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Autor Thema: Deutsche Nationalmannschaft  (Gelesen 995883 mal)

Henningway

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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7940 am: 03.August 2018, 16:30:45 »


-> Alltagsrassismus ist in meinem (deutschen) Umfeld weit verbreitet. Teilweise beabsichtigt, teilweise unbedacht. Aber - nur ein Beispiel - die schwarze Freundin, die auf die Frage: "Woher kommst Du?" mit "Coventry" antwortet und dann IMMER gefragt wird: "Ja, aber wirklich?" ist berechtigterweise genervt und antwortet mittlerweile "Keine Ahnung um welches Feuer meine Vorfahren in Nigeria mal getanzt haben."

Ist sowas Rassismus?Die Frage wird doch wohl meistens aus Neugier gestellt,finde es da immer komisch nicht direkt zu antworten wenn klar ist was damit gemeint ist.

Aber Dein Gefühl trifft doch genau den Punkt! Wenn die Freundin in Coventry geboren und aufgewachsen ist, wie soll sie denn nun auf diese Frage antworten? Kein "Patrick O'Donnelly", geboren in Wichita/Kansas wird auf die gleiche Frage antworten "Irland". Sicher, wenn mich die Herkunft der Ahnen der Freundin interessiert, dann frage ich das eben auch genau so.
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Tony Cottee

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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7941 am: 03.August 2018, 16:39:22 »

Ihre Eltern sind in Coventry geboren. Ich habe einen polnischen Nachnamen und meine Eltern sind in Schlesien geboren und wenn ich sage, dass ich aus der Nähe von Hannover komme, dann hat mich noch niemand gefragt, woher denn wirklich.

Also wird meine Freundin aufgrund ihrer Hautfarbe anders behandelt als ich. Das genau ist rassistisch und von ihr auch so empfunden (und darauf kommt es an).

Ein Unterschied wäre es nur, wenn der Fragende ein wirkliches begründetes Interesse hätte, weil er z.B. selbst afrikanischer Herkunft ist und gemeinsame Wurzeln ergründen möchte oder aber ein Ethnologe oder sowas.

Ein Mensch mit ähnlichem Nachnamen würde mich vielleicht auch fragen, woher meine Vorfahren kommen.

Für den Durchschnittsfrager impliziert die Frage: Aber Du bist Schwarz, also keine richtige Engländerin. Also woher kommst Du wirklich. Das ist Rassismus.
« Letzte Änderung: 03.August 2018, 16:45:46 von Tony Cottee »
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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7942 am: 03.August 2018, 17:00:43 »

Zitat
Ein Unterschied wäre es nur, wenn der Fragende ein wirkliches begründetes Interesse hätte, weil er z.B. selbst afrikanischer Herkunft ist und gemeinsame Wurzeln ergründen möchte oder aber ein Ethnologe oder sowas.
Und wenn jemand begründetes Interesse hat, einfach weil ihn sowas interessiert?
Ganz abgesehen davon, dass man das dann anders formulieren sollte. Ich störe mich da eher am „wirklich“ als an der Frage selbst
Ich finde es jetzt nicht verwerflich, jemand in einem Unfeld ungewohnten zu fragen, wie es denn dazu kommt. Das hat ja nichts mit Feindlichkeit oder Diskriminierung zu tun, eher mit Neugier. Allerdings verstehe ich auch, dass die Person wiederum ständig mit diesen Fragen konfrontiert ist und das ganze nervig sein kann.
Aber letztendlich ist es auch nicht so viel anders, wenn man mit Krücken rumläuft und ständig gefragt wird, wie es denn dazu kam, o.ä., da gibt es denk ich viele Beispiele
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Viking

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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7943 am: 03.August 2018, 17:15:35 »


-> Alltagsrassismus ist in meinem (deutschen) Umfeld weit verbreitet. Teilweise beabsichtigt, teilweise unbedacht. Aber - nur ein Beispiel - die schwarze Freundin, die auf die Frage: "Woher kommst Du?" mit "Coventry" antwortet und dann IMMER gefragt wird: "Ja, aber wirklich?" ist berechtigterweise genervt und antwortet mittlerweile "Keine Ahnung um welches Feuer meine Vorfahren in Nigeria mal getanzt haben."

