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Autor Thema: Monkey Hill Blues  (Gelesen 24800 mal)

MorbusDerbe

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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #40 am: 03.August 2025, 08:53:30 »

Erneut ein tolles Kapitel!
Die Stimmung im Verein, bei Jonathan, auf der Insel wird - wie in jedem Teil - sehr gut transportiert. Diese "Ausgeschmücktheit" mag ich sehr!

Auch die Jugis sind anscheinend echte Rockets, schön, dass sie zumindest mithalten können.
Schön auch für Mervin, dass er für positive Schlagzeilen sorgt.

LG
Gespeichert
Nur der HSV!

KoniCutshot

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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #41 am: 03.August 2025, 16:49:23 »

Ein Fest!
Gespeichert

steffanovic

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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #42 am: 09.August 2025, 00:22:44 »

Kapitel 1.5 – Zwischen Pokalruhm und Plastiktüten




Der Himmel war bedeckt, aber freundlich – so eine Art Grau, das sich nicht entscheiden konnte, ob es regnen oder gnädig sein wollte.
Ein paar Möwen kreisten über dem Stadion, ein paar Fangesänge waren zu hören – und das Thermometer pendelte sich bei 27 Grad ein.
Nicht zu heiß, nicht zu kalt.
Kein Wind.
Kein Drama.


Ein guter Tag für Fußball.

So sind wir also rausgegangen.
Mit zusammengeklebten Bandagen, zwei Nachwuchsspielern aus der Not heraus in der Startelf und einem zentralen Gedanken:

Irgendwie schaffen wir das.

Jetzt gab es kein Taktieren mehr – nur noch den Schiedsrichterpfiff.
Und einen Pokal, der sich garantiert nicht von allein gewinnen würde.



Pokalpartie gegen Dieppe Bay


Es brauchte genau 22 Sekunden, um dem Gegner den Stecker zu ziehen.
Carlos Bertie sprintete nach dem Anstoß los wie ein hungriger Mungo, bekam den Steckpass von Nelson – und jagte das Ding trocken ins Netz.

„Wusstest du, dass das das schnellste Tor der Pokalgeschichte war?“ fragte Jazza später.

Natürlich wusste ich es nicht, wer hatte diese Statistiken denn im Kopf?
Die Medien würden es am nächsten Tag sowieso überall ausbreiten.

Das Spiel?
Eine Hinrichtung in fünf Akten.

1., 8., 10., 17., 26. Minute – wir führten 5:0, bevor die Gastgeber überhaupt realisiert hatten, dass es losging.

Dreimal Bertie.
Zweimal Nelson.


Dieppe Bay wurde schon in der 18. Minute durch eine rote Karte dezimiert.
Unsere Jungs spielten den Ball wie bei FIFA im Trainingsmodus.
31 Schüsse. 66 % Ballbesitz.
Expected Goals, über 5.
Ein Klassenunterschied – und ein neuer Rekord für unseren Oldie Goodridge:




Klassenunterschied   

(click to show/hide)







Und trotzdem war Goodridge der einzige, der nach dem Spiel noch eine Runde um den Platz gelaufen ist.

Das Spiel war abgehakt, verarbeitet – mehr oder weniger.
In der Zeitung stand was von einem „Rekordsieg“, bei mir im Kalender dagegen: „Truck organisieren“.

Am nächsten Tag ging’s um Plastiktüten, Konserven und Schlafsäcke.
Es war kein Training angesetzt und natürlich hatte ich trotz des Ausschlafens, mal wieder schlechte Laune am Morgen.

Es war 9:52 Uhr, als ich mit halb geöffnetem Auge gegen den Tisch stieß.
Die Kaffeedose fiel um, ein Löffel schepperte auf die Fliesen – mein linker Zeh tat höllisch weh.
Ich fluchte leise.
Nicht laut genug, um die Hunde zu wecken.
Aber laut genug, für einen mütterlichen Kommentar.

„Da ist wohl jemand noch nicht richtig wach, was?.“

Sie konnte sich ein wenig Schadenfreude nicht verkneifen und lachte.

„Lach du nur...“ für mehr hatte ich einfach noch nicht genug Energie.

Nach dem nur knapp verhinderten Zehen-Massaker, ging ich die beiden anderen morgendlichen Ks durch:

Kippe, Ka...Keramik-Geschäft....

Mit zerzausten Haaren, einem Hemd, das wie ein Relikt aus besseren Zeiten aussah und einer Zahnbürste im Mund, saß ich auf der Schüssel – ein Bild für die Götter.

Es galt ein Versprechen einzulösen, das ich mir selbst gegeben hatte.

Zunächst hieß es, einen kleinen Truck zu organisieren, mit dem ich ein bisschen mehr mitnehmen konnte als mit Mutters Pick Up.
Ich hatte einen Bekannten meiner Mutter gebeten, mir seinen dafür auszuleihen.
Auch wenn er alt, rostig und fast fahruntauglich war – diesen Job würde er noch schaffen, da war ich mir sicher.
Er hatte zugestimmt, mich an der Tankstelle zu treffen.

Meine Mutter bestand darauf, mich mitzunehmen.

„Ich fahr sowieso an der Tankstelle vorbei – da kann ich dich auch eben rumbringen.“

„Oho, warum heute so zuvorkommend?“

„Pass bloß auf, du kannst auch laufen...“

Ich stieg ein, kommentarlos.
Sie hatte gewonnen – wie immer.
Für einen Fußmarsch war die Tankstelle doch ein wenig zu weit entfernt und ich wollte es nicht darauf ankommen lassen...
Das Fenster war halb offen, der Innenraum roch wie immer nach Sonnencreme und Mentholbonbons.

Ich zündete mir eine Zigarette an.
Sie sagte nichts.
Stattdessen drehte sie das Radio leiser, um besser hören zu können, wie ich nichts sagte.

Die Straße zog gemächlich vorbei.
Felder, leere Gärten, rostige Zäune.
Ein Mopedfahrer mit Taucherbrille überholte uns.

Ich blinzelte in die Sonne.
Mein Kopf war noch halb im Pokalspiel, halb bei der Einkaufsliste – und irgendwo dazwischen saß das dumpfe Gefühl, dass ich mehr tun müsste.

Für Uncle.
Für mich.
Für irgendwen.


„Ich muss gleich links. Ich lass dich hier raus.“

„Danke, ich glaub, da hinten steht er schon...“

Ich stieg aus, schlug die Tür zu, winkte – und sie fuhr davon.
Zwischen Benzin und dem Duft von frittierten Hühnern ging ich auf den Parkplatz zu.

Frittierte Hühner?

Auf dem Parkplatz hatte der Hühnermann seinen Hähnchentruck und verkaufte halbe oder ganze zum Spottpreis.
Es war eigentlich immer voll und die Leute warteten vor dem Wagen auf ihren frittierten Leckerbissen.

Gegen Mittag stand ich also an der alten Tankstelle am Stadtrand.
Leider war der Truck, den ich erspäht hatte, nicht der von Mutters bekanntem Lenny.
Er kam zehn Minuten zu spät, mit Sonnenbrille, Kaugummi und der Coolness eines Mannes, der ein Shirt trug mit der Aufschrift:

„Bier formte diesen schönen Körper.“

Lenny stieg aus dem Truck, reckte sich wie ein Faultier nach der Reha und kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu.

„Na sieh mal einer an! Der verlorene Sohn! Wie lange ist das her – fünf Jahre?“

„Eher zehn. Damals hast du mir zum ersten Mal 'legal' Schnaps eingeschenkt – bzw. was ich dafür hielt.“

„Ach ja, mein Selbstgebrannter. Herrlich. Gute Zeiten.“

Er lachte, klopfte mir auf die Schulter, dann deutete er auf den Truck.

„So, die alte Dame steht bereit. Aber hör zu: Der dritte Gang... existiert nicht mehr. Ist nur noch Deko. Also schalt direkt vom Zweiten in den Vierten, sonst macht sie Geräusche wie meine Schwiegermutter bei der Steuererklärung.“

„Also alles wie immer?“

„Ha! Genau. Und wenn du rückwärts willst – kein Scherz – musst du vorher das Radio einschalten. Sonst geht nix.“

Ich blinzelte.

„So ein Quatsch.“

„Ach, früher wärst du drauf reingefallen, hehe.“

„Deine Frau vielleicht.“

Er sah sich um.

„Apropos – sie holt mich gleich ab. Ist mit mir zusammen losgefahren, hat aber wohl irgendwie ’ne 'Abkürzung' genommen. Du weißt ja, Frauen am Steuer, ne?“

Er hatte wohl wieder einen Clown gefrühstückt. Oder eine alte Witzesammlung aus den 90ern ausgegraben.

„Ich sag mal besser nix. Ich will den Truck ja noch haben.“

„Lass die Schönheit heil, ja? Bring sie mir morgen zurück – ohne Kratzer.“

„Die alte Schabracke ist doch schon hinüber. Was soll ich da noch groß kaputt machen?“

„Ein bisschen Öl, und sie ist wie neu. Übrigens – ich hatte schon lange kein Hähnchen mehr. Riecht gut, oder?“

„Geht so. Ein bisschen fettig...“

Er grinste, warf mir den Schlüssel zu und machte sich auf den Weg Richtung Hühnermann.

Ich ging einmal ums Fahrzeug, klopfte kurz gegen die Ladefläche, als könnte ich so die Tragkraft testen – oder mich vergewissern, dass er nicht gleich auseinanderfiel.
Die Farbe war ein abgenutztes Moosgrün, das sich an der Motorhaube in ein fleckiges Beige verlor.
An manchen Stellen blätterte der Lack ab, wie Sonnenbrandhaut nach einem Badetag.
Die Radkästen waren von Rost eingerahmt wie alte Fotos in deren Alben.
Ein verblichenes Logo an der Tür – irgendwas mit „Logistics“ – deutete an, dass der Wagen in einem früheren Leben wohl mal für mehr als Gemüse zuständig war.

Die Kabine war erstaunlich leer – keine leeren Flaschen, keine Hühnerfedern, nicht mal ein Wunderbaum.
Nur ein zerknittertes Frottee-Handtuch über dem Sitzpolster, ein Tennisball auf dem Schaltknüppel und ein kleiner Aufkleber am Rückspiegel:

„SWEET JESUS – BRAKE FOR NO MAN“.

Ich zog die Tür auf – sie ächzte wie ein alter Mann beim Aufstehen – und kletterte über den rostigen Tritt hinein.
Der Sitz gab mit einem leisen Pfff……nach.
Es roch nach Gummi, altem Benzin und einem Hauch von Zwiebel – woher auch immer der kam.

Ich steckte den Schlüssel ins Zündschloss und trat die Kupplung.

Der Motor röchelte los.
Erst kam nichts.
Dann ein metallisches Husten, ein langgezogenes stottern, ein heiseres Knacken – und schließlich ein dumpfes, vibrierendes Brummen.
Der Auspuff knatterte, irgendwo unter der Haube rasselte etwas – aber er lief.

Ich legte den Gang ein – und das schwere Ding setzte sich mit einem Ruck in Bewegung.
Schwerfällig, träge – wie ein alter Bulle auf dem Weg zur Tränke.

Mit einem letzten Blick in den Rückspiegel, der eher zur Dekoration diente, bog ich vom Parkplatz ab – hinaus in den staubigen Verkehr und auf direktem Weg Richtung Supermarkt.

Der Plan war einfach: Großeinkauf.
Schlafsäcke, Decken, Wasser, Konservendosen, Brot, Obst – eben alles was man brauchen konnte.

Aber jetzt hieß es erstmal: Zweiter... Vierter... und beten, dass das Ding nicht explodiert.


Die Fahrt zum Supermercado verlief ohne Zwischenfälle.
Nach kurzer Eingewöhnung fuhr die alte Dame recht solide – selbst der Motor wechselte in ein ruhigeres Schnurren und schien zufrieden, fürs Erste.

Der Supermarkt war überfüllt, der Parkplatz leer – eine dieser ironischen Koinzidenzen, die das Leben auf St. Kitts zu einem Rätsel machten.

Immerhin schön viel Platz zum Rangieren, dachte ich mir – und kurbelte das Lenkrad wie ein Matrose auf stürmischer See.

Ich stellte den Truck quer auf drei Parkplätze, zog die Handbremse an (sie quietschte wie eine alte Schaukel), stieg aus und schnappte mir direkt zwei Einkaufswagen.
Ich hatte eine Mission.

Drinnen im „Supermercado Ramírez“ war die Luft schwer und der Boden leicht klebrig.
Eine dieser Kombinationen, die sofort Erinnerungen wachrief – an tropische Nachmittage, durchgeschwitzte Einkaufszettel und das ständige Piepen kaputter Kühlregale.

Ich schob die beiden Wagen durch die Gänge.

Wagen eins: Unzählige Wasserflaschen und drei volle KanisterWagen voll.

Wagen zwei: Mehrere Erste-Hilfe-Kits, einfache Shirts, Socken, Decken und Schlafsäcke aus dem Textil-Sonderposten – Wagen voller als voll.

Ich erntete skeptische Blicke.
Ein kleines Mädchen schaute auf den Wasserwagen, zog der Mutter am Shirt und meinte:

„Guck mal Mama, der Mann hat ganz viel Durst.“

Ich lächelte schief und schob weiter.

An der Kasse saß – natürlich – die langsamste Kassiererin des gesamten Umkreises.
Kaugummi kauend, mit dem Gesichtsausdruck einer Opernsängerin auf Valium.

Sie fing an zu scannen.

Langsam...

...

Sehr langsam...

...


Jedes Piep ein Geduldstest.

...

Piep.

...


Piep.

...

Piep.

...

Kein weiterer Kunde wagte es, sich hinter mich zu stellen – zu groß war die Menge an Artikeln, die noch gescannt werden mussten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit und gerade mal der Hälfte des ersten Wagens kam ein Mann aus der Wand.
Besser gesagt: aus dem Büro dahinter, das durch Reklame für das Kundenauge unsichtbar war.

Hellblaues Hemd, ernster Blick
– und schnellen Fußes kam er näher.

„Alles in Ordnung hier?“ fragte er ruhig.

Ich trat einen Schritt vor.

