eindeutig: Protestwählertum - zumindest bei 7 oder 8% der Stimmen.
Im übrigen trat dieses "Phänomen" bei 1 oder 2 Wahlen der letzten Jahre auf, während die PDS regelmäßig um die 20% der Stimmen abräumt!

Die 20% bezogen sich auf gewisse NPD-Hochburgen in der sächsischen Schweiz. Was ich damit sagen wollte ist, dass die NPD genauso wie die PDS ihre Wähler nicht aus ihrem ach so tollen Parteiprogramm rekrutiert, sonder aufgrund von Frust, Entäuschung und ihrer vermeintlichen Abgrenzung zu den bürgerlichen Parteien. Würde man die PDS nicht so verteufeln würde sie auch sicherlich viel schlechter dastehen.


@ socrates,

Wählerbeschimpfungen sind natürlich waaaahnsinnig demokratisch. ::)

Bitte?
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Re: Politikthread 2004
« Antwort #171 am: 03.August 2005, 08:53:32 »


Tja, und was ist der Wille der Bevölkerung? Bei brisanten Themen ist's dann ganz schnell der der Zeitung mit den vier großen Buchstaben. Auch wenn es sich schön anhört, aber plebiszitäre Demokratie birgt nunmal auch ein großes Risiko. Politik ist kein Abenteurspielplatz, dass man eben so einfach den Euro ablehnt weil man ja die gute, alte Mark so toll findet. Mal ganz ehrlich wer von uns kann den ernsthaft alle Vor- und Nachteile des (T)euro -womit wir wieder bei der BILD wären- objektiv abschätzen? Demokratie nur der Demokratie wegen, die dann von Laien betrieben wird ist ja auch nicht das Wahre. Meines Erachtes öffnen Volksentscheide nur Populisten und linken sowie rechten Rattenfängern Tür und Tor, wie man wiedermal prima an Frankreich gesehen hat.

Du hast schon Recht, daß immer mehr "Meinungsmache" durch die Medien passiert und sicher trägt die BILD auch ihren Teil dazu bei, aber wie viele Bild-Leser gibts denn? 3 Mio, 4 Mio? Selbst wenn die sich alle davon beeinflussen lassen würden - was ich nicht glaube - ist das nur ein Bruchteil der Bevölkerung!
Im übrigen passiert doch im Vorfeld einer Wahl fast das Gleiche - man wird auch durch diverse Berichterstattungen beeinflußt, wenn man das zuläßt. Dann müßten ja auch die Wahlen abgeschafft werden....

Zum Euro: Du magst Recht haben, daß Du und ich nicht alle Vor- und Nachteile des Euro erkennen können, aber ehrlich gesagt reichen mir die Erfahrungen des täglichen Lebens aus, um den Euro abzulehnen! Für mich hatte die Einführung mehr Nachteile als Vorteile. Mag sein, daß dies zu engstirnig gedacht ist, aber der (T)Euro ist für mich eine Tatsache und nicht nur ein subjektives Empfinden, wie gern versucht wird zu vermitteln!

Zitat
Die 20% bezogen sich auf gewisse NPD-Hochburgen in der sächsischen Schweiz. Was ich damit sagen wollte ist, dass die NPD genauso wie die PDS ihre Wähler nicht aus ihrem ach so tollen Parteiprogramm rekrutiert, sonder aufgrund von Frust, Entäuschung und ihrer vermeintlichen Abgrenzung zu den bürgerlichen Parteien. Würde man die PDS nicht so verteufeln würde sie auch sicherlich viel schlechter dastehen.

Natürlich wählten auch viele die PDS aus Protest, aber hast Du schon Mal nachgedacht warum? Gerade in der Nachwendezeit waren hier viele über die Art und Weise, wie die Wiedervereinigung durchgezogen wurde, schwer enttäuscht und wählten PDS weil sie hofften, dadurch etwas mehr Mitbestimmung gewinnen zu können.
Das diese Parteien jetzt immer mehr Zulauf bekommen haben die anderen Parteien in meinen Augen doch selbst verschuldet! Ich kann mich an keinen Wahlkampf erinnern, in dem keine Versprechungen gemacht wurden, die später nicht haltbar waren. Meist wurde dann nach fadenscheinigen Ausreden gesucht. Das die Leute das auf Dauer nicht mitmachen ist doch klar!

