Die Rückrunde 2039/40
"Herr Lavayeux, die Frage mag respektlos erscheinen, aber ich muss sie dennoch stellen: wieviele Spieler müssen in Ihrer Mannschaft noch ausgetauscht werden, bis Sie endlich zufrieden sind? Sieben Neuzugänge und acht Abgänge, darunter mit Radchenko und Coulibaly auch zwei klare Führungsspieler - fürchten Sie nicht, dass Sie über kurz oder lang eine Patchwork-Truppe trainieren?"Der Fragesteller ist Adrian Vicente, klar.
Wer auch sonst?
Die "Marca", für die er schreibt, ist schon lange dafür bekannt, Clubs außerhalb Madrids nicht so richtig ernst zu nehmen - oder schlimmer noch: ihnen nach Möglichkeit mediale Knüppel zwischen die Beine zu werfen, wo immer es nur geht.
Krisen und Konflikte herbeizureden, indem man normale Nachrichten zum Skandal aufbauscht - das ist kurz zusammengefaßt die Haltung dieses Mediums gegenüber den meisten Clubs in Spanien. Besonders häufig trifft es sportliche Rivalen von Real und damit natürlich zuerst mal den FC Barcelona, in den letzten Jahren aber auch zunehmend Girona oder Espanyol.
Real Saragossa ist eigentlich zu unbedeutend für solche Spielchen - die Gefahr, dass wir dem Starensemble aus der Hauptstadt auch nur auf Fernrohrreichweite nahekommen, ist eigentlich gleich null.
Aber dennoch schlagen wir uns neuerdings regelmäßig mit deren Attacken herum.
Gut, hängt vielleicht damit zusammen, dass ich gleich in der zweiten Pressekonferenz meiner großen Bewunderung für die fantastische Arbeit ausgedrückt habe, die in den letzten Jahren bei Real Sociedad San Sebastian und Espanyol Barcelona geleistet wird...
...andererseits: soll ich meine Meinung zurückhalten, nur damit sich Herr Vicente nicht auf den madrilenischen Schlips getreten fühlt?!
Eben.
Und deswegen sitzt der stets braungebrannte und topmodisch gekleidete Journalist nun auch in jeder zweiten Pressekonferenz, die wir geben und geht uns mit Fragen auf den geist, denen er den Anstrich investigativ motivierter Prokokation zu geben versucht.
"Danke für die Frage, Herr Vicente. Die kurze Antwort darauf lautet schlicht: 'Schon die Fragestellung ist unsinnig." Die lange Version ist völlig unspektakulär und lautet wie folgt: 'Die Abgänge sind in der übergroßen Mehrheit nicht vom Verein forciert, sondern vom jeweiligen Spieler gewünscht worden. Eine Alternative in Form eines angepaßten Vertrags oder geänderter Rollen im Kader war in den Verhandlungen leider nicht erreichbar. Und diese Abgänge zwangen uns im Interesse einer funktionierenden und wettbewerbsfähigen Mannschaft dazu, eine entsprechende Anzahl Neuverpflichtungen zu tätigen. Dass wir bei diesen Zugängen darauf geachtet haben, dass sie sowohl charakterlich als auch sportlich in unsere Mannschaft passen, sollte niemanden überraschen.' Es ging und geht also mitnichten darum, dass ich mit der Mannschaft nicht zufrieden war oder bin. Bin ehrlich gesagt auch etwas überrascht, dass bei Ihnen dieser Eindruck entstanden ist."Sofort ruckt der nächste Arm hoch, er gehört zu einem schlaksigen Mittdreißiger mit jungenhaften Gesichtszügen, der in starkem Kontrast zu Vicente in Jeans und T-Shirt aufgetaucht ist.
"Sergio Hernandez, Radio 5. - Herr Lavayeux, glauben Sie, dass die mehrheitlich jungen und auf Toplevel meist unerfahrenen Zugänge stark genug sind, den Klassenerhalt zu erreichen?"
Hernandez ist ein deutlich angenehmerer Fragesteller. Zwar auch meist kritisch, aber erstens wesentlich besser vorbereitet und informiert als Vicente und zweitens bei aller Kritik immer oberhalb der Gürtellinie mit seinen Fragen.