„Alles bestens. Wir sind ja nicht auf der Flucht.“

Wie sich herausstellte war der Mann Inhaber Ramírez.
Er sah auf die Wagen, auf mich, dann wieder auf die Wagen.

„Sind Sie von der Wohlfahrt?“

„So was Ähnliches.“

Er sagte nichts weiter, sondern legte nur den Kopf leicht schräg – und beobachtete die Kassiererin.
Nach kurzer Zeit schritt er ein.

Maria, kannst du bitte kurz drüben im Lager helfen? Ich übernehme das hier.“

Sie sah verdutzt aus, stand aber ohne Widerspruch auf.

Señor Ramírez
setzte sich selbst an die Kasse.
Seine Hände bewegten sich zügig, die Bewegungen präzise.
Er scannte, sortierte, packte.
Zwischendurch musterte er einige der Artikel – besonders die Schlafsäcke.

Keine weiteren Fragen. Kein Gerede.

Am Ende hielt er kurz inne, tippte eine Rabattkombination ein – und sagte leise:

„Für einen guten Zweck übernehme ich gerne die Hälfte.“

Ich schluckte.

„Vielen Dank. Das ist wirklich großzügig.“

„Wir sollten uns alle gegenseitig unterstützen. Jeder, wie er kann.“

Ich zahlte die trotzdem fälligen 748,92 $ mit Karte und bedankte mich nochmals.
Dann bot er mir seine Hilfe an und wir schoben die beiden Wagen gemeinsam zum Truck.

Er lud mit auf – dann klopfte er auf das Blech.

„Passen Sie auf sich auf.“

Ich nickte.

„Ebenso. Und nochmals danke.“

Er drehte sich um, ging zurück in den Laden – und Maria nahm wieder Platz hinter der Kasse, als wäre nichts gewesen.

Ich blieb zurück mit einem Truck voller Hilfsgüter, dem Brummen eines Motors –
und dem klitzekleinen Gedanken,
dass vielleicht doch nicht die gesamte Gesellschaft den Bach runterging.

Einige wenige hielten die Fahne hoch.
Immerhin.


Die Sonne hatte sich längst aus dem Zenit verabschiedet, als ich mit knatterndem Auspuff und durchgeschwitztem Rücken die letzte Straße erreichte und die holprigen Weg hinauf zum alten Krankenhaus fuhr.
Es lag auf der linken Seite – verwittert, bemoost, halb zerfallen.
Das große Eisentor stand offen, als würde es längst aufgegeben haben, irgendetwas aufzuhalten.

Ich fuhr langsam hinein.
Der Kies knirschte unter den Reifen, der Motor hustete noch einmal, dann rollte der Truck knarrend aus – direkt vor das alte Haupthaus.

Ich parkte den Truck, stieg aus und wartete einen Moment.
Die Hitze hatte sich gelegt, stattdessen lag ein warmer Staub in der Luft.
Man konnte ihn schmecken.

Ein paar Männer und Frauen saßen draußen auf Plastikstühlen oder dem blanken Boden, die Gesichter müde, die Kleidung ausgewaschen, die Körper vom Leben weichgeschlagen.

Einer stand auf.

Ein anderer blinzelte – und stieß den Sitznachbarn leicht an.

Langsam, wie eine Welle, breitete sich das Erkennen aus.

Ich sagte nichts – aber öffnete die Ladefläche.

Ein junger Mann mit Dreadlocks trat näher, zunächst skeptisch, dann mit einem Hauch Ungläubigkeit in der Stimme.

„Du bist echt gekommen?“

Ich nickte nur – und reichte ihm den ersten Schlafsack.

Ein älterer Mann erhob sich, stützte sich an der Mauer ab, trat langsam dazu.

Kurze Blicke. Keine großen Worte.

Aber sie kamen. Einer nach dem anderen.

Still. Respektvoll.

Ein paar packten sofort mit an – halfen beim Ausladen, beim Stapeln, beim Tragen.
Wasserflaschen wurden weitergereicht, die Decken entgegengenommen wie ein Geschenk, das mehr bedeutete als bloß Stoff.

Eine Frau nahm die Erste-Hilfe-Kits, ordnete sie auf einer Plastikplane.

Der Truck war nach zehn Minuten leer.

Ich stand da, den Schlüssel noch in der Hand, und sah zu, wie sie sich die Sachen teilten – gerecht, vorsichtig, ohne Gier.

Uncle saß abseits, in eine Decke gehüllt, den Blick auf die Wolken gerichtet.

Er hatte mich nicht erkannt.

Aber das war okay.

Ich hatte getan, was ich konnte.

Und vielleicht – nur vielleicht – hatte es ein kleines bisschen geholfen.

Ich zündete mir eine Zigarette an, lehnte mich kurz ans Heck des Trucks und sah zu wie sich die Gesichter erhellten.
 
Keiner bedankte sich laut.
Aber das musste auch keiner.

Das hier war Dank genug.

Ich schnippte die Kippe in den Staub, schloss die Ladefläche – und sah noch einmal zum Gebäude.

Big Dave hatte ich heute nicht gesehen.
Aber wenn er das nächste Mal an den rostigen Torbogen trat – dann würde er sehen, dass ich Wort gehalten hatte.

Spät am Abend brachte ich den Truck zu Lenny nach hause zurück.
Niemand war da, kein Licht im Fenster, kein Geräusch hinter der Tür.

Ich schob den Schlüssel durch den Briefkastenschlitz, klopfte einmal aufs Blech der Motorhaube – und machte mich zu Fuß auf den Heimweg.

Die Straßen waren still, nur das Zirpen der Grillen und das ferne Rauschen des Meeres begleiteten mich.
Meine Gedanken wanderten, aber diesmal nicht schwer – eher wie Blätter im Wind.
Ein gutes Gefühl.

Zu Hause angekommen, ließ ich mich aufs Bett fallen.

Kein großes Nachdenken.
Kein Grübeln.
Nur Zufriedenheit.

Und Schlaf.
Tiefer, ehrlicher Schlaf.




Es gab aber keine Zeit, ihn zu genießen – sportliche Dinge erforderten meine Aufmerksamkeit.

Die nächsten Spiele warteten nicht, nur weil ich ein paar Schlafsäcke verteilt hatte.

Am nächsten Morgen hatte Bradshaw mich früh per Telefon geweckt und in sein Büro bestellt.

Es gab Neuigkeiten.

Diesmal mit einem Zettel in der Hand – und einem Gesichtsausdruck, wie jemand, der entweder ein Geschenk oder eine Entschuldigung dabei hat.

„Ein Spielerberater hat sich gemeldet. Er vertritt einen Keeper – Brasilianer, 31, vertragslos.
Jefferson Souza, war zuletzt bei Confiança.“


„Confiança? Nie gehört.“

„Macht nichts. Unsere Scouts haben schon grünes Licht gegeben. Er will unbedingt spielen, ist neun Jahre Jünger und deutlich besser als Adolphus.“

Ich starrte auf den Zettel.

„Spricht er Englisch?“

„Das weiß ich nicht, aber ich schick ihn zum Sprachkurs, wenn´s sein muss.“

Ich nickte.

Der alte Jones im Tor war sowieso ein Auslaufmodell.
Nicht böse gemeint.
Aber nach dem guten ersten Eindruck, hat er zuletzt nicht überzeugt – seine Reflexe lassen gefühlt jedes Spiel weiter nach.
Wenn du bei jeder Ecke drei Sekunden zu spät springst und auch sonst eher Bahnschranke als Torwart bist, wirst du eben ersetzt.

„Dann gerne verpflichten.“




Offenbar hatte unser Co-Trainer Jazza Probleme damit den Mann richtig zu bewerten.

Ergänzungsspieler ist ein schlechter Scherz – Schlüsselspieler sollte da wohl eher stehen.

Aber damit war das Thema durch – und das nächste Spiel klopfte schon an.


Newton GB : Cayon Rockets


Bertie traf doppelt, Nelson ließ sich ebenfalls nicht lumpen und legte auf – Goodridge dagegen beschwerte sich wortreich über den Rasen, der „härter als seine Schwiegermutter“ sei.
Bradshaw hatte sich auswärts die Ehre gegeben, stand im feinen Hemd am Spielfeldrand und lobte anschließend unser „gutes Passspiel“ – als hätte er das schon vor Anpfiff so geplant.
Souza im Tor: solide, aber unauffällig.
Kein Wunder – bei gerade mal zwei Bällen, die nicht mal in seine Richtung flogen.


Spielstatistik




Direkt im Anschluss warteten die Garden Hotspurs.


Wieder Bertievier Dinger!
Wieder Nelsonzwei Tore.
Und Goodridge traf ebenfalls erneut – er grinste dabei so, als hätte er gerade einen Marathon rückwärts gewonnen.



Spielstatistik




Wieder ein Rekord?
Ja: Goodridge wurde nun öffentlich als ältester Nationalspieler jemals für Barbados gefordert – mit 53!
Ich schwöre, wenn die ihn wirklich nominieren, setze ich mich mit Popcorn vor den Fernseher.






Ein paar Tage später – das Telefon klingelte.

Ich saß gerade mit einem lauwarmen Tee auf der Terrasse – er schmeckte wie eingeschlafene Füße, doch der Kaffee war alle.
Gerade wollte ich die Brühe in den Ausguss schütten, als mein Handy vibrierte.
Bradshaw. Wer sonst.
Ich seufzte und nahm mit einem schlichten: „Hallo.“ ab.

„Bradshaw hier. Du hast einen Moment?“

„Kommt drauf an, ob’s um Bürokratie, Probleme oder beides geht.“

„Die Garden Hotspurs haben angerufen. Sie wollen Donroy Liburd. Scheint, als hätten sie Wind davon bekommen, dass du ihn nicht mehr brauchst.“

Ich schwieg kurz.
Nicht, weil ich überrascht war – sondern weil mein Tee plötzlich nach Entschluss roch.

„Wenn er wechseln will, soll er’s tun. Ist besser für alle.“

„Ich rede mit ihm. Rückmeldung folgt.“

Klang gut – eine Kaderleiche weniger.

Ein paar Stunden später war ich beim Stadion und Donroy kam in mein Kabuff.
Er setzte sich wortlos auf den Stuhl, der regelmäßig unter Jazzas Kleidungsstapel zusammenbrach – heute hielt er.

„Du weißt, warum du hier bist?“

Er nickte.

„Garden hat angefragt. Und ich weiß, dass ich bei dir keine große Rolle mehr spiel.“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Mir ist’s gleich. Wenn du willst, kannst du hier auch weiter auf der Bank sitzen – aber willst du das?“

„Ist okay. Ich will spielen. Und wenn ich da ’ne faire Chance hab – dann geh ich.“

Wir reichten uns die Hand.
Keine Tränen, kein Drama.
Manchmal war Fußball eben einfach nur… praktisch.




Viel Zeit, darüber nachzudenken, blieb nicht. Einen Tag später stand Old Road auf dem Spielplan – und wir hatten anderes zu tun, als einen Notnagel zu betrauern.


Old Road : Cayon Rockets


Vorne stark, hinten etwas flatterig.
Morimoto mit einem Traumtor aus gut 25 Metern, Nelson steuerte einen Doppelpack bei.
Am Ende 4:2 – ein Sieg, der in der Tabelle gut aussah, aber hinten mehr wackelte, als mir lieb war.




Kaum war der Jubel verhallt, ging es schon wieder ums Personal.
Diesmal gleich doppelt.

Kervin Benjamin & Kassall Greene – zwei Gespräche, ähnliches Muster

Kervin Benjamin kam zuerst.
Ein netter Typ, nie wirklich aufgefallen – weder negativ noch positiv.

Ich bat ihn rein, bot ihm einen Keks an – einen den ich selbst nicht essen wollte.

„Du weißt, dass du nicht viele Einsatzminuten bekommen wirst, oder?“

„War mir klar, als ich gemerkt hab, dass du mich in den Testspielen übergangen hast.“

„Tut mir leid. Nichts Persönliches. Aber es reicht einfach nicht.“

„Weiß ich. Mein Berater sucht schon nach Alternativen.“

Ein paar Tage später war er weg.
Ablösefrei natürlich. Ich wusste nicht mal, wohin genau – aber ich wünschte ihm Glück.




Bei Kassall Greene lief es ähnlich.
Auch er wollte in seiner womöglich letzten Saison lieber nochmal spielen, als die Bank zu drücken – falls er es bei uns überhaupt darauf geschafft hätte.
Keine Tränen, kein Theater.




Was mich allerdings mehr wunderte:
Alle drei Abgänge – Liburd, Benjamin, Greene – landeten in der ersten Liga.
Das sagte weniger über sie aus… und mehr über das Niveau dort oben.
Gut für uns.

Und während sie dort oben vermutlich gerade ihren ersten Trainingstag hatten, bereiteten wir uns schon auf das nächste Spiel vor.
Gegner: die Conaree Fireballs.
Klingt gefährlich, oder?
War’s aber nicht.
Die einzigen die feurig und namensgerecht spielten, waren wieder mal wir – die Rockets.


Conaree Fireball : Cayon Rockets


Alles wie immer: Bertie trifft, Nelson trifft, Goodridge trifft.
Nur einer guckt neidisch von der Bank – Jüngling D’vontrelle Williams.




Er revanchierte sich beim nächsten Auftritt gegen die Lodge Patriots – mit seinem ersten Profitreffer, und das gleich als jüngster Torschütze der Vereinsgeschichte.

Er riss die Arme hoch, rannte wie ein Verrückter quer übers halbe Feld – und grinste so breit, dass selbst Goodridge kurz vergaß, über den Rasen zu meckern.
Die Jungs stürzten sich auf ihn, als hätte er gerade das WM-Finale entschieden.
Für D’vontrelle war es das vielleicht sogar.




 


Zwei Tage später stand ich wieder vor dem grauen „Slots, Slots, Slots“-Casino-Klotz an der Promenade.
Das Meer dahinter glitzerte so verführerisch, dass man fast vergaß, wie hässlich der Beton davor war.

Bradshaw hatte mich einmal mehr hierher bestellt – angeblich, um „in Ruhe“ zu reden.
Seine Definition von „in Ruhe“ umfasste offenbar blinkende Spielautomaten im Erdgeschoss und einen Ventilator im Obergeschoss, der klang wie ein alter Außenborder.