Ist sowas Rassismus?Die Frage wird doch wohl meistens aus Neugier gestellt,finde es da immer komisch nicht direkt zu antworten wenn klar ist was damit gemeint ist.

Aber Dein Gefühl trifft doch genau den Punkt! Wenn die Freundin in Coventry geboren und aufgewachsen ist, wie soll sie denn nun auf diese Frage antworten? Kein "Patrick O'Donnelly", geboren in Wichita/Kansas wird auf die gleiche Frage antworten "Irland". Sicher, wenn mich die Herkunft der Ahnen der Freundin interessiert, dann frage ich das eben auch genau so.
Kommt das dann nicht eher darauf an wer wo gefragt wird? Kann mir schon vorstellen,dass ein weißer in einen Land mit überwiegend schwarzer Bevölkerung auch gefragt werden würde wo er herkommt.

Ihre Eltern sind in Coventry geboren. Ich habe einen polnischen Nachnamen und meine Eltern sind in Schlesien geboren und wenn ich sage, dass ich aus der Nähe von Hannover komme, dann hat mich noch niemand gefragt, woher denn wirklich.

Also wird meine Freundin aufgrund ihrer Hautfarbe anders behandelt als ich. Das genau ist rassistisch und von ihr auch so empfunden (und darauf kommt es an).

Ein Unterschied wäre es nur, wenn der Fragende ein wirkliches begründetes Interesse hätte, weil er z.B. selbst afrikanischer Herkunft ist und gemeinsame Wurzeln ergründen möchte oder aber ein Ethnologe oder sowas.

Ein Mensch mit ähnlichem Nachnamen würde mich vielleicht auch fragen, woher meine Vorfahren kommen.

Für den Durchschnittsfrager impliziert die Frage: Aber Du bist Schwarz, also keine richtige Engländerin. Also woher kommst Du wirklich. Das ist Rassismus.
Du wohnst doch gerade nicht in Deutschland oder? haben dich an deinem jetzigen Wohnort schon Menschen im Gespräch gefragt woher du kommst?
Ich glaube wirklich das die meisten Leute,z.B gerade ältere Menschen,keinen Hintergedanken haben wenn sowas gefragt wird und einfach nur neugierig sind.
« Letzte Änderung: 03.August 2018, 17:30:33 von Viking »
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Maddux

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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7944 am: 03.August 2018, 17:27:56 »

Wer die Frage nach der Herkunft pauschal als Rassismus sieht muss echt hart paranoid sein. Wenn ich jemand der nicht "biodeutsch" aussieht frage wo er herkommt geschieht das es Neugier und der Hoffnung das er mir etwas von einem anderen Land erzählen kann. Wenn er zugewandert ist kann ich etwas neues lernen und wir haben sofort ein Gesprächsthema.
Frag mal die ausländischen Soldaten hier in Deutschland wie viel einfacher es ist mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen wenn man ihnen was von Kalifornien, Florida, Texas or whatever erzählen kann.
Wenn ich den blonden GI frage wo er herkommt müsste das ja gleichermaßen Rassismus sein weil er könnte ja auch ein Deutscher sein der nur zum Spaß gerne amerikanische Militäruniformen trägt.
Ich spreche es ihr nicht ab das die Fragen mit der Zeit nervig werden aber nur weil es nervt ist es nicht gleich Rassismus.

Anderes Beispiel:
Ein Bekannter meines Vaters steht auf Asiatinnen, war jahrelang mit einer verheiratet die er in Thailand kennengelernt hat, danach hatte er für ein paar Monate wieder eine "Katalogbraut" aus Thailand im Haus und neben Thailändisch konnten die natürlich nur Englisch.
Nachdem ich mitbekommen hatte das er jetzt mit einer neuen Asiatin zusammen ist bin ich den beiden mal über den Weg gelaufen und begrüße seine neue Lebensgefährtin natürlich auf Englisch. Tja, es stellte sich raus das die gute Frau hier geboren ist und perfektes Deutsch, sofern man Saarländisch als Deutsch bezeichnen kann, spricht.
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Henningway

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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7945 am: 03.August 2018, 17:32:25 »

Bin ich jetzt ein Rassist?

