Del Sols erste Pressekonferenz in Santos„Wer glaubt, ich sei nur wegen einer Frau hier, hat den Fußball nie geliebt – oder Mariana nie gesehen.“Die Kameras surren, die Scheinwerfer brennen – und Gianluca del Sol betritt erstmals als Cheftrainer des FC Santos das Podium des Pressezentrums. Neben ihm sitzt, gewohnt stilvoll, Mariana Santana. Schwarzes Haar, dunkle Augen, schneeweißes Lächeln – und mindestens so viele Fragen wie er selbst.
„Hallo Leute“, beginnt del Sol charmant und schiebt das Sakko etwas zurecht. „Ich muss mich zuerst entschuldigen, dass meine erste Pressekonferenz erst heute stattfindet. Doch die Zeit bis zum ersten Ligaspiel war kurz – und es gab viele Entscheidungen zu treffen. Und zwar wichtige.“
Ein Reporter meldet sich prompt. „Herr del Sol, Ihr Wechsel kam für uns alle sehr überraschend. Hatte das mit dem Team zu tun – oder eher mit Ihrer Beziehung zu Mariana Santana?“
Del Sol lächelt, als hätte er genau mit dieser Frage gerechnet. „Es waren verschiedene sportliche Gründe, die mich zum Wechsel bewegt haben“, antwortet er nüchtern.
„Sportlich verbessern Sie sich dadurch aber nicht unbedingt“, hakt der Reporter nach. „Sind Sie sicher, dass nicht doch die dunklen Augen und langen schwarzen Haare neben Ihnen der wahre Anlass waren?“
Kurze Pause. Dann dreht sich del Sol leicht zu Mariana, hebt die Augenbraue und lässt ein charmantes Grinsen aufblitzen.
„Mariana ist meine Assistentin und persönliche Beraterin“, sagt er mit gespielter Strenge. „Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“
Im Raum ist es plötzlich ganz still. Ein Schmunzeln geht durch die Reihen, einer der Fotografen zögert kurz – dann klickt die Kamera.
Del Sol über Saisonstart, Neymar und den Sprung ins kalte Wasser„Die Jungen müssen schwimmen lernen – denn die Haie heißen Bragantino, Flamengo und Palmeiras.“Ein weiterer Reporter erhebt sich. Die Stimme deutlich ernster: „Dann kommen wir zurück zum Sportlichen. Wie Sie sagten, hatten Sie wenig Zeit zur Vorbereitung. Ihr erstes Spiel gegen Red Bull Bragantino endete mit einem unglücklichen 2:2. Neymar war dabei Held und tragische Figur zugleich. Sein verschossener Elfmeter in den Schlusssekunden hat Sie den perfekten Start gekostet. Wie ist Ihr Gefühl für die Zukunft? Was kann dieses Team leisten?“
Del Sol atmet einmal tief durch. Die Kamera fängt einen flüchtigen Seitenblick zu Mariana ein – dann antwortet er ruhig:
„Das Team wird eine Reaktion zeigen, da bin ich mir sicher. Aber ich muss auch realistisch sein: Wir haben in großen Teilen ein sehr, sehr junges Team. Die Umstände zwingen mich dazu, stark auf die Jugend zu setzen – denn finanziell war nur Raum für zwei Transfers.“
Er hebt leicht die Hand, zählt mit zwei Fingern nach:
„Ich bin froh, mit Saldanha einen erfahrenen Stürmer bekommen zu haben – und mit Lenny Lobato einen Spieler, dem ich bei Vélez bereits vertraut habe. Ein Flügelspieler mit Tempo, Technik und dem richtigen Hunger.“
Dann wird er etwas ernster:
„Der Rest? Jungs. Und ich meine: Jungs. Die müssen vom ersten Tag an ins kalte Wasser springen – und schnell schwimmen lernen. Denn unser Spielplan kennt keine Gnade. Meist alle zwei Tage. Da bleibt keine Zeit für Welpenschutz.“
Er blickt in die Runde, seine Stimme ruhiger, aber bestimmter:
„Wohin uns diese Reise führt? Wir werden sehen. Vielleicht an schöne Orte. Vielleicht in stürmische Gewässer. Aber: Wir fahren nicht nur mit – wir greifen ins Steuer.“
Ein Raunen geht durch den Raum. Mariana lehnt sich leicht zurück, mustert del Sol mit einem Hauch Stolz im Blick. Und die Reporter notieren: Bei Santos weht ein neuer Wind – einer, der nach Espresso, Ehrgeiz und etwas Wahnsinn riecht.