Allerdings bezweifle ich auch, daß die Linkspartei da besser ist. In meinen Augen ist das Wahlprogramm vollkommen utopisch und nicht zu finanzieren. Dennoch werden die wohl viele wählen, weil sie  von den anderen die Nase voll haben. Ob das dann so gut ist, sei Mal dahingestellt....

Die Wahl der NPD kam mMn nur zu Stande, weil viele genau wußten, daß es einen Riesenaufschrei in der Öffentlichkeit geben wird und sie sich so erhofften, daß die angestammten Parteien ihre Poltitik überdenken!

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Re: Politikthread 2004
« Antwort #172 am: 16.August 2005, 13:25:42 »


Geh nur mal auf die wichtigsten ein:

Hartz4: Ich denke schon, das ist mit Abrutschen in die Armut verbunden. Kannst dir ja mal überlegen, wie man von ca. 330 Eus in Ossiland leben kann. Da bleibt kein Geld übrig für Kleidung, Kultur, Haushaltsgeräte. da kann man gerade mal seine Lebensmittel von bezahlen. Das wiederum führt zu sozialer Ausgrenzung (wer will schon was mit armen Menschen zu tun haben?), wodurch wiederum das Selbstwertgefühl bis ganz unten sinkt. Dann noch motiviert Arbeit zu suchen und zu finden, ist schon ein Kunststück.

Das stimmt nicht unbedingt. 330 Euro im Ossiland sind den Lebenshaltungskosten entsprechend durchaus ausreichend um zu "leben". Plattenbauwohnungen bekommt man z.B in Halle Neustadt, Leipzig Grünau/Paunsdorf schon für 80 Euro warm nachgeworfen. 250 Euro bleiben zum Leben. Das reicht aus......

Zitat
Weiterhin: was nutzt die Annahme niedirg bezahlter Arbeit? Der Staat spart Kosten

Was hat der Staat damit zu tun? Die Löhne zahlt doch nicht der Staat! Und Kosten kann man nicht sparen.... :P



Zitat
Wirtschaftswachstum: Ja, warum hatten wir (bzw. der Westen) das? Weil alles kaputt war und die Nachfrage übelst hoch war. Aber wer mal bisschen Wirtschaft studiert hat, weiß, dass das Pendel schon seit den 70ern umgeschwenkt ist, d.h. das Angebot ist seitdem höher als die nachfrage. Deswegen sinkt auch das Wachstum immer weiter.

Das Wachstum sinkt doch gar nicht. Deutschland hat ein steigendes Wachstum. Hast du Wirtschaft studiert?  :-\


Zitat
Japan ist übrigens ein gutes Beispiel, um zu zeigen, wie der Staat mit seinem Protektionismus die eigene Wirtschaft geschützt hat. Aber das würdest du wahrscheinlich als nationalistisch und damit überholt bezeichnen. Die Japaner haben zum Beispiel die eigenen Wirtschaft vor ausländischer Konkurrenz geschützt und sich gleichzeitig das Know How aus dem Westen angeeignet.

Japan steckt in einer wirtschaftskrise wie Deutschland. Dort herrschte sogar eine Deflation. Schlimmer als eine Inflation ist sowas..........

Zitat
Genauso macht es jetzt auch China. Da wird geistiges Eigentum geklaut, dass es nicht mehr geht. Aber selbst das werden sie auch bald nicht mehr nötig haben, denn die geistigen Eliten dort sind enorm am Wachsen.