Nein. Dreht sich die ganze Diskussion nicht um die beiden Seiten der Medaille, nämlich wie A sich verhält und wie es von B empfunden wird? Ich bin mir sicher, niemand wird Tony schwarze Freundin mit dieser Frage ausgrenzen wollen. Aber ich bin mir eben auch sicher, dass genau dieses Gefühl bei ihr, vor allem nach gehäuftem Auftreten dieser Frage, so aufkommt.
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Seko

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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7946 am: 03.August 2018, 17:35:47 »

Zitat
Ein Unterschied wäre es nur, wenn der Fragende ein wirkliches begründetes Interesse hätte, weil er z.B. selbst afrikanischer Herkunft ist und gemeinsame Wurzeln ergründen möchte oder aber ein Ethnologe oder sowas.
Und wenn jemand begründetes Interesse hat, einfach weil ihn sowas interessiert?
Ganz abgesehen davon, dass man das dann anders formulieren sollte. Ich störe mich da eher am „wirklich“ als an der Frage selbst
Ich finde es jetzt nicht verwerflich, jemand in einem Unfeld ungewohnten zu fragen, wie es denn dazu kommt. Das hat ja nichts mit Feindlichkeit oder Diskriminierung zu tun, eher mit Neugier. Allerdings verstehe ich auch, dass die Person wiederum ständig mit diesen Fragen konfrontiert ist und das ganze nervig sein kann.
Aber letztendlich ist es auch nicht so viel anders, wenn man mit Krücken rumläuft und ständig gefragt wird, wie es denn dazu kam, o.ä., da gibt es denk ich viele Beispiele

@hindi habe im Januar eine Operation am Handgelenk gehabt und einige wollten wissen wie es dazu kam. Aber niemand hat infrage gestellt das es nicht der Wahrheit entspreche. Aber wenn ich auf die Frage antworte woher ich denn komme und meine Antwort Essen ist, wird nachgehakt. Nicht einmal, nicht zweimal, sondern solange bis ich genervt mit def Türkei antworte oder darauf hinweise die Frage konkreter zu stellen.
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Maddux

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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7947 am: 03.August 2018, 19:55:20 »

Zitat
Ein Unterschied wäre es nur, wenn der Fragende ein wirkliches begründetes Interesse hätte, weil er z.B. selbst afrikanischer Herkunft ist und gemeinsame Wurzeln ergründen möchte oder aber ein Ethnologe oder sowas.
Und wenn jemand begründetes Interesse hat, einfach weil ihn sowas interessiert?
Ganz abgesehen davon, dass man das dann anders formulieren sollte. Ich störe mich da eher am „wirklich“ als an der Frage selbst
Ich finde es jetzt nicht verwerflich, jemand in einem Unfeld ungewohnten zu fragen, wie es denn dazu kommt. Das hat ja nichts mit Feindlichkeit oder Diskriminierung zu tun, eher mit Neugier. Allerdings verstehe ich auch, dass die Person wiederum ständig mit diesen Fragen konfrontiert ist und das ganze nervig sein kann.
Aber letztendlich ist es auch nicht so viel anders, wenn man mit Krücken rumläuft und ständig gefragt wird, wie es denn dazu kam, o.ä., da gibt es denk ich viele Beispiele

@hindi habe im Januar eine Operation am Handgelenk gehabt und einige wollten wissen wie es dazu kam. Aber niemand hat infrage gestellt das es nicht der Wahrheit entspreche. Aber wenn ich auf die Frage antworte woher ich denn komme und meine Antwort Essen ist, wird nachgehakt. Nicht einmal, nicht zweimal, sondern solange bis ich genervt mit def Türkei antworte oder darauf hinweise die Frage konkreter zu stellen.
Klar, wenn ewig nachgehakt wird bis der Fragende seine gewünschte Antwort hat ist das nicht nur nervig sondern zeigt das der Fragende nur seine vorgefertigte Meinung bestätigt haben will. Auf twitter gab es bei #metwo ja auch so ein tolles Beispiel:
Wo kommen sie den her?
Aus Gelsenkirchen.
Nein, ursprünglich?
Aus Gelsenkirchen.
Und ihre Eltern?
Aus Gelsenkirchen.
Aber ursprünglich?
Aus Gelsenkirchen.
Und ihre Großeltern? ...