Wer weiß, vielleicht zockte er ja auch gerne mal eine Runde.
Irgendwas musste ja dahinterstecken – so gut war der Kaffee hier nun auch wieder nicht.

Die Treppe nach oben knarrte noch genauso wie beim letzten Mal.
Schon auf halber Höhe wehte mir dieser vertraute Mix aus Kaffee, Vanille und einer sehr eindeutigen Note „Spezialzigaretten“ entgegen.

Der bucklige Alte hinter dem Tresen stand noch immer an exakt derselben Stelle, als hätte er sich seit Wochen nicht bewegt.
Die Glut in seinem Mundwinkel glomm träge, er hob nicht einmal den Kopf, als das Türglöckchen klingelte.

Heute war deutlich mehr Betrieb als bei unserem letzten Besuch.
Vielleicht hatte das Sponsoring tatsächlich einen Effekt.
Ich musste an die neuen, ulkigen Werbebanden denken, die seit Kurzem bei uns im Stadion standen:
Slots, Slots, Slots Casino & Café“ – natürlich in grellbunten Lettern, wie sollte es auch anders sein.

Drinnen und auf dem Balkon waren diesmal nur zwei Tische frei.
Wieder stand die schlanke Kellnerin mit den langen schwarzen Haaren zwischen den Tischen – das Telefon am Ohr, den Blick halb auf uns gerichtet.
Bradshaw winkte ihr zu, ich bestellte „Kaffee, viel Milch, noch mehr Zucker“ – wie immer.
Sie lächelte, ging zum Tresen, und kurz darauf standen zwei dampfende Tassen vor uns.

„Einmal für Mr. B… und einmal für Mr…?“

„Mr. Double U“, sagte ich ohne zu zögern und grinste.

Offenbar ziemlich dämlich, denn die Bedienung verdrehte nur die Augen, drehte sich um und wandte sich wieder ihrem Handy zu.

Die Sonne brannte auf den Balkon, aber vom Meer zog eine leichte Brise herauf.
Unten am Pier klimperte jemand auf einer verstimmten Gitarre, während Kreuzfahrttouristen in Strohhüten vorbeischlenderten – alles wie immer.
Bradshaw stützte den Ellbogen auf den Tisch, wiegte sein Heißgetränk leicht in der Hand und rührte dann langsam um, als wolle er die Milch hypnotisieren.

„Also… du machst das gut, Mr. Double U.“

Er lachte leise, ein kurzes, kehliges Glucksen, und tippte mit dem Löffel einmal an den Tassenrand.

„Ich hör kein ‚aber‘, ...Mr. B.“

Nun mussten wir beide ein wenig schmunzeln.

„Kommt noch. Aber erstmal: Tabellenführer, Pokalhalbfinale, alle Spiele gewonnen – besser hätte es nicht laufen können.
Die Stimmung im Kader ist top – sogar der Vorsitzende des einzigen Fanclubs hat mich neulich angerufen und gelobt, wie gut wir unsere Arbeit machen.“


„Du meinst, wie gut ich meine Arbeit mache.“

Was trug Bradshaw auch bei, außer PR-Träume zu spinnen und dazusitzen?
So deutlich wollte ich es nicht sagen, aber einfach stehen lassen auch nicht.


„Und der ist normalerweise Weltmeister im Nörgeln.“

Er fuhr ungerührt fort, als hätte ich gar nichts gesagt – nicht einmal ein Zucken ging über sein Gesicht.
Hatte er es tatsächlich überhört?
Wahrscheinlich hatte er durch die Zockerei einfach nur ein gutes Pokerface.


„Mir gefällt besonders unser Passspiel. Gegen Conaree sah das aus wie aus einem Guss. Dazu ist Carlos in der Form seines Lebens und trifft wie er will. Auch Nelson macht eine gute Figur.“

„Denk dran, wir spielen nur gegen Amateure. Das sagt nichts über unsere wahre Qualität. Lass dich davon nicht blenden – es sieht schön aus, aber es gibt noch viel zu tun.“

Bradshaw schob seine Tasse ein Stück zur Seite, verschränkte die Hände und lehnte sich zurück.

„Übertreib’s nicht. Fans und Vorstand sind sich ausnahmsweise mal einig. Vielleicht kannst du die Ligen hier doch nicht so gut einschätzen wie ich dachte.“

Klatsch.

Ich dachte ich hör nicht richtig.
Will er mir ernsthaft weismachen, dass wir hier Zauberfußball spielen?
Und dass er und der Fanclub das besser beurteilen können als ich?
Ich war so perplex, dass sogar mir mal die Worte fehlten.


„Vielleicht bist du auch zu beschäftigt mit deiner Trainerlizenz, um zu erkennen, was wir hier aufgebaut haben.“

Da war es wieder. Wir.
War er es nicht, der zwei aktuelle Nationalspieler vom Hof gejagt hatte, bevor ich überhaupt mein erstes Training leiten durfte?
Langsam kam ich mir vor wie bei Versteckte Kamera.


„Wir sind auf Aufstiegskurs, Pokalziel abgehakt. Aber…“

„Da ist es.“

„…vielleicht sollten wir ambitionierter an die Sache herangehen. Wenn wir schon im Halbfinale stehen, sollten wir das Ding auch gewinnen.“

Noch ambitionierter? Ich wusste nicht mal, ob das überhaupt möglich war.

„Und dann sind da diese ärgerlichen Gegentore. Da müssen wir stabiler werden.
Zu den Transfers: Mit Morimoto und Souza habe ich ins Schwarze getroffen.
Aber uns fehlt noch etwas Breite – vielleicht solltest du dich schon mal umsehen.“


Offensichtlich wusste ich auch besser über unsere Finanzen Bescheid als derjenige, der eigentlich dafür zuständig war.
Der Verein hatte nicht nur kein Geld für Transfers – wir konnten uns nicht einmal leisten, einem hypothetischen Neuzugang ein Gehalt zu zahlen.


„Ja, stimmt. Das sollte ich tun.“

Ich lehnte mich zurück, verschränkte die Arme – ein stilles Zeichen von Kapitulation.
Wenn ich jetzt nicht zurücksteckte, würden wir uns heute wohl noch in die Haare kriegen.


„Schön, dass wir uns einig sind.“

Er hob die Tasse zum Toast in die Höhe, das Lächeln breit – als wäre er tatsächlich äußerst zufrieden mit dem, was hier gerade passiert war.

„Also – auf den Pokalsieg. Cheers!“

Ich hob meine nur leicht an, ganz und gar nicht zufrieden.

„Bescheiden geht die Welt zugrunde.“ murmelte ich und stieß an.

Draußen schlug eine Welle gegen den Pier.
Zumindest einer, der widersprach.


Leistungsbeurteilung durch den Vorstand

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Auch in der Kabine hatte sich etwas verändert.

War zu Beginn der Saison noch kein klarer Führungsspieler zu erkennen, formte sich langsam ein kleiner Kreis – angeführt von Goodridge, flankiert von zwei neuen Stimmen.

Carlos Bertie
:
Still, zurückhaltend, aber mit einer Aura wie ein Leuchtturm bei Nebel.
Ein Stürmer, der lieber ackerte als redete – und gerade deshalb geachtet wurde.
Seine Tore sprachen für ihn, und seine Arbeit auf dem Platz ließ ihn in der Hierarchie steigen.

Sechzehn Tore in acht Partien – eine Hausnummer.

Vinceroy Nelson:
Laut, witzig, immer für einen Spruch gut.
Aber auch mit Hirn, mit Ehrgeiz – und mit einem rechten Fuß, der Gegner im Alleingang austrickste.
Er nahm sich selbst nicht wichtig, aber alle wussten, dass er es war.
Woche für Woche bewies er es.


Vereinshierarchie

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Alles in allem liefen die letzten Wochen blitzsauber.

Halbfinale im Pokal.

Spitzenreiter in der Liga.


Tabelle


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Rekorde purzelten, Geschichten entstanden.[/i]
« Letzte Änderung: 09.August 2025, 00:46:18 von steffanovic »
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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #43 am: 09.August 2025, 08:33:59 »

Wieder eine schöne Episode. Ich mag diese Mischung aus der Story mit Lokalkolorit und der Story zum Fußball sehr!
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steffanovic

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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #44 am: 10.August 2025, 14:25:01 »

Wieder eine schöne Episode. Ich mag diese Mischung aus der Story mit Lokalkolorit und der Story zum Fußball sehr!

Danke, das freut mich natürlich wieder sehr das es dir gefällt.
Ehrlich gesagt bleibt mir auch nicht viel anderes übrig als mit Lokalkolorit aufzufüllen, da es sportlich unfassbar uninteressant ist.
Ich hab den Verein ja per Editor eine Liga runtergesetzt um einen schöneren Einstieg in die Story zu bekommen, leider ist das Niveau aber derart schlecht das es schon ein kleines Wunder wäre, wenn wir ein Spiel in der Liga verlieren sollten 😅

Im Pokal sieht die Lage natürlich ein bisschen anders aus, aber selbst ohne die halbe Mannschaft sind wir Favorit.
Sportlich wird es wohl erst in der nächsten Saison ein wenig interessanter, aber da nur 10 Mannschaften in Liga 2 spielen, kommt diese ja mit schnellen Schritten näher.
Zumal im August die Saison schon beendet ist und die neue erst im März wieder startet.
Es bleibt also viel Zeit für einen ausgedehnten Urlaub dazwischen, vllt passiert dort ja was spannendes ;)

Auf jeden Fall vielen Dank für dein Feedback und weiterhin viel Spaß.

Beste Grüße
« Letzte Änderung: 10.August 2025, 14:28:07 von steffanovic »
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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #45 am: 10.August 2025, 15:31:47 »

Wie sieht das mit internationalen Spielen aus? Gibt es in der Karibik auch sowas wie eine Champions League und falls ja, wie qualifiziert man sich?
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steffanovic

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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #46 am: 10.August 2025, 16:17:01 »

Wie sieht das mit internationalen Spielen aus? Gibt es in der Karibik auch sowas wie eine Champions League und falls ja, wie qualifiziert man sich?

Natürlich ;)

Das ganze gehört ja zum CONCACAF, wie auch Mittel- und Nordamerika.
Es ist allerdings etwas schwierig zu erklären.
Es gibt theoretisch wie bei uns in Europa, Champions League, Euro League und Conference League, allerdings sind es hier sogar 4 Wettbewerbe.
Die kleineren Wettbewerbe dienen eher dazu da, sich für den großen zu qualifizieren.
Es läuft so ab, dass es für die Ligen die besser sind (USA, Mexiko, Honduras und co.) direkt Startplätze im CONCACAF Champions Cup (wie die Champions League) gibt.
Die kleineren Nationen bekommen nur Startplätze für die kleineren Wettbewerbe.
Es gibt den CONCACAF Caribbean Shield, da würde der Meister der ersten Liga aus St. Kitts und Nevis mitspielen.
Die Finalisten dieses Wettbewerbs qualifizieren sich für das nächste Jahr für den nächst höheren Wettbewerb, in diesem Fall wäre das der CONCACAF Caribbean Cup.
Hier läuft es dann genauso weiter.
Die Finalisten und Platz 3 qualifizieren sich wieder für den nächst höheren Wettbewerb, den CONCACAF Central American Cup.
Und dann nochmal das gleiche für den nächsten Wettbewerb.
Dieser ist dann der höhste, nämlich der CONCACAF Champions Cup.

Also für uns hieße das wir müssten jedes Jahr einen Internationalen Wettbewerb gewinnen bzw. mindestens dritter werden, damit wir überhaupt eine Chance auf den Champions Cup haben.
Denn wenn wir ausscheiden müssen wir wieder im untersten Cup anfangen.
Wenn wir uns denn für diesen wieder über die Liga qualifizieren.

Dann gibt es auch noch den League Cup, aber da weiß ich ehrlich gesagt noch nicht was das genau ist ;D
« Letzte Änderung: 10.August 2025, 17:22:24 von steffanovic »
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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #47 am: 10.August 2025, 16:52:21 »

Wieder eine sehr schöne Episode! Wie schon häufig gesagt: Dein Stil gefällt mir sehr gut!
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steffanovic

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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #48 am: 10.August 2025, 17:27:16 »

Wieder eine sehr schöne Episode! Wie schon häufig gesagt: Dein Stil gefällt mir sehr gut!

Wieder ein großes Dankeschön für das Lob.

Freue mich jedes Mal aufs neue, Feedback zu lesen – und wenn es so ausfällt, darf ich wohl einfach weitermachen wie bisher  ;D

Viele Grüße
« Letzte Änderung: 10.August 2025, 17:46:19 von steffanovic »
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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #49 am: 10.August 2025, 19:30:23 »

Denn wenn wir ausscheiden müssen wir wieder im untersten Cup anfangen.

Danke für die Erklärung. Das ist ja ein furchtbar weiter Weg bis in den höchsten Pokal und wohl auch unerreichbar, wenn da Clubs aus Mexico und den USA mitspielen.
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MorbusDerbe

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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #50 am: 11.August 2025, 15:05:25 »

Denn wenn wir ausscheiden müssen wir wieder im untersten Cup anfangen.

Danke für die Erklärung. Das ist ja ein furchtbar weiter Weg bis in den höchsten Pokal und wohl auch unerreichbar, wenn da Clubs aus Mexico und den USA mitspielen.

Das dachte ich mir auch! Wahnsinnig aufwändig.

Erinnert ein wenig an den FC Vaduz aus Liechtenstein, die ja als "Gastverein" im schweizer Ligensystem spielen und auch bei einem möglichen Meistertitel dort, keinen CL-Platz erhalten würden. Sie können nur über den Liechtensteiner Pokalsieg sich für das internationale Geschäft qualifizieren - die Conference League. Diese müssten sie gewinnen, um dann in der Europa League einen Startplatz zu erhalten, um wiederum diese zu gewinnen, um dann in die CL zu kommen.  ;D

Nicht unmöglich - theoretisch...!  ;D

LG
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steffanovic

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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #51 am: 14.August 2025, 01:13:37 »

Kapitel 1.6 – Geld, Gelächter und ein Halbfinale





Die Wochen vergingen.
Ein Sieg nach dem anderen – und trotzdem kein Anlass für Freudentänze.
Wer gegen Amateure gewinnt, kann sich nichts darauf einbilden.
Wir waren Favorit in jedem Spiel, und jeder Sieg war weniger Triumph als Pflichtaufgabe.
Aber Punkte sind Punkte – egal gegen wen.
Solange sie auf unserem Konto landeten, beschwerte sich niemand.
Wir lernten. Wir wurden besser.
Nicht schön. Nicht immer dominant.
Aber effektiv.