"Absolut. Zumal die Neuen zwar jung, aber in der Mehrheit eben nicht komplett unerfahren sind. Eric Garibay haben wir beispielsweise von CF Pachuca geholt, mit denen er vor zwei Jahren als Stammspieler mexikanischer Meister wurde. Oder nehmen Sie Tarik Zahir, der kommt aus der Jugendakademie von Velez Sarsfield und hatte bei Khouribga in seiner Heimat Marokko bereits über 40 Erstligaspiele gemacht, als wir in verpflichtet haben.
Sie haben natürlich insofern recht, dass die Primera Division für die meisten Zugänge mindestens ein Schritt nach oben auf der Herausforderungsleiter ist - aber das gilt doch eigentlich für fast jeden, der nicht als Stammspieler von einem Topclub nach Spanien wechselt, oder?
Deswegen noch einmal: ich traue jedem der Neuen genauso wie jedem der Etablierten in meiner Mannschaft zu, diese Herausforderung zu meistern. Andernfalls hätten wir sie nicht verpflichtet."Dann meldet sich hinten links eine Frau mittleren Alteres, die mir ebenfalls inzwischen gut vertraut ist - Maria de los Angeles Fortes von Aragon Radio.
Wenn ich ehrlich bin, ist sie mir ein bißchen unheimlich, auch wenn objektiv betrachtet absolut nichts an ihr oder ihren Fragen auszusetzen ist.
Sie wirkt optisch einfach immer so ein bißchen wie die Leiterin vom Mädcheninternat "Zucht und Ordnung" im Jahre 1955 ...
An dieser Stelle werde ich von meiner inneren Stimme zur Ordnung gerufen ("Du sollst nicht immer so abfällig über andere urteilen, die Du kaum kennst und die Dir nichts getan haben!") und verfolge den Gedanken nicht weiter.
"Maria Fortes, Aragon Radio.
Stimmt es, dass Real Saragossa über die bekannten Zugänge hinaus bereits mit weiteren Spielern verhandelt, die im Sommer zum team stoßen sollen? Und falls ja, wen planen Sie dafür abzugeben, damit alle Spieler registriert werden können und das von der Liga vorgegebene Budget eingehalten wird?""Zur ersten Frage: wir sondieren selbstverständlich auch weiterhin den Markt. Wie Ihnen bestimmt genauso klar ist wie uns, gibt es in einem Kader eigentlich nur eine Konstante, und das ist die Veränderung.
Um es klar zu sagen: wir planen aktuell niemanden abzugeben, aber es kann sehr schnell die Situation entstehen, wo sich das ändert. Bestes Beispiel ist ja der bereits erwähnte Bodgan Radchenko. Ihn abzugeben hatten wir uns zwei Wochen vor Schließung des Winterfenstern nicht vorstellen können. Und jetzt ist er leider dennoch gegangen und wir haben uns mit Victor Stub verstärkt - den Granada ihrerseits bestimmt auch nicht abzugeben geplant hatte.
Wir wären blauäugig, wenn wir nicht versuchen würden, uns für solche Situationen zu wappnen. Und ich bin zuversichtlich, dass uns das auch gelingt."Dann meldet sich nochmal Hernandez.
"Sie haben es ja gerade selbst angesprochen - der bisherige Stammstürmer Radchenko wurde im Kader durch Victor Stub ersetzt. Nur ist der ja nicht der gleiche Stürmertyp. trauen Sie ihm tatsächlich zu, den zentralen Einzelstürmer zu spielen oder wird es bei Saragossa zukünfitg mehr auf das 442 hinauslaufen, das Sie in Ihren bisherigen Stationen ja oft haben spielen lassen ... und weniger das 4411 beziehungsweise 4231, mit dem Sie die ersten Wochen hier in Saragossa bestritten haben?"Ich schmunzele kurz.