Oft entsteht so ein gefühlter Rassismus auch aus dem eigenen Unwillen oder Unkenntnis der Kultur. Vor einer Weile hatte ich mal auf Youtube ein Video über Rassismus in Deutschland eines afrikanischen Pastors der aus Afrika in ein kleines deutsches Kaff gezogen ist um dort Pastor zu werden.
Und da hatte er ua auf den Einwand eines Abonenten geantwortet der meinte er hätte sich während seiner kurzen Zeit in Deutschland sehr unwillkommen gefühlt weil die Leute ihn ständig angestarrt hätten. Und der Pastor meinte dann nur folgendes:
Zuallererst starren die Deutschen ständig andere Menschen an. Jeden. Permanent.
Und auch er wurde anfangs von den Leuten im Dorf angestarrt. Weil er der erste Schwarze in dem Dorf war und die Leute dort Afrikaner sonst nur aus dem Fernsehen kennen. Die Leute waren einfach neugierig wie Kinder die etwas Neues entdeckt haben und alles darüber wissen wollen.
Nachdem er das begriffen hatte hat er sich als etwas Besonderes gefühlt und das war für ihn dann schöner als durch die weiter entfernte Großstadt zu laufen. Da schaut ihn niemand an weil man alle 5 Meter an jemandem vorbei läuft der nicht "biodeutsch" aussieht.

2 Afrikaner mit der gleichen Erfahrung und 2 komplett unterschiedliche Gefühlswelten. Der Eine fühlt sich von Blicken ausgegrenzt und beleidigt weil er die Gegenseite nicht versteht während der Andere sich die Mühe macht zu erfahren warum ihn die Leute ständig anschauen.
Wenn man total verbissen auf Tätersuche wäre könnte man dem "Beleidigten" Rassismus unterstellen weil die Deutschen in Deutschland sich gefälligst so zu verhalten haben wie seine Mitmenschen sich in seinem Heimatland verhalten.
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j4y_z

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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7948 am: 03.August 2018, 21:07:56 »

Zitat
Ein Unterschied wäre es nur, wenn der Fragende ein wirkliches begründetes Interesse hätte, weil er z.B. selbst afrikanischer Herkunft ist und gemeinsame Wurzeln ergründen möchte oder aber ein Ethnologe oder sowas.
Und wenn jemand begründetes Interesse hat, einfach weil ihn sowas interessiert?
Ganz abgesehen davon, dass man das dann anders formulieren sollte. Ich störe mich da eher am „wirklich“ als an der Frage selbst
Ich finde es jetzt nicht verwerflich, jemand in einem Unfeld ungewohnten zu fragen, wie es denn dazu kommt. Das hat ja nichts mit Feindlichkeit oder Diskriminierung zu tun, eher mit Neugier. Allerdings verstehe ich auch, dass die Person wiederum ständig mit diesen Fragen konfrontiert ist und das ganze nervig sein kann.
Aber letztendlich ist es auch nicht so viel anders, wenn man mit Krücken rumläuft und ständig gefragt wird, wie es denn dazu kam, o.ä., da gibt es denk ich viele Beispiele

Im Englischen ist die Frage quasi Usus. Auf die Frage "Where are you from?" folgt nach der Antwort fast immer die Frage "Born and raised?", ohne dass sich irgendwer drüber aufregt. Ich habe die Frage selbst schon x-mal gestellt, als ich ein halbes Jahr in Schottland war, unabhängig davon, ob mein Gegenüber Schotte, Japaner oder Inder war. Auch mir selbst ist die Frage sehr häufig gestellt worden, evtl weil (gefühlt) in anderen Ländern viel weniger Leute an ihrem Geburtsort bleiben.
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Henningway

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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7949 am: 03.August 2018, 22:38:09 »

Zitat
Ein Unterschied wäre es nur, wenn der Fragende ein wirkliches begründetes Interesse hätte, weil er z.B. selbst afrikanischer Herkunft ist und gemeinsame Wurzeln ergründen möchte oder aber ein Ethnologe oder sowas.
Und wenn jemand begründetes Interesse hat, einfach weil ihn sowas interessiert?
Ganz abgesehen davon, dass man das dann anders formulieren sollte. Ich störe mich da eher am „wirklich“ als an der Frage selbst
Ich finde es jetzt nicht verwerflich, jemand in einem Unfeld ungewohnten zu fragen, wie es denn dazu kommt. Das hat ja nichts mit Feindlichkeit oder Diskriminierung zu tun, eher mit Neugier. Allerdings verstehe ich auch, dass die Person wiederum ständig mit diesen Fragen konfrontiert ist und das ganze nervig sein kann.
Aber letztendlich ist es auch nicht so viel anders, wenn man mit Krücken rumläuft und ständig gefragt wird, wie es denn dazu kam, o.ä., da gibt es denk ich viele Beispiele