Der Tag vor dem Halbfinale begann… wie fast jeder andere: mit schlechter Laune.
Nicht, weil wir im Pokal kurz vor dem größten Spiel der Saison standen – sondern, weil es einfach zu früh war.
Die Sonne hatte noch nicht mal richtig Fahrt aufgenommen und mein Körper beschloss, das er vor neun Uhr auf alles außer Schlaf allergisch reagiert.

Wie üblich lag ich nach dem zweiten "Snooze" noch im Bett.
Mein Blick war auf den Ventilator gerichtet, der seit Wochen mit einer Geschwindigkeit drehte, als würde er gleich zur Landung ansetzen.
Mein Körper protestierte gegen das Aufstehen, mein Kopf gegen alles, was nach Verantwortung klang – also eigentlich gegen den kompletten Tag.

Bradshaw
hatte mir schon am Vortag geschrieben: „Vergiss nicht, Hemd oder Polo. Kein Trikot.“
Als ob ich mir bei dieser Hitze freiwillig Polyester überstreifen würde.

Die Morgenroutine lief wie gewohnt im Autopilot: Kaffee kochen, kurz ins Badezimmer – und dann, noch mit zerknautschtem Gesicht, auf die Terrasse.
Der Kaffee dampfte in meinem großen Becher, vier Löffel Zucker hatten sich wie eine goldene Schicht am Boden abgesetzt.
Nach dem Rührvorgang holte ich den ersten Glimmstängel des Tages aus der Schachtel, zündete ihn an und nahm den ersten Zug von der Kippe.
Ich blinzelte ins Licht, das über den Hügeln hinter Basseterre aufstieg.

Auf den Holztisch hatte ich meinen zerknitterten Notizblock gelegt.
Nicht, weil ich plötzlich zum Strategen der verbalen Kriegsführung geworden wäre – aber die Pressekonferenz um zehn Uhr wollte ich nicht ganz unvorbereitet betreten.
Ich blätterte durch meine krakeligen Stichpunkte:
„Formkurve“„St. Paul’s als möglicher Gegner im Finale“„Finanzen??“„Alles tutti im Verein?“.
Daneben ein paar Pfeile, die so aussahen, als hätte ich sie im Halbschlaf gemalt.

Ich überlegte, wie ich antworten konnte, ohne jemandem zu sehr vor’s Schienbein zu treten.

Der Kaffee war halb leer, die Kippe längst ausgedrückt, da fiel mein Blick auf die Uhr.

9:00Uhr.

Zeit, loszufahren – ich wollte um halb zehn am Stadion sein.

Die Straßen waren an diesem Morgen ruhig.
Nur ein paar Mofas zogen ihre knatternden Linien durch die Stadt, dazwischen alte Pick-ups mit viel Rost und wenig Eile.
Vor einer kleinen Bäckerei standen schon Menschen in der Sonne und hielten Tüten voller frisch gebackener Brötchen im Arm.
Das Meer glitzerte in der Ferne, als würde es die Kulisse für einen Werbespot spielen.
Ich fuhr gemächlich, Fenster halb offen, ließ den warmen Fahrtwind ins Auto.

Pünktlich um 9:30 bog ich auf den kleinen Parkplatz neben dem Stadion ein.
Bradshaw stand schon am Eingang, die Hände in den Hosentaschen, und winkte mir zu.

„Da bist du ja. Komm, wir müssen die Leute gleich reinlassen.“

Wir hatten keine Angestellten, die sich um so etwas kümmerten – also standen wir selbst an der Tür, begrüßten die paar Journalisten, die nacheinander eintrudelten, und führten sie in unseren „Presseraum“.

Das Wort war eigentlich zu groß.
Es war ein schmales Zimmer mit zwei Fenstern, von denen eines sich nicht öffnen ließ.
Außerdem beheimatete es einen abgewetzten Teppichboden und einige große Tische sowie diverse in die Jahre gekommenen Stühle.
In der Ecke stapelten sich alte Vereinsordner, neben der Tür ein klappriges Regal mit vergessenen Kaffeebechern.

Bradshaw holte eine Kiste Wasser aus dem Nebenzimmer, ich stellte sie auf den Tisch, als wären wir Gastgeber einer Bingo-Runde im Altenheim – nur ohne Kekse.
Dann rückten wir die Stühle zurecht und platzierten die neue Werbebande hinter uns – mit dem neuen Sponsor, dem grellbunten Slots, Slots, Slots“-Casino & Café – die Bradshaw so stolz herangeschafft hatte.

Als die letzten Kabel für die Mikrofone verstaut waren, trat ich einen Schritt zurück.
Eigentlich war es für die geringe Anzahl an Journalisten überhaupt nicht nötig, Bradshaw wollte allerdings um jeden Preis professionell wirken und deshalb verkabelten wir sie.
Alles bereit.
Zumindest äußerlich.

Mr. Bradshaw trat ebenfalls einen Schritt zurück, verschränkte die Arme und nickte zufrieden.

„Sieht gut aus.“

„Könnte schlimmer sein.“

Bradshaw bemerkte den kleinen Seitenhieb anscheinend nicht.

„Könnte auch klimatisiert sein.“ setzte ich deshalb noch nach.

Er sah mich jetzt etwas entrüstet an, sagte jedoch nichts.

Der Ventilator an der Decke quietschte bei jeder Umdrehung.
Immerhin quietschte er konstant, das wirkt bestimmt auch professionell dachte ich und musst schmunzeln.

Mr. Bradshaw und ich saßen hinter unserem kleinen Tisch, dessen Platte an einer Ecke schon so ausgeblichen war, dass man das Holz unter der Lackschicht sehen konnte.
Hinter uns stand die mobile Sponsorenwand – eine auf Rollen montierte Plastikfläche, wie sie große Klubs nach Champions-League-Spielen benutzen.
Nur, dass hier nicht Audi, Siemens oder Adidas prangten, sondern in bunter Wiederholung das knallige Slots Slots Slots-Logo,  dazu unser Vereinswappen und das Emblem der Division One League.






Die Journalisten nahmen nach und nach ihre Plätze ein.
Einige klappten kleine Notizblöcke auf, andere schalteten ihre Handys auf Aufnahme. Einer hatte einen Laptop dabei, der aussah, als hätte er den Hurrikan von ’95 überlebt.
Wir warteten zehn Minuten, um zu schauen ob noch jemand kam – es blieb aber bei den fünf anwesenden Medienvertretern.

Mr. Bradshaw sah noch ein letztes Mal auf seine Uhr.
Er nahm rechts neben mir Platz und begann damit, die Pressekonferenz zu eröffnen.

„Meine Damen und Herren, willkommen im Presseraum der Cayon Rockets.“

Er machte eine kurze, bedeutungsschwangere Pause, als müssten die Worte erst einmal in der Luft nachhallen.
Die Journalisten schauten sich um, und einer konnte sich ein Kichern nicht verkneifen.
Bradshaw fuhr – wie seit kurzem in solchen Situationen üblich – unbeirrt fort und tat mal wieder so, als hätte er nichts gehört.

„Wir stehen vor einem ganz besonderen Spiel. Morgen ist das Halbfinale im Pokal – und ich kann Ihnen versichern, die Mannschaft ist bereit. Der Trainer ist bereit. Der Verein ist bereit.
Und… wir haben Slots, Slots, Slots Casino & Café‘ als stolzen Partner an unserer Seite gewinnen können.
Diese Zusammenarbeit ist für uns im Hinblick auf die Zukunft und unsere finanzielle Eigenständigkeit eine großartige Gelegenheit, langfristige Planungssicherheit zu haben und zusätzlich die lokalen Gewerbetreibenden zu unterstützen.
Wir haben ganz bewusst darauf verzichtet, mit Sponsoren aus dem Ausland zusammenzuarbeiten, auch wenn wir dadurch natürlich einige finanzielle Einbußen in Kauf nehmen.
Uns ist es jedoch ein Bedürfnis, die lokale Wirtschaft an unserem Aufschwung teilhaben zu lassen – denn diese wird durch unsere Präsenz in den kontinentalen Wettbewerben sicherlich ebenfalls einen Zuwachs verzeichnen.“


Er deutete mit einer theatralischen Geste auf die Sponsorenwand hinter uns.

„Ich bin sicher, Sie haben alle Fragen – und wir haben die Antworten. Deshalb: Fangen wir gleich an. Wer möchte beginnen?“

Ich begann mich zu fragen, wie er in dieser Rede vom Halbfinale im heimischen Pokal zum großen Auftritt auf kontinentaler Bühne gesprungen war.
Vielleicht hatte Bradshaw die letzten Wochen zu viel Zeit mit sich selbst und seinen Tagträumen verbracht.
Oder ich lernte ihn erst jetzt richtig kennen – nicht als den kumpeligen Familienmenschen, der bei Grillabenden Witze reißt, sondern als den Präsidenten, der mit stolzgeschwellter Brust in jede Kamera grinst und so tut, als würden wir in zwei Jahren um den Champions Cup spielen.
Keine Ahnung ob es zu viel Selbstbewusstsein, zunehmendes Alter oder einfach nur Größenwahn war.
Egal, was es war – gut war es nicht.


Sein Blick wanderte langsam über die kleine Gruppe, wie ein Auktionator, der auf das erste Gebot wartet.
Schließlich nickte er einem Mann in der ersten Reihe zu.

Jauan Whittaker – Kittisches Presseblatt
– beugte sich leicht nach vorne.

„Coach, das ist ja in Ihrer jungen Karriere das bisher wichtigste Spiel – das Pokal-Halbfinale. Wie fühlen Sie sich davor? Sind Sie ein wenig nervös?
Ihr Team war zuletzt super in Form, aber glauben Sie, dass Ihr Team auch für dieses Halbfinale bereit ist? Oder besteht die Gefahr, dass Sie zu selbstsicher da reingehen?“


„Das ist sicherlich das bisher wichtigste Spiel in meiner – und unserer – Zeit hier. Aber ich glaube, wir sind sehr gut gerüstet. Wir haben eine starke Form und bisher alle unsere Spiele gewonnen.
Deshalb gehe ich auch davon aus, dass wir auch dieses Spiel gewinnen werden. Ich glaube nicht, dass die Spieler selbstgefällig werden – sie wissen ganz genau, dass es von mir ansonsten einen Arschtritt gibt.
Wir werden unsere Hausaufgaben machen und ins Finale einziehen.“


Jauan
verzog das Gesicht
.
„Klingt ein bisschen sehr selbstbewusst. Haben Sie denn gar keinen Respekt vor dem Gegner, wenn Sie schon so selbstverständlich über das Finale sprechen?“

„Natürlich werden wir dem Gegner den gebührenden Respekt erweisen und haben uns genauso vorbereitet wie auf jedes andere Spiel. Respekt heißt aber nicht, dass wir uns kleiner machen, als wir sind.“

Bradshaw deutete auf den nächsten Fragesteller.

Malik Warner – St. Kitts Sportfunk – grinste breit.
„Wie sieht die Aufstellung aus? Wird Ihr neuer Torwart Souza wieder in der Startelf stehen? Und werden Bertie und Nelson wieder die Sturmspitze bilden?“

„Auf taktische Feinheiten werde ich hier nicht eingehen. Wir wollen dem Gegner ja keine Hilfestellung geben, sich gezielt auf uns einzustellen.
Die Aufstellung sehen Sie kurz vor dem Spiel – wie alle anderen auch.“


Malik ließ nicht locker:
„Wie zufrieden sind Sie denn insgesamt mit Ihren Transfers?“

Mr. Bradshaw lehnte sich sofort nach vorn.

„Wir sind sehr stolz auf unsere Transfers. Ich bin der Meinung, dass ICH das sehr gut hinbekommen haben. Und auch die Abgänge waren nur Ergänzungsspieler – kein Grund zur Sorge.
Deswegen haben wir da auch keine Ersatzspieler verpflichtet. Die Qualität der Mannschaft ist hoch.“


Übersetzung: Niemand, der gegangen ist, hätte jemals einen Rasen von Nahem gesehen.

Er zeigte auf Tanya Richardson vom Basseterre Wochenblatt.

„Gibt es besondere Maßnahmen, wie Sie sich auf dieses Spiel vorbereiten? Teambuilding oder Rituale?“

„Wie eben schon gesagt: Wir gehen dieses Spiel an, wie jedes andere auch. Wir trainieren, wir reden, wir arbeiten – und wir machen unsere Hausaufgaben.“

Der nächste Reporter bekam das Wort. Er hieß Alvin Browne und war unabhängig.

„Speziell Bertie, Nelson und Duncan sind ja sehr gut in Form. Haben andere Vereine schon ihre Fühler ausgestreckt oder gab es offizielle Angebote?“

Ich setzte gerade an – da grätschte Bradshaw rein.

„Auch wenn natürlich jeder Verein diese Spieler haben möchte: Selbst wenn es ein Angebot gegeben hätte – wir machen hier keinen Ausverkauf.
Wir wollen mit diesen Jungs auch in der ersten Liga spielen, deshalb werde ich nicht verkauft.“


„Aber… sieht es mit den Finanzen nicht kritisch aus? Wäre es nicht gut, wenn da mal eine Einnahme reinkäme?“

Mr. Bradshaw straffte die Schultern.

„Ich weiß nicht, woher Sie diese Information haben, aber wir stehen wirtschaftlich stabil da. Wir arbeiten solide. Das sehen Sie auch anhand unserer neuen Sponsoren.“

Er deutete demonstrativ auf die Sponsorenwand hinter uns.

„Trotz der geringeren Zuschauerzahlen – was wir in Liga zwei erwartet haben – sind wir gut gerüstet. Und im Halbfinale erwarten wir bis zu 1.100 Zuschauer. Das ist nicht zu verachten.“

Wenn Zahlen beschönigen eine olympische Disziplin wäre, hätte er gerade Gold geholt.