"Herr Hernandez, das ist eine gute Frage - aber die werde ich Ihnen heute nicht beantworten. Das ist kein böser Wille, sondern einfach nur der Tatsache geschuldet, dass Victor gerade erst den zweiten Tag bei uns im Training steht und dass wir mit Fabio Senatore ja auch noch einen weiteren Spieler neu verpflichtet haben, der ebenfalls im Offensivdrittel spielen soll. Wir schauen mal, wie sich das entwickelt und in ein paar Wochen könen Sie diese Frage gern nochmal stellen, dann kann ich dazu vielleicht konkreter antworten."Hernandez nickt und kritzelt etwas in seinen Notizblock, dann scheint ihm etwas einzufallen und sein Kopf ruckt hoch.
Mit einem verräterischen Zucken um die Mundwinkel fragt er in die Stille des Raumes:
"Mein Namensvetter bleibt auf der Position des Linksverteidigers, oder haben Sie da eine Umstellung geplant?""Natürlich. Wir haben Sergio Hernandez als klare Verstärkung für die linke Abwehrseite geholt." Ich warte einen halben Augenblick, dann setze ich, nun meinerseits grinsend, hinzu.
"Wobei auch er natürlich ein sehr polyvalenter Spieler ist..."~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Was ich da so flapsig auf der Pressekonferenz zum besten gegeben habe, hat allerdings leider ein sehr konkreten und bitteren Hintergrund - denn uns plagt ab dem Tag meines ersten Trainings mal mehr, mal weniger die Verletzungsseuche.
Und das in einem Maße, dass ich Eloïse bereits nach kurzer Zeit drum gebeten habe, keine Positionsspezialisten ins Auge zu fassen, sondern vornehmlich nach Spielern Ausschau zu halten, die uns an mehreren Stellen auf dem Spielfeld weiterhelfen können.
Das hat zur Folge, dass unser Kader schon während des Winterfensters deutlich flexibler wird, weil wir den einen oder anderen positionsfixen Spieler (wie eben Radchenko) mit polyvalenten Kickern ersetzen - wie eben Senatore und Stub, die zusätzlich zum Zentrumsstürmer auch noch Hängende Spitze spielen oder im offensiven Mittelfeld zum Einsatz kommen können.
Auch wenn ihnen das selbst vielleicht gar nicht so klar ist.
Vor allem Senatore wirkt regelrecht beleidigt, als ich ihm zum ersten Mal vorschlage, er solle sich doch mal hinter den Spitzen versuchen.
Es braucht ein paar Anläufe, bis er sich wenigstens auf den
Versuch einläßt...
Transferfenster hin oder her, Fussball wird in Saragossa natürlich auch noch gespielt.
Und das gar nicht mal so schlecht!
Beim Silvesterkick gegen Cadiz ist es allerdings vor allem eine aufopferungsvolle Defensivarbeit, die den Unterschied macht. Das und ein einzelner später Geistesblitz von Karim Benmoussa, der kurz vor Schluß eine Lücke sieht und aus 23 Metern das Tor des Tages erzielt.
Benmoussa ist nach dem transferfenster übrigens gegen seinen Willen immer noch Teil des Kaders - denn natürlich will auch er weg.
Logisch, ist ja auch ein Führungsspieler...
Das nächste Pflichtspiel führt uns mit dem Drittligisten Teruel zusammen - und die Gastgeber haben die Ehre, die Staffage für Tarek Zahirs erste Tore im Saragossa-Dress Spalier zu stehen.
Klingt despektierlich, ist aber nur ein Versuch, die Leichtigkeit zu beschreiben, mit der sich Zahir zweimal durch die gegnerische Abwehrkette wuselt, um dann schlußendlich einzunetzen.
Defensiv ist das weiterhin sehr ausbaufähig - zwei Gegentore gegen einen in allen Belangen deutlich unterlegenen Kontrahenten sind alles, aber kein Ruhmesblatt! - aber wir sind weiter. YES!
Danach setzt es ein 1:2 bei Rayo Vallecano. Da hatten wir uns vor der Partie nichts ausgerechnet, weil die Gastgeber gerade einen Lauf haben (8 ungeschlagene Spiele) und sogar an die Tür zur Champions-League-Qualifikation klopfen - aber nach dem Spiel sind wir regelrecht sauer, dass wir hier nicht wenigstens einen (hochverdienten) Punkt mitgenommen haben. Immerhin führen wir nach Kornaros' Strafraumkantenrakete Mitte der ersten Halbzeit bis zur 89. Minute noch mit 1:0 ....
