Ich habe ein schickes Fußballwochenende in London hinter mir und bin mehr als begeistert von der dortigen Fankultur. Warum mussten wir bloß diese italienische Ultra-Kultur übernehmen? Ein englischer Auswärtsblock ist geprägt von "guten" Kerlen mittleren Alters, nicht von 19jährigen Spaghettiärmchen, die mit Hilfe von schwarzen Kapuzenpullis und Sonnenbrillen verzweifelt versuchen gefährlich auszusehen...der Support ist laut und spielbezogen, schwappt schnell auf größere Teile des Stadions über, kein monotoner Singsang einer Einzelgruppe...die Fans wirken irgendwie echter und emotionaler als unsere Doppelhalterbrigaden.
Aber: keine Fangnetze, keine Zäune, weder zum Spielfeld hin noch zwischen den Blocks. Auch außerhalb der Stadien kaum Fantrennung, scheint einfach nicht notwendig zu sein, ich bekam nicht einmal verbales Gepöbel zwischen aneinander vorbei laufenden Gruppen von Fans etc. mit. Da ist man auf der Insel einfach weiter als bei uns...das hierzulande übliche und augenscheinlich auch gesellschaftlich tolerierte - Stichwort "das sind halt Emotionen" - komplett asoziale Verhalten, vom Becherwurf über Sachbeschädigungen bis hin zum Landfriedensbruch, scheint dort nicht oder in für mich nicht wahrnehmbarer Form vorzukommen.
Dass es im englischen Fußball durchaus ordentliche Hooliganszenen gibt, ist mir bekannt. Die bleiben in der Regel aber unter sich, auch hier in Deutschland gibt es die wenigsten für die Öffentlichkeit wahrnehmbaren Probleme mit Hools, wenn es Ärger gibt sind es in der Regel Ultras oder sternhagelvolle Normalfans.