Eine weitere Hand ging nach oben.

„Herr Bradshaw, wie ist eigentlich das Verhältnis zwischen Ihnen und dem neuen Trainer? Es heißt, Sie kannten sich schon vor der Anstellung.
Ist das Verhältnis nach wie vor so gut, oder hat sich durch die tägliche Zusammenarbeit etwas verändert?“


„Natürlich – alles ist perfekt. Zwischen uns passt kein Blatt Papier.“

Ich lächelte nur schwach.

„Wir haben durchaus auch mal unsere Meinungsverschiedenheiten – aber alles im Rahmen.“

Bradshaw presste ein Lächeln auf die Lippen, das so echt wirkte wie ein Sonderangebot im Duty-Free-Shop, und beugte sich hastig wieder zum Mikrofon.

„Was er meint, sind kleine taktische Diskussionen – nichts Ernstes. Wir sind völlig auf einer Wellenlänge.“

Für die Journalisten war das eine reine Pflichtfrage. Für Bradshaw dagegen offenbar der Auftakt zu einer diplomatischen Krisensitzung.

Malik meldete sich noch einmal.

„Kurze Frage zum Abschluss: Erwarten Sie im Halbfinale eine Verlängerung oder Elfmeterschießen?“

„Ich erwarte, dass wir es in 90 Minuten entscheiden. Aber wir sind auf alles vorbereitet.“

Mr. Bradshaw nutzte die Gelegenheit wie ein Mann, der das letzte Wort haben will – koste es, was es wolle.

„Damit schließen wir die Runde. Wir müssen uns schließlich auch noch um andere wichtige Dinge kümmern. Vielen Dank für Ihr Interesse.
Wir sehen uns morgen im Stadion und freuen uns auf ein tolles Spiel.“


Wir standen auf, rückten die Stühle an den Tisch und schoben die Sponsorenwand in die Ecke.
Der Ventilator quietschte noch immer – der Einzige hier, der heute wirklich konstant gearbeitet hatte.

Als wir den Raum verließen, schob sich plötzlich Alvin Browne zwischen zwei Stühle.
Der Reporter mit den Finanzfragen.
Schmal gebaut, spitze Nase, schmale Augen – und diese Art, sich zu bewegen, als könnte er jeden Moment unter einer Tür hindurchschlüpfen.
Wie ein zwielichtiges Wiesel schlich er sich an mich heran, so dass Bradshaw es nicht bemerkte.

„Ich schick Ihnen später eine Mail. Aus meinen Quellen. Vereinsfinanzen.“

Ich runzelte die Stirn, wollte gerade nachhaken – aber da war er schon weitergegangen, als hätte er nie neben mir gestanden.
Was ich davon halten sollte, wusste ich nicht.

Zehn Minuten später vibrierte mein Handy tatsächlich.

Betreff: Finanzbericht – vertraulich.

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Kein Fließtext, keine Einordnung – nur nackte Zahlen.

Kontostand: –54.000 €.

Im Januar noch im Plus gewesen.
Dazwischen: eine Reihe größerer Auszahlungen ohne jede Begründung.

Offiziell keine Erklärung.


Inoffiziell… sagen wir mal so:

Mr. Bradshaw hatte in den letzten Monaten erstaunlich viele „geschäftliche Termine“ in Gebäuden mit auffällig vielen blinkenden Lichtern.

So viel zum „wirtschaftlich stabil“, das er eben noch in die Mikrofone gesungen hatte.

Aber für Finanzdetektivarbeit blieb keine Zeit.
Das Pokalhalbfinale stand vor der Tür – und zum ersten Mal, seitdem ich hier bin, würde der Warner Park nicht aussehen, als hätte man sich versehentlich auf eine Familienfeier verirrt.
Statt der üblichen 150 Zuschauer wurden nun rund 1.100 erwartet.
Es würde volle Straßen geben, doppelt so viele Verkaufsstände – und etliche „Fans“ aus dem Dorf, die gar nicht wegen des Spiels kamen, sondern wegen der Musik und dem Bier.

Ich starrte noch eine Weile auf die Zahlen in der Mail, als könnten sie sich von selbst in etwas Freundlicheres verwandeln.
Taten sie natürlich nicht.
Also klappte ich das Handy zu, steckte es in die Tasche und beschloss, dass ich heute keine Energie für Bradshaws blinkende Geheimnisse hatte.

Auf der Fahrt nach Hause vibrierte mein Telefon erneut.
Rosalies Name leuchtete auf:

„Hey, na? Wir haben uns ja lange nicht gesehen. Hast du nicht Lust, dich heute mit uns mal auf einen Kaffee zu treffen?
Mervin hat mir erzählt, dass heute kein Training ist. Da hättest du ja bestimmt Zeit, oder nicht?“


Ich lehnte mich zurück.

Ja, stimmt eigentlich… die beiden hatte ich schon länger nicht mehr privat getroffen.
Die letzten Male hatte ich mich noch gewunden, Ausreden gefunden, das Treffen auf „ein andermal“ verschoben.
Warum eigentlich nicht?
Heute gab’s keine Ausrede.


Ein paar Stunden später, vor einem kleinen Café an der Uferpromenade.
Die Sonne spiegelte sich auf dem Wasser, Möwen kreischten irgendwo hinter den Booten.
Rosalie und Mervin warteten schon, als ich um die Ecke kam.

„Hey, na, schön dich zu sehen!“Rosalie breitete die Arme aus.

„Toll, dass das heute mal geklappt hat.“

„Ja, schön, dass es mal geklappt hat“, stimmte Mervin ein.

„Das letzte Mal, als wir uns außerhalb vom Fußball getroffen haben, hatte ich ja gerade einen kleinen Breakdown. War nicht so schön.“


„Stimmt. Aber wahrscheinlich haben wir noch das Schlimmste verhindert… oder auch nicht,“ schmunzelte ich.

„Eher nicht...," fügte Rosalie hinzu.

Wir lachten.

 
Mervin hingegen schaute kurz verlegen zur Seite, schob dann die Hände in die Hosentaschen.

„Kommt. Ich hab einen Tisch für uns bestellt. Schön am Fenster – Meerblick.“

Drinnen roch es nach frisch gemahlenem Kaffee und Zuckerwaffeln.
Wir bestellten Eisbecher, Eiskaffee, irgendwas mit Schokosauce – und redeten erst einmal über Gott und die Welt.
Rosalie fragte, ob ich immer noch bei meiner Mutter wohnte.

„Ja, eigentlich gefällt’s mir ganz gut. Außerdem schmeckt’s bei Mutti am besten.“

„Wir überlegen, ob wir mal woanders hinziehen“, sagte Rosalie, während sie sich einen Löffel Eis gönnte.

„Das Haus ist zu klein für uns sechs. Ich hab ein Jobangebot bekommen – und der Club in der Nähe wäre für Mervin kein Abstieg.“


„Echt? Wo denn?“

„In Kingston. Jamaika.“


Mervin nickte.

„Dort gibt’s mehrere Vereine in der ersten Liga. Reputationsmäßig besser als St. Kitts. Ich weiß auch noch nicht, ob ich hier verlängere oder meinen Vertrag auslaufen lasse.
Mein Berater hat mir geraten, erstmal alles abzublocken – nur, damit du dich nicht wunderst, falls Bradshaw dich darauf anspricht.“


„Schön, dass du mir das jetzt erzählst.“

„Hätten wir dir schon längst erzählt, wenn du mal zum Kaffee gekommen wärst.“ Rosalie zwinkerte.

Wir probierten gegenseitig von unseren Eisbechern und kamen zu dem Schluss, das wir schon bessere gegessen hatten.

„Sag mal, Rosalie… findest du eigentlich auch, dass dein Vater sich verändert hat?“ fragte ich schließlich vorsichtig.

„Was meinst du?“

„Na ja… früher – bevor wir jeden Tag zusammengearbeitet haben – wirkte er auf mich irgendwie anders. Jetzt ist er so… überambitioniert.
Manchmal fehlt mir der gesunde Menschenverstand, den er sonst hatte.“


Rosalie seufzte.

„Stimmt schon. Vielleicht liegt’s an der Frau, mit der er seit Kurzem ausgeht. Mervin und ich mögen sie nicht.
Er macht ihr ständig teure Geschenke, obwohl sie sich kaum kennen.
Ich glaube, sie setzt ihm ständig Floh ins Ohr, wie wichtig er ist und was für eine große Nummer er hier auf St. Kitts sein könnte, wenn er nicht immer so nett zu allen wäre.“


„Eine richtige Furie“, brummt Mervin.

Ich nickte.

„Das würde einiges erklären. Vielleicht sollte ich mal direkt mit ihm reden.“

„Viel Glück“, meinte Rosalie trocken.

„Als ich versucht habe mit ihm zu reden, hat er gleich abgeblockt und meinte alle wären gegen ihn, selbst die eigene Familie."

Ich versuchte das Thema wieder in eine fröhlichere Richtung zu lenken, keiner von uns hatte gerade Lust auf eine therapeutische Sitzung.

Wir redeten noch eine Weile über belanglosere Dinge – wer in letzter Zeit das schönste Tor geschossen hatte, wie Mervins Reise mit der Nationalmannschaft war, oder wie albern die Möwen draußen aussahen.
Beim Aufstehen meinte ich:

„Das machen wir auf jeden Fall nochmal. Möglichst bevor ihr umzieht.“

„Ja“, lachte Rosalie.

„Falls wir umziehen,“ ergänzte Mervin.

Wir gingen auseinander und als ich allein zurück zum Auto lief, war mir klar:
Das Halbfinale war nicht das Einzige, was in den nächsten Wochen spannend werden würde

Ich fuhr noch ein paar Minuten an der Küste entlang, ließ das Fenster halb offen und den Wind rein.
Kein Radio, kein Telefon – nur das leise Klacken des Blinkers, wenn die Straße eine Kurve nahm und ab und zu eine Möwe, die so tief flog, dass ich fast den Kopf einzog.

Zu Hause stand die Sonne schon tiefer.
Ich verbrachte den restlichen Nachmittag damit, ein paar Notizen für das Halbfinale zu ordnen und alte Spielberichte zu überfliegen.
Nebenbei überlegte ich, wie ich Bradshaw am besten wegen dieser Finanzgeschichte ansprechen könnte – ohne dass er gleich dichtmacht wie eine Auster.

Zwischendurch erwischte ich mich dabei, wie ich minutenlang auf den Bildschirm starrte, ohne eine einzige Zeile zu lesen.
Mein Gedankenkarussell war wie ein alter Jahrmarkt: laut, bunt – und zu voll um den Ausgang zu finden.

Gegen Abend saß ich noch kurz auf der Terrasse, starrte auf den schmalen Streifen Meer zwischen den Häusern, trank einen letzten Kaffee und rauchte eine Zigarette.
Der Wind drehte und brachte den Geruch von gegrilltem Fisch und irgendeinem billigen Rum mit.

Als ich später ins Bett ging, war mein Kopf voll – aber nicht mehr ganz so schwer.
Glücklicherweise schlief ich recht schnell ein und lag nicht die ganze Nacht lang grübelnd da.

Am nächsten Morgen wachte ich ausnahmsweise mal nicht mit schlechter Laune auf.
Eher mit einem nervösen Kribbeln.
Schließlich stand heute das bisher wichtigste Spiel meiner noch kurzen Karriere an – wie es die Reporter am Tag zuvor schon treffend formuliert hatten.

Kaffee aufgesetzt, Zucker rein, Zigarette angezündet.


So bereit, wie man unter diesen Umständen eben sein konnte.



Der Warner Park wirkte an diesem Tag wie ein völlig anderes Stadion.
Normalerweise konnte man vor Anpfiff noch die einzelnen Rufe der drei, vier Stammfans unterscheiden – heute lag ein gleichmäßiges, aufgeregtes Summen in der Luft.
Wo sonst ein paar verstreute Grüppchen standen, drängten sich jetzt über tausend Menschen auf den Rängen.

Zwischen dem Geruch von frittiertem Fisch, gegrilltem Mais und billigem Sonnenschutz kroch die Anspannung in jede Ritze der Tribüne.
Händler brüllten Preise, Kinder balancierten wackelnde Becher mit Limonade, und am Eingang beschwerte sich ein alter Mann, dass sein Stammplatz „von so einem Touristen im gelben Hemd“ besetzt sei.

Der Gegner – Saddlers United – lief auf wie eine Schulklasse auf Klassenfahrt: viel jugendliche Energie, wenig Erfahrung.
Ich war mir nicht sicher, ob manche von ihnen überhaupt schon alt genug waren, um sich ohne Elternaufsicht in der Kabine aufzuhalten.
Bei diesem Anblick bekam hier jedenfalls niemand weiche Knie.

In der Kabine roch die Luft nach einer Mischung aus frischem Rasen, aufgeheiztem Kunststoff und dieser leicht metallischen Note, die Schweiß in geschlossenen Räumen hinterlässt.
Die Jungs waren ungewöhnlich leise.
Keine lockeren Sprüche, kein Kichern aus der Ecke der Youngsters – nur dieses konzentrierte Schweigen, das entweder in pure Energie oder lähmende Nervosität umschlagen kann.

Ich stellte mich in die Mitte, ließ den Blick einmal durch den Raum wandern und wartete, bis auch der Letzte das Handy beiseitelegte.

„Also …“


Meine Stimme klang fester, als sich mein Puls anfühlte.

„Ihr wisst, was heute auf dem Spiel steht: Halbfinale. Nur noch ein Schritt bis ins Finale. Heute spielen wir vor einer tollen Kulisse – die halbe Stadt ist gekommen.
Lasst euch davon tragen, zeigt euren Familien, aus welchem Holz ihr geschnitzt seid.“


Ein paar Köpfe hoben sich.
Bertie lehnte sich nach vorne, Nelson drehte unruhig seine Trinkflasche in der Hand.