"...die Frage ist, ob das ein Fitness- oder ein Konzentrationsproblem ist?", fragt Sergio Hernandez in seinem Radiokommentar.
"Beides,", antworten wir in Gedanken.
Das Zusammenspiel der neu sortierten Mannschaft ist genauso mittelprächtig wie das Selbstbewußtsein der Spieler.
Aber an beidem kann man ja arbeiten.
Erfolgserlebnisse helfen da übrigens richtig gut - wie zum Beispiel ein Heimsieg gegen Mit-Kellerkind Almeria.
Zwar nur 2:1 und nur im Pokal, aber ein - völlig verdienter! - verdienter Pflichtspielsieg ist es dennoch.
Ende Januar ermauern wir uns gegen Topclub Girona noch ein 0:0 und dann ist der Monat auch schon wieder rum.
Der Februar beginnt mit einer klaren Pflichtspielniederlage, die wir eher achselzuckend zur Kenntnis nehmen.
Warum?
Weil wir in der 4. Runde der Copa del Rey zuhause gegen Real Madrid ranmüssen und die Madrilenen trotz zweier Spiele weniger mit 6 Punkten Vorsprung vor Barcelona und Girona an der Tabellenspitze der Liga thronen.
Mit anderen Worten: Real Madrid ist mal wieder das Maß aller Dinge in Spanien. Und das wir da nur in absoluten Ausnahmefällen mithalten können, ist uns genauso klar wie den Reportern und Fans und der sonstigen Öffentlichkeit.
Apropos Reporter:
Adrian Vicente kann es natürlich nicht lassen, danach rhetorisch-hämisch zu fragen, wer an diesem Sieg gezweifelt hat, aber soll er mal machen.
Wir versuchen ihn so gut es geht auszublenden und uns auf das zu konzentrieren, was wir beeinflussen können.
Unsere Leistungen nämlich.
Und die sind gerade jetzt extrem wichtig - wir haben nämlich direkt nach dem Real-Spiel zwei möglicherweise vorentscheidende Auswärtspartien in der Liga vor der Brust.
Erst müssen wir zum Schlußlicht Racing Santander, die darum kämpfen, nicht endgültig den Anschluss zu verlieren - und direkt danach müssen wir zu Celta Vigo.
Die wiederum kämpfen darum, über dem Strich zu bleiben. Und das klappt nur, wenn sie uns schlagen, die haben nämlich nur einen Punkt Vorsprung.
Wenn wir in diesen beiden Partien nicht ordentlich punkten, sieht es sehr düster aus!
Unter diesen Vorzeichen beginnen beide Mannschaften nicht unerwartet ein bißchen nervös - aber Racing, die sowieso mit dem Rücken zur Wand stehen und eigentlich gar nichts mehr zu verlieren haben, schütteln sich ein bißchen schneller als wir und gehen bereits nach 5 Minuten mit der ersten halbwegs gelungenen Offensivaktion in Führung.
Glücklicherweise gelingt Linksaußen Bordalas (man ahnt es: ein weiterer Abgangskandidat) quasi im Gegenzug mit einer feinen Einzelleistung der Ausgleich.
Mitte der erstebn Halbzeit werden wir dann langsam sicherer und erspielen uns mehrfach gute Gelegenheiten, von denen Rechtsaußen Kornaros (muß ich was zu seinen Verbleibsaussichten sagen?) denn auch eine zur Führung nutzt.
Mit einem knappen Vorsprung geht es in die Kabine - und aus der kommen wiederum die Gastgeber zielstrebiger zurück.
Innerhalb der ersten 60 Sekunden treffen sie einmal die Latte - und kurz darauf ins Tor.
Ausgleich in der 47. Minute!
Da wir inzwischen seit einigen Wochen im quasi klassischen "Lava-442 mit Doppelsechs" auflaufen, hatten wir das Spiel mit der Doppelspitze Zahir/Senatore begonnen.
Senatore mußte leicht angeschlagen in der Kabine bleiben, für ihn ist nun der 18jährige Norweger Stub auf dem Feld.