Halb China lebt noch in der Steinzeit. Was die zur Zeit an Kühlschränke etc verkaufen ist der Wahnsinn. Von wem klaut denn China geistiges eigentum?  :-\








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Das ist nichts anderes als spezifisches Humankapital das weitergegeben wird. Eine firma lebt vom spezifischen Humankapital.


Zitat
Ich kann schon verstehen, dass man solche Beiträge wie die von Dahn nicht versteht oder verstehen will, wenn man Arbeitslosigkeit und geringe Einkommen nur aus dem Fernsehen kennt. Und: klar, im Durchschnitt geht es den Deutschen prima. Nur dass eben 20 Prozent fast nichts davon haben, während die oberen 10 000 das 100- oder 1000-fache verdienen (wenn das mal reicht). Diese Ungleichheit hat bis jetzt noch jede Gesellschaft zerstört.

Es gibt eben keine Gesellschaft in der jeder gleich viel verdient. Das ist der natürliche Gang einer freien Marktwirtschaft.








 

Zitat
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Re: Politikthread 2004
« Antwort #173 am: 16.August 2005, 13:58:57 »

ohne weiter aufs Thema einzugehen, aber Wörter wie Human-Capital oder Human-Ressources sagen eigentlich alles, halt nen beliebig austauschbarer Rohstoff und Menschen sind nichts weiter als austauschbare Arbeitsdrohnen. Das dabei das größte Kapital jedes Unternhemens vernichtet wird zählt nicht mehr, Hauptsache kurzfristig die richtige Rendite, was dann in nen paaar jahren passiert interessiert nicht.

Achja,Armutsgrenze: 50% des dutschschnittlichen Einkommens wird als Indikator angesehen, kann sich ja nun jeder selbst ausrechnen wie Hoch die Hartz IV Zahlungen sein müssten (rein statitistisch gesehen natürlich) bei ~20.000€ Netto /Jahr.  :)
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Re: Politikthread 2004
« Antwort #174 am: 16.August 2005, 14:39:05 »


Das stimmt nicht unbedingt. 330 Euro im Ossiland sind den Lebenshaltungskosten entsprechend durchaus ausreichend um zu "leben". Plattenbauwohnungen bekommt man z.B in Halle Neustadt, Leipzig Grünau/Paunsdorf schon für 80 Euro warm nachgeworfen. 250 Euro bleiben zum Leben. Das reicht aus......

Also die Wohnung mußt Du mir in Ha-Neu (Halle-Neustadt) Mal zeigen, die Du für 80 Euro (warm) bekommst......

Ansonsten würde ich sagen, daß man mit den 330 Euro vielleicht das tägliche Leben bestreiten kann (Miete kommt ja noch hinzu), aber wie sieht es mit Sonderausgaben aus? Ohne Auto ist man auf dem Arbeitsmarkt heutzutage erst Recht verloren, also braucht man ein Auto, das auch versichert und betrieben werden muß!

Oder was ist, wenn Mal ne Waschmaschine o.ä. den Geist aufgibt? Vom Arbeitsamt gibts dafür kein zusätzliches Geld und vom Sozialamt auch nicht mehr, da das BSHG (Bundessozialhilfegesetz) weggefallen ist und es immer noch keine Ersatzregelungen gibt!

Für solche Fälle müßte man ja von den 330 Euro noch was bei Seite schaffen und das halte ich für übertrieben! Ich kann den Staat schon irgendwo verstehen. Es ist kein Geld da und viele nutzten die früheren Regelungen im Sozialrecht aus, um den Staat zu betrügen.
Dennoch kann ich doch nicht mit solch unausgegorenen Gesetzen wie Hartz 4 an den Start gehen! Was mich allerdings am gewaltigsten stört ist, daß man bei Hartz 4 unberücksichtigt läßt, wie lange Leute vorher in das System eingezahlt haben! Ich kann doch nicht den 50jährigen, der 30 Jahre gezahlt hat mit dem 20jährigen, der 2 Jahre einbezahlt hat sofort auf eine Stufe stellen  >:(
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Re: Politikthread 2004
« Antwort #175 am: 16.August 2005, 15:02:58 »


Das stimmt nicht unbedingt. 330 Euro im Ossiland sind den Lebenshaltungskosten entsprechend durchaus ausreichend um zu "leben". Plattenbauwohnungen bekommt man z.B in Halle Neustadt, Leipzig Grünau/Paunsdorf schon für 80 Euro warm nachgeworfen. 250 Euro bleiben zum Leben. Das reicht aus......