„Wir spielen bisher eine großartige Saison. Wenn wir heute so auftreten wie in den letzten Wochen, wird das unser Finaleinzug.
Wir haben gut trainiert, sind gut vorbereitet und wir sind eine Klasse besser als der Gegner.
Das ist unser Spiel – nicht ihres.
Frühes Pressing, schnelle Pässe und wenn sich die Chance ergibt, hauen wir das Ding rein.
Kein Mitleid, keine Zurückhaltung.
Heute zählt nur eins: dass wir hier als Sieger rausgehen.

So Männer, kommt zusammen.“


Ich sah in ernste Gesichter – und wusste: Sie hatten verstanden.
Die Spieler bildeten einen Kreis und schworen sich noch einmal ein.


Cayon Rockets – Saddlers United


Anpfiff.

Wir kamen gut ins Spiel.

Von der ersten Minute an zeigten die Jungs, dass sie heute die dominierende Mannschaft sein wollten.
Sie gingen früh drauf und zwangen den Gegner schon im Aufbau zu Fehlern.
Noch vor der fünften Minute gab es eine Ecke für uns und Nelson setzte den Ball nach einem schönen Pass von Duncan nur knapp neben das Tor.

In der 8. Minute waren wir erneut in der Vorwärtsbewegung:
Morimoto setzte zu einem unwiderstehlichen Lauf die Linie entlang an, wurde bis an den Strafraum nur begleitet und nicht attackiert.
Ein kurzer Blick, eine Körpertäuschung – dann ein kräftiger Schuss aus der Drehung: 1:0.

Das Publikum brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass wir tatsächlich führten.
Dann brach der Lärm los wie in einem Tollhaus.
Nach zehn Minuten rollte die erste Laola über die Tribüne und die Saddlers kamen auch nach dem Rückstand zu keinerlei Entlastung.

In der 17. Minute bekam Nelson den Ball perfekt in den Lauf gespielt und tauchte frei vor dem Keeper auf.
Er täuschte an, zog ab – Pfosten!
Der Ball sprang schnurgerade zu ihm zurück und diesmal schob er ihn lässig am geschlagenen Torwart vorbei ins Tor.

2:0.

Es lief gut.

Wir beruhigten das Spiel, hielten den Ball in den eigenen Reihen.
Die Saddlers wirkten nicht, als hätten sie den Willen oder die Kraft, unserem Kombinationsspiel etwas entgegenzusetzen.

Und Morimoto hatte wohl beschlossen, dass ein Tor nicht reicht – und dass er morgen gerne auf dem Titelblatt landen würde.
In der 34. Minute stand er nach einer längeren Ballstafette erneut frei auf links, spielte einen schönen Doppelpass und zog dann entschlossen Richtung Tor.
Aus gut 20 Metern fasste er sich ein Herz.
Präziser Abschluss, keine Chance für den Keeper: 3:0.

Das Spiel schien schon vor der Pause entschieden.

Doch in der Nachspielzeit der ersten Hälfte gelang den Saddlers tatsächlich noch ein sehenswerter Angriff.
Mit zwei schnellen Pässen kombinierten sie sich vors Tor, Mudassa Howe rückte zu spät heraus und hob so das Abseits auf.
Ihr junger Stürmer Weatherstone tauchte völlig frei vor unserem Keeper auf und vollendete mit einem sauberen Abschluss zum 3:1.

Er riss beim Jubel so enthusiastisch die Arme hoch, als hätten sie gerade den Pokal gewonnen.
Ob er mitbekommen hatte, dass wir bereits drei Tore auf dem Konto hatten?

Kurz darauf ertönte der Halbzeitpfiff und die Zuschauer applaudierten unserer Mannschaft.

In der Kabine gab es keine großen taktischen Umstellungen.

„Alles gut so – genau so weitermachen“, fasste ich es knapp zusammen.

Wir hatten das Spiel im Griff, jetzt ging es nur noch darum, den Vorsprung souverän nach Hause zu bringen.

Die zweite Hälfte begann, wie die erste geendet hatte – mit uns am Ball.

Doch statt weiterer Tore entwickelte sich nun ein zähes, hitziges Spiel.
Die Saddlers schienen begriffen zu haben, dass sie auf fußballerischem Weg nicht mehr rankommen würden.
Sie setzten also vermehrt auf kleine Fouls, Nickligkeiten und Provokationen.

In der 49. Minute rauschte ihr Torschütze Weatherstone bei einem harmlosen Zweikampf in Duncan hinein – Gelb.
Auch bei uns wurde die Gangart entsprechend härter.
Kezandre Buchanan sah in der 58. Minute ebenfalls Gelb, nachdem er sich fürchterlich über einen falschen Einwurf aufregte.

In der 72. Minute wurde Alex Taylor nach einem Trikotzupfen verwarnt.
Kurz darauf ließ sich Nelson bei einem langen Ball nicht abschütteln, wurde aber von seinem Gegenspieler mit einem taktischen Foul gestoppt – die nächste Karte.
Damit standen die Saddlers bereits bei vier Gelben.

Die letzten Minuten waren geprägt von vielen Unterbrechungen.
Das Publikum wollte noch ein viertes Tor sehen, wir wollten einfach nur den Deckel draufmachen.
Als der Schlusspfiff ertönte, war der Jubel trotzdem groß.

Die Jungs reckten die Fäuste in die Höhe und sangen mit den Zuschauern.
Ein paar sprangen sich in die Arme, andere klatschten mit den Fans an der Bande ab.
Morimoto grinste breit wie ein Honigkuchenpferd, Nelson ließ sich vom Publikum feiern.
Kein wildes Feuerwerk – aber die Gewissheit:

Wir stehen im Finale.



Spielstatistik


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Der Gegner würde allerdings ein ganz anderes Kaliber sein.

St. Paul’s United.

Liga-Primus, Titelverteidiger, dreimal Pokalsieger in Folge.
Eine Mannschaft, die man weder mit Schulklassen noch mit Amateurfußball verwechseln konnte.
Ihre Abwehr bestand aus gestandenen Männern und auch der Rest des Kaders war Erstliga erfahren.
Kein Wunder, dass selbst Bradshaw ausnahmsweise mal den Satz „Das wird schwer“ in den Mund nehmen sollte.

Die Auslosung besagte, dass das Finale erst am Ende der Saison gespielt wird.
Nach Beendigung der Liga – Zeit genug also, um uns vorzubereiten.





Genießen konnte ich den Finaleinzug trotzdem nicht lange.
Schon am nächsten Tag lag wieder eine unschöne Nachricht vom Verband im Postfach.

Es war mal wieder Zeit für Länderspiele – und natürlich hatten sie wieder unsere besten Jungs einberufen.
An sich eine tolle Nachricht…
Wären unsere Anträge auf Spielverlegung nicht erneut abgelehnt worden.

Erneut würden sechs Spieler fehlen: Nelson, Mervin Lewis, Bertie, Roberts, Buchanan und Morimoto.





Zurück blieben ein paar Routiniers, ein paar Ersatzspieler – und eine Handvoll Jugendspieler, deren Brustbreite in Zentimetern kaum den Ballumfang überstieg.

Trotz der halben Mannschaft im Nationaltrikot – und einer Startelf, in der mehr Teenager standen als bei so manchem Schulausflug – zeigten die Rockets gegen die Southstars eine reife Leistung.



Aufstellung
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Clyde Mitcham sorgte schon in der 1. Minute für den perfekten Start, als er einen Abpraller aus kurzer Distanz über die Linie drückte.
Der Rest der ersten Hälfte war geprägt von viel Ballkontrolle (57 % Ballbesitz) und dem Versuch, den Gegner laufen zu lassen.
Die Southstars kamen bis zur Pause nur einmal gefährlich vor unser Tor – und selbst da fehlte der Abschluss.

Nach einer guten Stunde erhöhte Jahsanni Merritt mit einem trockenen Schuss aus 16 Metern auf 2:0.
Der Youngster, der sonst oft im Schatten der Routiniers agiert, wirkte, als wolle er die Chance nutzen, sich dauerhaft für Startelf zu empfehlen.

Die Zuschauer standen endgültig Kopf, als Gregory Goodridge in der 77. Minute vom Punkt traf.
Der 53-Jährige, inzwischen sowas wie ein lebendes Vereinswahrzeichen, wurde gefeiert, als gäbe es kein Morgen.
Kurz vor Schluss gelang den Gastgebern noch der Ehrentreffer durch Thelston Hanley (87.).
Gefährlich wurde es danach aber nicht mehr.

Unterm Strich:
Eine souveräne Vorstellung in schwieriger Personalsituation – und der Beweis, dass unsere Nachwuchsspieler bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.


Spielstatistik

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Währenddessen kam aus der Ferne die Nachricht, dass St. Kitts & Nevis bei ihrem Testspiel gegen El Salvador mit 1:4 untergegangen war.
Unsere Nationalspieler hatten also nicht nur ihre Vereinsaufgaben verpasst, sondern auch noch reichlich Gegentore eingesammelt.
Die einzig positive Nachricht war, dass Vinceroy Nelson ein gutes Match spielte und sich mit einem Tor dafür belohnte.

„Immerhin hatte sich keiner verletzt“, murmelte ich in mein Telefon, als Jazza mich wegen der Ergebnisse anrief.


Länderspiel

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Die folgende Woche, war eine dieser seltenen, in denen im Büro mehr Papier unterschrieben - als Runden auf dem Trainingsplatz gelaufen wurden.
Wir hatten – man höre und staune – Verträge verlängert.
Nicht irgendwelche, sondern gleich mit den halben Säulen unseres Teams.

Bertie unterschrieb schweigend, legte den Stift ab und verschwand wortlos wieder Richtung Trainingsplatz.
Wichtig unseren Toptorschützen auch über das Jahr hinaus an uns zu binden.

Nelson
dagegen wollte unbedingt ein Foto von der Unterschrift – „für Instagram“.
Er posierte, als wäre er auf dem Titelblatt der GQ Caribbean Edition.

Duncan kommentierte trocken, dass er den Stift gern behalten würde, „falls wir später noch mal nachverhandeln müssen“.
Wir freuen uns unsere Vorlagenmaschine weiterhin an Board zu haben.

Morimoto fragte, ob im Vertrag auch Freistöße prämiert würden.
Wir einigten uns auf eine fünf Dollar Prämie für eine Partie ohne Gegentore.

Roberts nickte einfach nur und meinte, er freue sich, da er sich „wie zu Hause fühle“.
Buchanan schrieb beim ersten Versuch auf der falschen Linie und musste noch mal anfangen – vermutlich der einzige Spieler der Liga, der sich beim Unterschreiben verhaspelt.
Unsere stabilen Außenverteidiger bleiben auch weiterhin bei uns.

Und während all diese Tinte noch trocknete, blieb eine Personalie hartnäckig im Kopf hängen:

Mervin Lewis.

Topverdiener – und in letzter Zeit mit einem Blick, der häufiger in die Ferne ging als auf den Ball.
Ob er sich gedanklich schon verabschiedet hatte?
Wir würden bald genug merken, wie ernst es den beiden mit Auswandern ist… zumal ich bei den Finanzen im Moment auch noch im Dunkeln tappe.

Die Rückkehr zum Ligaalltag brachte gleich die nächste Improvisation – oder besser gesagt: die Wiederholung der letzten.
Auswärtsspiel bei den Dieppe Bay Eagles, und mangels Alternativen lief dieselbe Elf auf wie schon gegen die Southstars.
Nicht, weil ich ein Fan davon bin, Experimente zu vermeiden – sondern weil schlicht niemand anderes da war.

Der Beginn war fast ein Déjà-vu: Evansroy Rouse traf früh (11.), wir kontrollierten das Spiel, hielten den Ball in den eigenen Reihen (62 % Ballbesitz, 89 % Passquote) und ließen hinten so gut wie nichts zu.
Dieppe Bay wirkte lange harmlos – bis zur 59. Minute, als ihr erster Torschuss direkt den Ausgleich brachte.

Kurz wirkte es, als würde unsere stabile, aber ausgelaugte Notelf diesmal nicht noch einen Gang hochschalten können.
Doch dann tauchte in der 86. Minute Nick Wallace frei vor dem Tor auf und netzte eiskalt ein.
19:4 Torschüsse, 2,40 zu 0,16 xG – die Statistik zeigte klar, wer hier Herr im Haus war.
Das Ergebnis sah letztlich enger aus als es tatsächlich war.

2:1, Arbeitssieg, Pflicht erfüllt – und das mit denselben elf Mann, die schon drei Tage zuvor 90 Minuten abgerissen hatten.


Spielstatistik
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Doch die Nachricht des Tages kam nicht vom Platz, sondern aus dem Büro des Nachwuchsleiters.
Er stand in der Tür wie ein Mann, der gleich gestehen muss, dass er den Hund aus Versehen mit dem Rasenmäher touchiert hat.

„Wir haben die Einschätzung für den diesjährigen Jugendjahrgang“, begann er, und sein Tonfall ließ schon ahnen: Das wird kein Märchen.

Und tatsächlich – das Papier war eine Beleidigung für jeden, der jemals einen Ball berührt hat.
Kein Keeper mit Talent, kein Mittelfeldspieler, der den Namen verdient, und bei den Verteidigern nur das Prädikat „nicht besonders gut“.

Ich legte das Blatt auf den Stapel „später verbrennen“ und dachte mir, dass mancher Straßenkick im Viertel mehr Talent aufbot als diese Liste.


Talente? Fehlanzeige!

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Vielleicht sollten wir stattdessen mal die Altersheime durchsuchen – mit etwas Glück finden wir ja einen zweiten Goodridge.
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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #52 am: 14.August 2025, 07:38:28 »

Der Satz des Tages: "Er stand in der Tür wie ein Mann, der gleich gestehen muss, dass er den Hund aus Versehen mit dem Rasenmäher touchiert hat."  O0
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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #53 am: 14.August 2025, 12:33:41 »

Der Satz des Tages: "Er stand in der Tür wie ein Mann, der gleich gestehen muss, dass er den Hund aus Versehen mit dem Rasenmäher touchiert hat."  O0

Exakt das (!) dachte ich beim Lesen auch!

Erneut eine schöne Episode und...Glückwunsch zum Finaleinzug!

Aber was macht der Jugendabteilungsleiter denn hauptberuflich, dass er kein einzig vernünftiges Talent finden konnte?!