Und der braucht noch nichtmal eine Chance, um uns nur kurz nach dem Ausgleich erneut in Führung zu bringen:
Wir erzwingen in der 50. Minute eine Ecke.
Die bringt Bordalas herein, drei Spieler verpassen den Ball, der daraufhin auf der Fünf-Meter-Linie auf den Boden prallt.
Beziehungsweise nicht auf den Boden prallt, denn an der Stelle, wo der Ball aufkommt, landet einen Sekundenbruchteil vorher Stubs Ferse.
Der Jungspund hatte den Ball völlig falsch eingeschätzt, war viel zu früh losgesprungen und demzufolge ist sein rechter Hacken jetzt das Einzige, was auch nur in der Nähe des Balles am Bodes ist.
Und von eben dieser Hacke springt der Ball nun ins Tor.
Eine Bude zum ungläubig-mit-dem-Kopf-schütteln - aber soll uns egal sein, wir führen wieder!
Dieser dritten Nackenschlag bricht Racings Glaube an den Sieg, danach spielt nur noch eine Mannschaft und das sind die Blauweißen aus Aragonien.
Am Ende steht ein unfaßbares 2:6 auf der Anzeigetafel.
Und was noch viel besser ist: Da Celta Vigo nur unentschieden gespielt hat, haben wir die Plätze getauscht und nun stehen sie unter und wir über dem Strich!
Gewonnen ist damit selbstverständlich gar nichts, aber in unserer Situation ist jeder noch so kleine Vorteil wichtig, selbst wenn er nur psychologisch ist.
Mit breiter Brust fahren wir sie also besuchen - und liefern gleich das nächste Spektakel ab!
Nach 6:2 lautet das Endergebnis diesmal 5:3 - und wieder beweisen wir eine klasse Moral.
Aus unserer Sicht lauten die Zwischenstände nämlich 2:0 - 2:3 - 5:3.
Wahnsinn!
Als wir eine Woche darauf dann sogar noch den Tabellensiebten Valencia mit 4:1 (!) aus dem Stadion schießen, hör ich tatsächlich gegen Ende der Partie Sprechchöre, in denen mein Name fällt.
In der Woche danach gibts beim FC Barcelona erwartbar eins auf die aragonische Mütze, mit dem 1:3 sind wir (sehr) gut bedient.
Aber schon beim nächsten Heimspiel (gegen den Achten aus Villareal) kämpfen wir uns nach Rückstand wieder heran und kommen noch zu einem Punkt.
Zehn Punkte aus fünf Spielen!
Dieser famose Zwischenspurt bedeutet natürlich, dass wir die beiden vorhersehbaren Niederlagen (beim Überraschungsfünften Elche sowie zuhause gegen Atletico), wenn auch nicht schön finden, so doch zumindest verkraften können.
Im Kellerduell gegen Atletic Bilbao hamstern wir in einem ereignisarmen, aber mit Haken und Ösen geführten Spiel einen weiteren Punkt, den wir allerdings teuer bezahlen.
Dessenungeachten schlagen wir CF Malaga zum Monatsabschluß knapp, aber halbwegs verdient mit 3:2.
Und während die Gäste danach reichlich bedröppelt auf die Tabelle gucken und feststellen, dass sie so langsam den Anschluß nach oben verlieren ...
... kriegen wir das Grinsen nicht aus dem Gesicht, weil wir in der akutell allerdings noch etwas verfälschten Tabelle inzwischen einen ordentlichen Vorsprung auf ganz unten haben!
Mit dieser Ausgangslage können wir den nunfolgenden Saisonendspurt natürlich mit deutlich weniger Nervenflattern angehen als die Kontrahenten, die in der Tabelle ganz unten drin hocken.
Zumal sich in den letzten ein, zwei Monaten einen verläßliche Grundformation herauskristallisiert hat, die uns in nahezu jedem Spiel ein stabiles Gerüst bietet:
An den Details im Sturm arbeiten wir zwar noch, weil das Zusammenspiel mitunter noch hakt, aber grundsätzlich wirkt das inzwischen wensentlich gefestigter als noch im Spätherbst.
