Meine Sicht:
Beileidsbekundungen in der heutigen (Facebook-)Zeit haben immer irgendwas von Sensationstourismus. Umso "spektakulärer" der Tod (z.B. besonders plötzlicher Tod [Herzinfarkt, Autounfall, sonstiges Unglück, der Öffentlichkeit unbekannte Erkrankung] oder besonders junges Alter etc.) umso sensationeller und damit auch berichtenswerter/kommentierungswürdiger ist das dann. Das ist aus meiner Sicht auch nicht besonders verwerflich.
Ich lese zusätzlich zu Facebook/Twitter etc. täglich auch eine überregionale Zeitung in Papierform (ja, ich bin einer der verbliebenen 2 oder 3 Leute, die das noch machen).
Der Unterschied:
In der Zeitung hat der Tod von Mandela dazu geführt, dass sein Leben in Nachrufen, Reportagen und längeren Artikeln noch einmal aufgearbeitet wurde. Damit hat sein Tod auch noch einen Mehrwert gestiftet. Ich konnte viele Dinge, die mir vorher nicht in der Detailtiefe klar waren, nachlesen und über sein Leben und sein Wirken etwas erfahren. Ich kann mein Verhalten dahingehend reflektieren (welche Handlungsweisen Mandelas sind z.B. im Privatleben erstrebenswert) und diskutieren, inwieweit das aktuelle (politische) Zeitgeschehen von Mandela geprägt wurde oder an welchen Stellen man bestimmte Verhaltensweisen/Wertvorstellungen adaptieren könnte/sollte (z.B. Isreal-Palästina-Konflikt [wobei die Rolle Isreals in Bezug auf die Apartheid auch sehr bemerkenswert war]).
Der Tod von Paul Walker war in der Zeitung eine Randnotiz, die maximal zu der Erkenntnis geführt hat: Nicht so schnell Auto fahren innerorts.
Hier sind wir jetzt aber im Internet. Insofern war mir klar, dass hier eher über den Tod von Paul Walker geschrieben und ggf. auch gespöttelt wird (liegt ja auch zu Nahe, wenn der Hauptdarsteller eines Autorennfilms, der auch noch Walker heißt, mit einem Sportwagen zu Tode kommt).
Eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Leben von Nelson Mandela habe ich hier nicht erwartet.
Wenn man diesen Thread "Ruhe in Frieden" als Informationsthread über eine Todesnachricht sieht (und so wurde er bisher gehandhabt), dann ist also aus dieser Logik nachvollziehbar, warum der plötzliche Tod eines populären Schauspielers mehr "Nachrichtenwert" hat, als der Tod eines der wichtigsten Männer der Gegenwartspolitik. Denn bei Mandela ist der Tod ja nicht wirklich die Nachricht, sondern sein Leben wäre es wert, sich damit auseinander zu setzen.
Aus meiner Sicht ist das alles hier ganz normales Sozialverhalten und lässt auch keine Rückschlüsse auf die Gesellschaft zu.
"Früher", als alles besser war (Hinweis: Ironie), hat man halt Nachrufe, die sich mit dem Leben des Verstorbenen befasst haben, gelesen. Heute ist die Nachricht des Todes oft schon der ganze Inhalt. Beides ist jedoch über verschiedene Medien weiterhin verfügbar.
Ich persönlich nutze diesen Thread in anderen Fällen eher dazu, vom Tod einer Person Kenntnis zu nehmen. Ich entscheide dann selbst, ob mich das Leben der Person weiter interessiert und ich dazu mehr erfahren möchte (Mandela) oder eben nicht (Paul Walker).
Persönliche Betroffenheit empfinde ich bei den meisten Todesfällen von Prominenten nicht. Das hatte ich das letzte Mal beim Sänger einer meiner Lieblingsbands, dass ich mich tatsächlich ein paar Stunden emotional angefasst gefühlt habe. Aber wer wie über wen trauert, ist natürlich absolute Privatsache.
Ende des Besinnungsaufsatzes.
EDIT:
Ein Posting mit "Selten hier so viele dumme Posts gelesen" zu beginnen, hat aber auch schon eine gewisse Klasse. DAS ist ein Sozialverhalten, das man in einem Internetforum gerne mal disktuieren könnte. Ist mir im Übrigen im Berufsleben (also offline) in letzter Zeit vermehrt unter gekommen, dass Leute ihre persönliche Meinung als allgemeingültige Wahrheit deklarieren und andere Meinungen auf relativ unsubtile Art und Weise gering schätzen.
Aber die Diskussion sollte vermutlich in einem anderen Thread geführt werden.