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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #54 am: 15.August 2025, 18:34:25 »

Kapitel 1.7 – Zwischen Traumtoren und Torwartträumen





Wisst ihr, Fußball ist manchmal wie ein richtig guter Krimi.

Spannend. Wendungsreich. Unvorhersehbar bis zur letzten Minute.

Das Herz klopft, der Puls rast – und am Ende jubeln die Guten, weil der Täter in der 93. Minute noch geschnappt wird.

Tja… und dann gibt’s Tage wie diese.
Da ist Fußball eher wie ein billiger Groschenroman von der Tankstelle:
billiges Papier, vorhersehbare Handlung – und man weiß schon auf Seite zwei, in welche Fettnäpfchen der Ermittler treten wird.

In dieser Geschichte war unser neuer Torwart der Inspektor Clouseau zwischen den Pfosten – mehr damit beschäftigt, den Tatort zu verunstalten, als den Täter zu fassen.

In den letzten vier Spielen gab es jede Menge Gegentore – obwohl die Gegner im Schnitt nicht mehr als zwei oder drei Mal auf unseren Kasten schossen.
Jedes Mal rauschte der Ball wie von Geisterhand, ohne Gegenwehr, ins Netz.
Es wirkte, als würde unser erfahrener Neuzugang seine einzige Aufgabe – das Tor zu hüten – ignorieren und sich stattdessen der hohen Kunst widmen, sich gleichzeitig zu dehnen und tagzuträumen.




Cayon Rockets : Conaree Fireballs




Das Rückspiel gegen die Fireballs hätte ein lockerer Nachmittagsspaziergang werden sollen.
Doch schon nach zehn Minuten war klar: wir spazierten nicht – wir stolperten.

Drei Schüsse gaben die Fireballs auf unser Tor ab – drei Mal zappelte der Ball im Netz.
Wir trafen zwar durch Nelson, Bertie (2x) und Williams insgesamt viermal, aber jedes Mal, wenn wir das Heft in die Hand nehmen wollten, reichte ein laues Lüftchen, um das Spiel wieder spannend zu machen.






Molineaux Pitbulls : Cayon Rockets




Die Pitbulls waren dem Name nach bissig – in Wahrheit eher wie ein alter Dackel, der nur beißt, wenn man ihm den Knochen klaut.
Wir führten komfortabel 4:0 nach Toren von Duncan (2., 49., 54. Minute) und Lewis (56. Minute), verwalteten das Spiel und alles sah nach einem souveränen Sieg aus.

Doch dann kam unser Keeper Souza auf die Idee, es noch einmal spannend zu machen und den Gästen noch ein bisschen Selbstvertrauen zu schenken.
Zwei harmlose Hereingaben – zweimal schlug es ein.
Vorbei war es mit der Souveränität.

Einmal sprang er komplett an einer Flanke vorbei, beim zweiten Gegentor faustete er den Ball direkt vor die Füße von Petrez Hanley, der in der 82. Minute unbedrängt zum 2:4 einschieben durfte.

In der Schlussphase kamen die Pitbulls sogar noch zwei Mal gefährlich vor unser Tor – es blieb jedoch nicht mehr genug Zeit, um uns noch einmal richtig in Bredouille zu bringen.
Trotz des Sieges blieb ein schaler Beigeschmack – und das ungute Gefühl, dass wir hinten jederzeit ins Wanken geraten konnten.




 

Cayon Rockets : Trinity/Challengers



Es sollte noch schlimmer kommen.
Die Challengers reisten als krasse Außenseiter an – und gingen bereits nach fünf Minuten in Führung.
Ryan Brown durfte sich in die Torschützenliste eintragen, weil Souza ein harmloser Kullerball durch die Hosenträger rutschte.

In der 38. Minute erhöhte erneut Brown auf 2:0.

Auch hier sah unser Keeper nicht glücklich aus – kein klassischer Torwartfehler, aber einer dieser Bälle, bei denen man sich fragt, ob er nicht doch zu halten gewesen wäre.

Fakt war:
Zwei Schüsse auf unser Tor – Zwei Treffer.

Zum Glück gab es kurz vor der Halbzeit Elfmeter für uns, da Vinceroy Nelson im gegnerischen Strafraum von den Beinen geholt wurde.
Gregory Goodridge übernahm die Verantwortung und verwandelte sicher – der Anschlusstreffer.

Die zweite Halbzeit begann erfreulich, da Nelson in der 46. Minute sofort den Ausgleich erzielen konnte.
In der Folge, liefen wir gefühlt einem Phantom hinterher.
Der Gegner stand nur noch hinten drin und wir spielten im Stile einer Handballmannschaft um den Strafraum herum.
Zählbares sollte uns allerdings nicht gelingen.

Nach etlichen Abschlüssen auf, neben und über das Tor, schien das erste Unentschieden der Saison besiegelt.
Der Schiedsrichter sah bereits auf die Uhr und wir befanden uns in den letzten Zügen der Nachspielzeit.

Mit dem letzen Spielzug, schlugen wir den Ball noch einmal nach vorne.
Die Challengers klärten den Ball zunächst in Aus – wir reagierten allerdings schnell und brachten den Ball umgehend zurück ins Spiel.
Ein schöner Pass in den Lauf von Bertie, der noch zwei Gegenspieler umkurvte und dann mit letzter Kraft abzog.

Der Ball schien eine gefühlte Ewigkeit in der Luft zu schweben und die komplette Bank hielt die Luft an.
Der gegnerische Keeper schaute ihm nur hinterher, wie er flach neben dem Pfosten einschlug.


Tor.


TOR!!!


Unser Goldjunge Carlos Bertie erlöste uns in der aller letzten Szene des Spiels.
Der Schiedsrichter hatte eigentlich nur eine Minute Nachspielzeit angezeigt, wir befanden uns bereits in der Dritten.

Die komplette Bank und alle Zuschauer die es mit den Rockets hielten sprangen auf und jubelten ekstatisch.

Auf der gegnerischen Bank hörte man lauthalse Beschwerden in Richtung des Schiedsrichters und der gegnerische Trainer tobte und zeigte auf sein Handgelenk.

Uns war das egal.
Wir waren einfach glücklich, dass wir noch zurückgekommen waren und das Spiel gedreht hatten.
Auch wenn es vielleicht nicht das wichtigste Spiel in der letzten Zeit war, so war es auf jeden Fall eines der emotionalsten.

Auch die Statistiken belegten unsere haushohe Überlegenheit.
28 Schüsse, davon 14 aufs Tor.
Ein xG-Wert von 4.08.


Dem gegenüber standen 3 Schüsse des Gegners.
Die beiden die auf unser Tor kamen waren auch drin.
Außerdem hatten sie lediglich einen xG-Wert von 0.94.






An diesem Abend saß ich noch lange mit dem dampfenden Kaffeebecher auf der Terrasse, die Zigarette glimmte.
Ich blätterte gedankenverloren durch die letzten Spielberichte, jede Seite ein Déjà-vu.

„Das hält keine Defensive der Welt aus…“ murmelte ich.

Es war Zeit für eine Änderung
.

Am nächsten Tag im Training winkte ich Kendale Somersall zu mir.

„Junge, fühlst du dich bereit, im nächsten Spiel zu übernehmen?“

Seine Augen wurden groß, das Grinsen breit.

„Coach, ich warte seit dem ersten Tag darauf!“

Ein paar Mitspieler drehten sich um, als sie das hörten – neugierige Blicke, leises Murmeln.
Ich legte Somersall eine Hand auf die Schulter.

„Gut, mach dir keinen Druck. Aus Fehlern lernt man und wir haben noch viel zu lernen.“

Ich versuchte ihm den Druck ein bisschen zu nehmen und auch wenn er noch nicht bereit sein sollte – wir würden es uns leisten können.

Doch schon im Training legte er los wie die Feuerwehr, als hätte er monatelang darauf gewartet.
Gleich in der ersten Einheit zeigte er Reflexe wie ein alter Hase.

Im Trainingsspiel bekam Bertie den Ball in den Lauf gepasst und tauchte alleine vor Somersall auf.
Aus ca. drei Metern versuchte er den Ball am Keeper vorbeizulegen, doch im aller letzten Moment zog Somersall blitzschnell den Arm nach oben, der Ball prallte an ihm ab und ging knapp am Tor vorbei.

Da rangen sich selbst die mundfaulsten Spieler ein "Respekt." ab.

„Stark gehalten“, murmelte Duncan halblaut, während Lewis nur grinsend den Daumen hob.

Selbst Jazza, sonst eher knurrig, stand mit verschränkten Armen am Spielfeldrand und sagte: „Der Junge scheint einen guten Tag zu haben."

Mit Somersall im Tor kippte die Stimmung sofort in die richtige Richtung.

Gegentore?

Weniger.

Sicherheit?

Erhöht.


In den folgenden Spielen, nie eine Bewertung unter 7,0für einen so jungen Torwart schon ziemlich stark.
Man merkte, wie sich auch die Abwehrspieler plötzlich größer machten, als hätte ihnen jemand das Gewicht von den Schultern genommen.
Rufe wurden lauter, Laufwege klarer und wenn doch mal ein Ball durchrutschte, war da dieser Junge, der mit einer Selbstverständlichkeit zupackte, als hätte er nie etwas anderes getan.

Gleich in seinem ersten Einsatz wusste er zu überzeugen und spielte zu Null.
Beim dominanten 8:0 bei den Rivers of Living Water.

Das Spiel war keine fünfzig Sekunden alt, da hatte Duncan schon eingeschoben.

Dann übernahm Carlos Bertie – und verwandelte das Spiel in seine persönliche Tor-Show.
Vier Treffer in einer halben Stunde, jeder davon ein anderes Kunstwerk: einmal trocken ins kurze Eck, einmal lässig über den Keeper, einmal im Nachschuss und zum Schluss ein Schlenzer, der Sonder-Applaus von der Tribüne bekam.
Morimoto und Buchanan machten das halbe Dutzend voll.

Auf der Tribüne war längst Karnevalsstimmung ausgebrochen.
Ein paar Jungs trommelten auf umgedrehten Farbeimern, ein älterer Herr tanzte oben ohne im Takt – und Bradshaw schwenkte eine Rockets-Fahne, die er wohl aus den letzten Beständen der Erstligajahre gemopst hatte.
Die letzten Minuten waren kein Spiel mehr, sondern eine Siegesparade.
Der Schlusspfiff war mehr Gnadenakt als Notwendigkeit.





Das Rückspiel zu Hause?
7:1und wieder dieselbe Spielfreude.
Duncan und Bertie trafen doppelt, Goodridge setzte mit einem Dreierpack seine persönliche „Ü50-Rekordjagd“ fort.
Der Ehrentreffer der Gäste fiel spät, mehr ein Geschenk an die Statistik als eine echte Gefahr.




Und irgendwo auf der Tribüne, zwischen die Rufe und Gesänge, mischte sich ein neues Geräusch:
der Name eines jungen Keepers, der wie aus dem Nichts gekommen war –
und den wir so schnell nicht mehr aus dem Tor lassen würden.

Mit Somersall im Kasten war unser Warner Park wieder eine Festung – nicht unüberwindbar, aber solide genug, um nachts ruhig schlafen zu können.

Doch jede Festung wird irgendwann belagert – die Frage ist nur wann?

In Kürze auf jeden Fall nicht, denn wir behielten unsere gute Form bei.
Auch die nächsten Spiele gingen wir motiviert und konzentriert an – Kendale Somersall sollte weiterhin das Tor hüten.


Cayon Rockets – Molineaux Pitbulls


Noch ehe der Schweiß den Weg in den Rasen gefunden hatte, lagen wir hinten.
Ein Schuss, ein Treffer – willkommen zurück in der Realität.
Hatte ich doch Souza aufgestellt?

Nein, bei diesem Gegentor hatte Somersall keinen fahrlässigen Fehler begangen – es war einfach gut herausgespielt.
Kurz darauf zeigte er aber, warum er mittlerweile die Nummer 1 war.

Ein strammer Kopfball aus fünf Metern – Somersall tauchte blitzartig ab, bekam die Fingerspitzen noch an den Ball und lenkte ihn um den Pfosten.
Die Innenverteidiger Simmons und Howe, brüllten „Yessss!“ in den Abendhimmel, als hätten wir gerade das Siegtor erzielt.
Danach liefen beide zu Somersall und beglückwünschten ihn zu seiner klasse Rettungstat.

Mervin Lewis nahm die Angriffsbemühungen des Gegners persönlich und rammte ihnen mit einem strammen Schuss den Ausgleich ins Netz.
Carlos Bertie setzte einen seiner typischen „Goalgetter“-Momente obendrauf, bevor Evansroy Rouse den Deckel drauf machte.

Drei Punkte und eine gute Leistung.
Alles, was zählt.






Am Sonntag sollte die nächste Begegnung folgen.
Es ging gegen die Southstarsund diese Partie konnte eine der besonderen Sorte werden.

Der Morgen roch nach Salz, Sonne und diesem elektrischen Kribbeln, das man nur hat, wenn etwas Großes bevorsteht.
Es war, als hätte selbst der Wind begriffen, dass heute kein gewöhnlicher Tag war.
Er raschelte ungeduldig durch die Mangobäume hinterm Haus, als wollte er mich antreiben.

Normalerweise hätte ich den Tag mit meiner üblichen schlechten Laune begonnen.
Aber heute?
Heute zog sich ein vibrierender Draht durch meinen ganzen Körper.

Ich versuchte, es mit der Gelassenheit eines Mannes anzugehen, den nichts auf der Welt aus der Ruhe bringen kann.
Doch das war heute nicht möglich – nicht mal ansatzweise.
Selbst mein alltägliches Morgenritual in der richtigen Reihenfolge durchzuführen misslang mir.

So aufgeregt wie ich war, musste ich als Allererstes eine große Sitzung im Badezimmer einberufen.
Erst danach konnte ich den Kaffee aufsetzen und mich schließlich auf die Terrasse setzen.

Nachdem die schwarze Brühe ihren Weg in meine Tasse gefunden und ich die erste Zigarette angezündet hatte, legte sich die Anspannung ein wenig.
Doch selbst der Kaffee schmeckte heute nicht nur nach Kaffee, sondern nach Vorfreude.
Die Zigarette glühte schneller herunter, als ich ziehen konnte – und ich hätte schwören können, dass die Vögel eine kleine Fanfare für mich spielten.