Und so ist es zwar immer noch eine Überraschung, aber keine Weltsensation mehr, was wir im April anstellen:
Wir surfen auf einer Erfolgswelle sondergleichen durch den Monat, schlagen die drei direkt hinter uns platzierten Teams, holen bei Osasuna einen Punkt (und gewinnen nach dem Hinspielsieg damit die "Gesamt-Derby-Abrechnung" für diese Saison) und holen uns zum Schluß des Monats sogar noch alle drei Punkte gegen Europapokalanwärter Real Sociedad!
Bereits vor dem Derby in Pamplona (also nach dem 32. Spieltag) steht damit fest, dass ich den Auftrag, mit dem ich hier angetreten habe, zumindest für diese Saison erfüllt habe:
Der fantastisch verlaufene Monat bringt nicht nur der Mannschaft, sondern auch mir persönlich öffentliche Anerkennung ein, passend zu einem persönlichen Jubiläum:
Nebeneffekt der bisher so erfolgreich verlaufenen Rückrunde - diverse unserer Spieler werden über den grünen Klee gelobt, allen voran natürlich unsere neuverpflichteten Stürmer.
Und da wiederum ganz besonders ein junger Norweger mit Namen Victor Stub.
Als die französische L'Equipe ihre ebenso traditionelle wie fragwürdige "the best 50 wonderkids"-Liste veröffentlicht, ist er auf Platz 41 mit aufgeführt!
Wir geben uns selbstredend alle Mühe, dafür zu sorgen, dass er nicht abhebt (außer zum Kopfball im Spiel), hoffentlich haben wir damit Erfolg.
Radio Nacional errechnet währenddessen mithilfe komplizierter Matrizen und Interviewanalysen die zu erwartenden Gewinne und Verluste der 20 LaLia-Vereine.
Zu unserer nicht vorhandenen Überraschung stehen wir finanziell komplet gesund da und haben sogar einen ordentlichen Gewinn gemacht.
Wie gesagt - unserer Überraschung ist gleich null, denn wir haben eine ähnliche Rechnung wie Radio Nacional durchgeführt, BEVOR wir festgelegt haben, was wir ausgeben können ...
Natürlich ist auch in einer solch exzellenten Saisonphase nicht alles Friede, Freude, Paella - als die angeblichen neuen Wunderkicker der U17 zur Vorstellung angetrabt kommen (mit dem Ausdruck überbordender Freude auf dem gesicht, den man vom durchschnittlichen 16jährigen kennt), fällt uns die Kinnlade runter.
Allerdings nicht vor Freude.
Patrick Mbom, der Einäugige unter den Blinden, ist ein wankelmütiger Schlaks, der zwar keine Ahnung hat, der Konstanz nur als Ort in Deutschland kennt (da war er mal zum Schüleraustausch), dafür aber gefühlter Weltmeister im Grundlos-aus-der-Haut-fahren ist.
Habemus Rüpelum!
Hallelujah!
Schweren Herzens nehmen wir zumindest die "Top"-5 dieses Mittelklasse-Sammelsuriums in die U19 auf und geben ihnen Drei-Jahres-Verträge.
Unter uns gesagt - ich glaube nicht, dass sich auch nur einer dieser Spieler bei uns durchsetzen wird.
Und dann ist der Mai heran, es wird endgültig Frühsommer und die Liga bereitet sich mit den letzten Zucku... äh, Spieltagen auf die Sommerpause vor.
Im Nachhinein wären wir nicht böse gewesen, wenn man diese letzten 4 Spiele einfach gestrichen hätte.
In Madrid, bei Real, erreicht nur eine Form - der Keeper nämlich.
Ohne Jimenez wäre das ein Debakel geworden, so ist esy einfach nur ein 0:2, in dem wir buchstäblich chancenlos sind.
Danach erquälen wir uns noch drei Unentschieden, die mal, mehr mal weniger verdient sind, in der Endabrechnung mangels Platzierungsprämie nicht wehtun und den erfolgreichen Gesamteindruck auch nicht mehr kaputtmachen können.
Wir landen also mit 46 Punkten glatte 20 (!) Punkte vor dem ersten Abstiegsrang, ein schöner Erfolg.
Dass Athletic Bilbao absteigen muß, find ich persönlich sehr schade, dass Osasuna drin bleibt, finden wir aus Derbygründen dagegen alle super.