Also die Wohnung mußt Du mir in Ha-Neu (Halle-Neustadt) Mal zeigen, die Du für 80 Euro (warm) bekommst......


Halle-Neustadt! Massenweise Plattenbauwohnungen. Zum Teil für 50 Euro. Habe 6 Wochen bei einem Immobilienmakler ein Praktikum gemacht (im Bereich der Immobilienbvewertung und Vermittlung). Die gibts Massenweise. In Grünau/Leipzig verhält es sich ähnlich. Die Preise liegen jedoch etwas höher als in Halle Neustadt

Und was willst du mit der Waschmaschine? Von Hand waschen vielleicht?`ist das mittlerweile zuviel verlangt? Warum hat jeder arbeitslose Jugendliche eine Playstation zuhause rumfliegen? Sowas können sie sich ja auch leisten.....
Zitat
Was mich allerdings am gewaltigsten stört ist, daß man bei Hartz 4 unberücksichtigt läßt, wie lange Leute vorher in das System eingezahlt haben! Ich kann doch nicht den 50jährigen, der 30 Jahre gezahlt hat mit dem 20jährigen, der 2 Jahre einbezahlt hat sofort auf eine Stufe stellen  Angry

Wieviele Rentner Ostdeutschlands haben denn in die Rentenkasse eingezahlt? Nicht viele! Sie werden auch auf eine Stufe gestellt. Obwohl sie gar nichts eimbezahlt haben teilweise. Ist das sozial? Aber anders geht es nun mal nicht. Oder einfach kollektiv einschläfern nach dem 69. Geburtstag?
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Re: Politikthread 2004
« Antwort #176 am: 16.August 2005, 15:07:55 »

Na Halllo???????

für die Rentner in Ostdeutschland gab es damals sowas was man gemeinhin als Vertrag bezeichnet, Einigungsvertrag hieß das Teil glaube ich.

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Re: Politikthread 2004
« Antwort #177 am: 16.August 2005, 15:10:56 »

Na Halllo???????

für die Rentner in Ostdeutschland gab es damals sowas was man gemeinhin als Vertrag bezeichnet, Einigungsvertrag hieß das Teil glaube ich.



und wo haben sie eingezahlt?
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Re: Politikthread 2004
« Antwort #178 am: 16.August 2005, 15:18:41 »


und wo haben sie eingezahlt?

durch die damalige Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland, welche per Vertrag sich bereit erklärt hat, Ansprüche aus dem Rentensystem der DDR auf das Rentensystem Deutschlands zu übertragen und ggf. für die zusätzlichen Kosten im Rahmen der Kosten für die Wiedervereinigung aufzukommen. Hätten ja auch alle Renten nach dem DDR System bekommen können, bei nem 2-1 Tausch wäre es heute wohl sogar besser....
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Re: Politikthread 2004
« Antwort #179 am: 16.August 2005, 15:27:55 »


und wo haben sie eingezahlt?

durch die damalige Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland, welche per Vertrag sich bereit erklärt hat, Ansprüche aus dem Rentensystem der DDR auf das Rentensystem Deutschlands zu übertragen und ggf. für die zusätzlichen Kosten im Rahmen der Kosten für die Wiedervereinigung aufzukommen. Hätten ja auch alle Renten nach dem DDR System bekommen können, bei nem 2-1 Tausch wäre es heute wohl sogar besser....

Im Osten wär heute vieles besser wenn man die Leute aus der ehemaligen DDR so hört.  ::) ::)
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