In der Küche stand meine Mutter am Herd, rührte im Porridge, als wäre es eine Geheimzutat für den Sieg.
Sie warf mir diesen prüfenden Blick zu, der gleichzeitig besorgt und spitzbübisch war.

„Also… heute wird’s ernst, hm?“

Ich zuckte mit den Schultern, versuchte cool zu wirken, aber meine Hände trommelten schon wieder im Takt der Nervosität auf den Tisch.

„Ach, ernst ist gut… wir könnten heute Zweitligameister werden, Ma.“

„Ich weiß nur, dass du seit gestern Abend wie ein Huhn mit Koffeinschock durchs Haus rennst. Setz dich. Iss was. Du brauchst Energie.“

„Auch wenn es nur die zweite Liga ist.“diese Spitze musste sie natürlich noch loswerden.

Ich gehorchte – teilweise, weil sie Recht hatte, teilweise, weil der Duft nach frischem Porridge mich an Kindertage erinnerte.
Wir hatten zwar alle erwartet aufzusteigen, aber dass es so glatt laufen würde, hatte selbst ich nicht gedacht.
Vielleicht hatte ich ja wirklich Ahnung von dem, was ich tat.

Diesen Gedanken wischte ich schnell beiseite – schließlich waren unsere Gegner Amateure.
Das sagte ich mir immer wieder wie eine Schallplatte auf Dauerschleife, wenn ich Gefahr lief, selbstzufrieden zu werden.

Der Vormittag verging in seltsamen Zeitschleifen:
Erst zog er sich endlos, dann raste er plötzlich davon.

Ich las Zeitung, ohne wirklich zu lesen.
Ich sortierte meine Notizen für die Ansprache – nur um sie fünf Minuten später wieder umzuschichten.
Ich ging auf die Terrasse und ließ den Blick übers Meer schweifen, was mich für ganze dreißig Sekunden beruhigte.

Gegen 15 Uhr legte ich mich hin, in der Hoffnung, noch ein wenig Schlaf zu finden.
Natürlich klappte das nicht.
Stattdessen lag ich da und malte mir jede mögliche Spielsituation aus – vom Anstoß bis zu einem imaginären Abpfiff, bei dem wir den Pokal hochstemmen.

Als es ans Einpacken der Sachen ging, raste die Zeit.
Ich hatte das Gefühl, ständig etwas zu vergessen und kontrollierte meine Tasche schon zum dritten Mal.
Jede Minute fiel mir etwas Neues ein, was heute Abend nützlich sein könnte.

Und als um 18 Uhr die Sonne schon tiefer stand und die Luft diese weiche Goldfärbung bekam, die auf St. Kitts nur Vorabendspiele haben, wusste ich:
Jetzt geht’s los.
Heute könnten wir Geschichte schreiben.

Der Weg zum Stadion war heute irgendwie… leichter.
Vielleicht lag’s am Rückenwind, vielleicht daran, dass ich innerlich schon am Bierstand nach dem Spiel stand.

Vor dem Warner Park brummte es wie an einem Markttag.
Ein paar Jungs verkauften Mango-Saft aus alten Plastikflaschen, Kinder liefen mit bemalten Pappschildern herum – und irgendwo grillte einer Fleisch, das schon von der Straße aus nach „Verdauungspause in der 75. Minute“ roch.

In der Kabine hockten die Jungs wie immer:
Manche still, andere laut, einer suchte wie immer noch sein zweites Schienbeinpolster.

Ich klatschte in die Hände.
„Also Männer, heute können wir Meister werden. Wäre schön, das gleich abzuhaken, dann haben wir die restlichen Spieltage Zeit zum Angeben.“

Ein paar lachten, ein paar nickten.
„Macht’s wie immer – nur bitte ohne die üblichen drei Minuten Tiefschlaf nach Anpfiff.
Und wenn ihr in Führung seid: Denkt dran, wir spielen nicht um die schönste Spielidee, wir wollen das Ding hier klar machen.“


Mehr brauchte es nicht.
Wir wussten alle, dass es kein Endspiel war – eher so ein vorgezogenes „Wir-haben’s-eigentlich-schon-verdient“-Fest.

Als wir rausgingen, roch die Luft nach Grill, Meer und Abendspiel.
Nicht das Champions-League-Finale.
Aber unser Finale.

Es war einer dieser Abende, an denen selbst der Anstoß nach Grillkohle roch.
Die Tribüne war voller als sonst und selbst die langsamsten Trantüten hatten es diesmal pünktlich geschafft – keiner wollte den Moment verpassen, an dem wir theoretisch Meister werden konnten.

Wir legten los, als hätten wir den Titel schon in der Tasche.
Fünf Minuten gespielt – der Stadionsprecher war noch bei der Aufstellung, als der Ball schon wieder im Netz lag.
Nelson stahl sich durch die Mitte, flacher Schuss – 1:0.

Die Southstars wirkten, als hätten sie nur ein Ziel: den Titelabend zu versauen.
Sie standen tief, grätschten viel, und ihr Keeper brauchte für jeden Abstoß gefühlt eine halbe Stunde.

Bertie machte in der 32. Minute kurzen Prozess, drückte nach einer Duncan-Flanke den Ball ins Eck – 2:0.
Kurz nach der Pause derselbe Spieler, anderes Tor: 3:0.
Da war das Ding im Prinzip durch.

Der Rest war Schaulaufen.
Merritt staubte nach einem Abpraller noch ab – 4:0 – und wir hätten locker noch zwei, drei Tore mehr machen können.

Abpfiff – und plötzlich war alles laut.
Die Bank stürmte aufs Feld, wir klatschten uns ab, irgendwo schoss einer eine improvisierte Rakete ab, die in der Luft mit einem lautem Knall explodierte.
Mr. Bradshaw hatte tatsächlich einen Mini-Pokal auftreiben können, den er mir wie einen Kindergeburtstags-Preis in die Hand drückte.

Wir drehten eine Runde durchs Stadion, klatschten mit den Fans ab und ließen uns Selfies aufzwingen.
Und als die Sonne hinter den Hügeln versank, war klar:
Wir sind Meister – drei Spiele vor Schluss.





Der Montag begann nicht mit Sonnenaufgang, sondern mit einem dumpfen Pochen hinter den Schläfen.
Bradshaw hatte am Vorabend darauf bestanden, dass „ein paar Drinks“ drin seien – was bei ihm natürlich bedeutete, dass die Gläser erst leer waren, wenn jemand sie aus seiner Hand gerissen hatte.

Ich wachte irgendwann gegen Mittag auf, immer noch in Trainingshose.
Mir war leicht übel und ich stellte fest, dass meine Wasserflasche leer war, mein Handy-Akku ebenfalls und meine Stimme verdächtig rau klang.

Egal.


Meister wird man nicht jeden Tag.








Irgendwo im Nebel des gestrigen Abends dämmerte mir, dass wir in vier Tagen schon wieder ranmussten.
Bei Hardtimes United.

Der Name passte zu meinem aktuellen Zustand.


Das Spiel am Donnerstag begann so, wie man sich einen Kater-Spieltag vorstellt:
Lahm, unkonzentriert – und bei uns vorne wie hinten das halbe Timing im Eimer.

Dann, in der 25. Minute, bekamen wir einen umstrittenen Elfmeter.
Goodridgeunser Methusalem – trat an, legte den Ball liebevoll zurecht und lupfte ihn mit einem Panenka mitten ins Tor.

1:0.

Danach passierte… nichts.

Die Fans machten das Beste draus – irgendwann fingen sie an, nach jedem angekommenen Pass "Oooeeeyyyy" zu rufen.
Das war das schlussendliche Highlight der restlichen Partie, der es ansonsten an allem Mangeln sollte.

Kein Tempo, kein Feuer, kein weiteres Tor.

1:0 – drei Punkte.
Nicht schön, aber effektiv.
Und irgendwie passte es: Nach einem Titelabend darf’s auch mal ein Arbeitssieg sein.

Aber Goodridges Panenka allein, war das Eintrittsgeld wert – es gab keine Beschwerden.

Arbeitssieg
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Manche Gegner heißen „Challengers“ und sind dennoch keine.
Kezandre Buchanan eröffnete diesmal den Torreigen, Goodridge legte nach und Bertie nutzte die Gunst der Stunde für einen schnellen Doppelpack.
Kurz vor der Pause kam auch noch Kimaree Barns dazu – 4:0 zur Halbzeit, der Rest war Schaulaufen.



Spielstatistik

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Auch das letzte Saisonspiel sollte kein Problem mehr darstellen.
Ein 6:2 bildete den Abschluss einer ungeschlagenen Saison.

Eine schöne Sache – allerdings auch nichts, worauf wir uns etwas einbilden konnten.
In der nächsten Saison werden die Dinge anders aussehen.
Einen Vorgeschmack darauf würden wir im Pokalfinale gegen St. Paul’s Utd bekommen.




Die Meisterschaft war eingetütet, der Ligabetrieb Geschichte – und trotzdem standen wir jeden Tag auf dem Trainingsplatz.
Nicht, weil wir plötzlich zu Fitnessfanatikern geworden waren, sondern weil vor uns noch ein Spiel lag.
Nicht irgendeins.

Das Pokalfinale.

Zwischen dem letzten Ligaspiel am 26. Juli und dem Showdown am 15. August lagen fast drei Wochen.
Drei Wochen, in denen wir zwar das Tempo etwas drosselten, aber mit zwei Testspielen gegen abgestiegene Erstligisten im Tritt blieben.

6:0, 3:0 – nichts, worauf man eine Statue bauen würde, aber gut genug, um die Maschinen geölt zu halten.

Im ersten Testspiel durfte unser 16-jähriger Merritt ran – und erzielte per Abstauber sein erstes Tor im Rockets-Trikot.
Er rannte direkt zur Bank, stolperte dabei fast über die Außenlinie und bekam von Goodridge ein „Ruhig, Junge – ist nur ein Testspiel“ mit auf den Weg.
Merritt strahlte trotzdem bis über beide Ohren.

Im letzten Spiel der Saison, stand nun endlich das Pokalfinale an.

St. Paul’s United.


Dreifacher Titelverteidiger.

Der Verein, der diesen Pokal in den letzten Jahren offenbar fest im Wohnzimmer stehen hatte.
Und laut Quoten auch diesmal wieder leichter Favorit.

Die letzten Tage vor dem Spiel fühlten sich an wie ein langsam hochdrehender Ventilator:
Jeden Tag ein bisschen lauter, ein bisschen schneller.
In der Stadt hingen plötzlich Banner, auf denen „Stop the Streak“ stand.

Bradshaw schwor, er habe damit nichts zu tun – was ungefähr so glaubwürdig war wie seine Behauptung, er habe beim Meisterbankett „nur Wasser“ getrunken.

Selbst Leute, die sonst nur zum Cricket in den Warner Park gingen, redeten plötzlich vom Finale.
Die lokale Presse sprach von „mindestens 2.000 Zuschauern“.
Für Kittische Verhältnisse ein kleines Volksfest.




Und so standen wir am Vorabend des Spiels auf dem Trainingsplatz, der Himmel über uns goldfarben, die Gedanken um den Pokal kreisend.
Auf dem Rasen flogen die letzten Bälle aufs Tor, Bertie verzog gleich zwei Mal knapp.

Jazza stand daneben, kaute auf einem Grashalm und meinte trocken: „Besser jetzt, als morgen.“

Auch Duncan war mit den Gedanken offenbar weit weg – seine Pässe fanden den Empfänger ebenso mehr schlecht als recht.
Bradshaw tigerte mit verschränkten Armen am Spielfeldrand entlang, als würde er schon überlegen, wo er den Pokal in seinem Büro hinstellt.
Vielleicht maß er auch nur den Platz neben dem Spielfeld für neue Werbebanden aus – es würde sein Geheimnis bleiben.

Morgen würden wir herausfinden, ob wir dem Titelträger der letzten drei Jahre tatsächlich das Ding aus den Händen reißen konnten.






Es würde alles – nur kein gemütlicher Feierabendkick werden.
Denn St. Paul’s war das Maß aller Dinge im Land – und der perfekte Gradmesser für das, was uns in der nächsten Saison in der ersten Liga erwarten würde.
« Letzte Änderung: 15.August 2025, 18:36:56 von steffanovic »
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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #55 am: 15.August 2025, 18:49:05 »

Boah, so ein fieser Cliffhanger!

Glückwunsch zur Meisterschaft! Die Vereinsnamen da sind echt klasse.
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Karagounis

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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #56 am: 16.August 2025, 12:35:23 »

Herzlichen Glückwunsch zum Titel! Echt Klasse. Und jetzt folgt vll ncoh die "Sensation"! Daumen sind gedrückt!

MorbusDerbe

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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #57 am: 16.August 2025, 12:45:58 »

Glückwunsch zum Titel!!

Freue mich, im nächsten Teil hoffentlich vom Pokalsieg zu lesen!  O0
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steffanovic

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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #58 am: 20.August 2025, 17:32:20 »

Vielen Dank @all.

Ich wollte nur kurz Bescheid geben, dass ich bis September im Urlaub bin und ihr evtl bis dahin auf das Pokalfinale warten müsst  :P
Wenn das Wetter nicht mitspielt, habe ich aber mein Laptop dabei und ihr bekommt es vllt schon davor ;)

Schöne Grüße aus Goudanien...
Oder hieß es doch Tulpistan?
« Letzte Änderung: 20.August 2025, 17:37:10 von steffanovic »
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MorbusDerbe

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Re: Monkey Hill Blues
« Antwort #59 am: 21.August 2025, 08:00:08 »

Vielen Dank @all.

Ich wollte nur kurz Bescheid geben, dass ich bis September im Urlaub bin und ihr evtl bis dahin auf das Pokalfinale warten müsst  :P
Wenn das Wetter nicht mitspielt, habe ich aber mein Laptop dabei und ihr bekommt es vllt schon davor ;)

Schöne Grüße aus Goudanien...
Oder hieß es doch Tulpistan?

Dann einen erholsamen Urlaub mit viel Entspannung - vielleicht ja wie J. Whitecliffe? Mit Kippe, Kaffee und... lassen wir das.  O0
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