Real Madrid wird mit gerade einmal 2 Saisoniederlagen und glatten 10 Punkten Vorsprung auf den FC Barcelona erneut Meister, Elche zieht sensationell in den Europapokal ein ...
... und in Valencia wird der Trainer entlassen, weil Platz 10 ein "Schlag ins Gesicht für alle Valencia-fans" ist, wie es der dortige Präsident ausdrückt.
Was bleibt?
Ein Blick auf unseren Kader vielleicht, der sich absehbar deutlich verändern wird, weil etliche Spieler bereits angekündigt haben, auf gar keinen Fall unter den neuen finanziellen Rahmenbedingungen verlängern zu wollen.
Die Lava-Elf des Jahres (also die meisteeingesetzten Spieler seit Edne Oktober) sieht ungefähr so aus, glaubt zumindest Sergio Hernandez:
Und unser Präsident und sein Geschäftsführer Sport lassen sich dazu herab, in der Endabrechnung der Saison von einem "ganz ordentlichen Abschneiden" zu sprechen.
Eine BEwertung, bei der ich mir doch arg auf die Zunge beißen muß, um nicht ungläubig zu lachen.
Die Zunge leidet drei Tage später dann gleich nochmal, als ich nämlich die Antwort auf meine Frage höre, wie es denn mit der Staff-Erweiterung aussieht, über die wir nach dem nun ja sichergstellten Klassenerhalt sprechen wollten.
"Ja, sprechen wollten wir darüber, tun wir ja auch gerade. Davon, dass wir dem zustimmen, haben wir dagegen nichts gesagt. Tun wir auch nicht."HMPH!!!!
Ich stürze mich lieber schnell ins Studium der europäischen Fachpresse, um mich von dieser Entscheidung abzulenken.
Aktuell veröffentlicht ja jede Supermarktbeilage und jede "Bunte" die Saisonabschlussanalyse für das jeweilige Land, in dem das Einwickelpapier ausliegt.
Also einmal Rundumschlag - natürlich mit besodnerem Fokus aufdie Länder, wo ich schon mal war (oder wo ich vielleicht sogar noch mal hinwill):
In Belgien hat Royal Antwerpen nach etlichen Querelen inzwischen eine komplett neue Führung - vom Präsidenten bis zum Coach.
Und das ganze Hin und Her hat die Mannschaft nicht unbeeindruckt gelassen, so dass am Ende nur Platz 6 zu buche steht und das internationale Geschäft komplett verpaßt wird.
In Tschechien landen die Bohemians auf Platz 5 und verpassen den Europapokal damit ebenfalls.
Da das dort aber auch gar nicht das Saisonziel war, darf der Trainer weiterarbeiten.
In der Premier League in England gibts ein Herzschlagfinale, am Ende setzt sich Tottenham hauchzart vor Chelsea und Arsenal durch.
Manchester United feiert den Trostpreis Conference-League-Teilnahme.
In der englischen League One geht es für Sheffield Wednesday im freien Fall runter in die League Two, wo man sich vielleicht stabilisieren kann.
Damit ist ein Wechsel zu Wednesday vorerst vom Tisch, ich simuliere ja nur die ersten 3 Ligaebenen.

In Frankreich holt sich Monaco den Titel, PSG wird wieder einmal nur Vierter.
In der Bundesliga heißt es oben "RB Leipzig vor BVB vor Bayern vor Köln (!)" und unten "Tschö VfB, tschö Würzburger Ki..."... what?!
Und in der Zweiten Bundesliga steigen Hamburg und Hannover auf, dazu Mainz, das sich erst an den letzten Spietagen im Vierkampf gegen Freiburg, Essen und Nürnberg durchsetzt und dann in der Relegation gegen den VfB Stuttgart.
Bleibt noch Italien, wo sich Inter mit deutlichem Abstand hinter Stadtrivale Milan anstellen muß. Nach den beiden Mailänder Clubs kommt 16 Punkte lang gar nichts (!) - und dann 6 Clubs mit nur 3 Punkten Abstand zu einander.
Verrückte Liga.
Unten muß CFC Genua gleich wieder runter.