Im Englischen ist die Frage quasi Usus. Auf die Frage "Where are you from?" folgt nach der Antwort fast immer die Frage "Born and raised?", ohne dass sich irgendwer drüber aufregt. Ich habe die Frage selbst schon x-mal gestellt, als ich ein halbes Jahr in Schottland war, unabhängig davon, ob mein Gegenüber Schotte, Japaner oder Inder war. Auch mir selbst ist die Frage sehr häufig gestellt worden, evtl weil (gefühlt) in anderen Ländern viel weniger Leute an ihrem Geburtsort bleiben.

Das wusste ich gar nicht. MIr selbst (und ich rede eigentlich sehr viel mit englischsprachigen Gegenübern) ist das noch nie passiert, auch nicht in den USA.
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j4y_z

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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7950 am: 03.August 2018, 23:05:35 »

Zitat
Ein Unterschied wäre es nur, wenn der Fragende ein wirkliches begründetes Interesse hätte, weil er z.B. selbst afrikanischer Herkunft ist und gemeinsame Wurzeln ergründen möchte oder aber ein Ethnologe oder sowas.
Und wenn jemand begründetes Interesse hat, einfach weil ihn sowas interessiert?
Ganz abgesehen davon, dass man das dann anders formulieren sollte. Ich störe mich da eher am „wirklich“ als an der Frage selbst
Ich finde es jetzt nicht verwerflich, jemand in einem Unfeld ungewohnten zu fragen, wie es denn dazu kommt. Das hat ja nichts mit Feindlichkeit oder Diskriminierung zu tun, eher mit Neugier. Allerdings verstehe ich auch, dass die Person wiederum ständig mit diesen Fragen konfrontiert ist und das ganze nervig sein kann.
Aber letztendlich ist es auch nicht so viel anders, wenn man mit Krücken rumläuft und ständig gefragt wird, wie es denn dazu kam, o.ä., da gibt es denk ich viele Beispiele

Im Englischen ist die Frage quasi Usus. Auf die Frage "Where are you from?" folgt nach der Antwort fast immer die Frage "Born and raised?", ohne dass sich irgendwer drüber aufregt. Ich habe die Frage selbst schon x-mal gestellt, als ich ein halbes Jahr in Schottland war, unabhängig davon, ob mein Gegenüber Schotte, Japaner oder Inder war. Auch mir selbst ist die Frage sehr häufig gestellt worden, evtl weil (gefühlt) in anderen Ländern viel weniger Leute an ihrem Geburtsort bleiben.

Das wusste ich gar nicht. MIr selbst (und ich rede eigentlich sehr viel mit englischsprachigen Gegenübern) ist das noch nie passiert, auch nicht in den USA.

Hm. Ich bin das sogar nachts um 3 in einer Disco in Chicago gefragt worden von jemandem, der meinen Wohnort kannte. Kann natürlich sein, dass es nur so gehäuft war, weil es ein sehr internationales Umfeld war, sowohl in Schottland an der Uni, als auch bei meinen bisherigen USA/Kanada-Besuchen. Jedenfalls, und das ist der eigentliche Punkt: ich hab mich nie über die Frage gewundert (warum auch, zeigte der Fragesteller doch ehrliches Interesse), und auch auf meine Frage reagierte niemand beleidigt. Im Gegenteil, meistens fingen die Leute sogar noch an, von ihrem Geburts- oder Wohnort zu schwärmen und gaben mir Tipps, was ich denn unbedingt sehen müsse, falls ich mal da hin komme. Hab da sogar glaube ich noch irgendwo bei Evernote ne Liste mit Geheimtipps rumliegen, die ich immer aktualisiert habe, wenn ich nach solch einem Gespräch dazu kam und mich an die Dinge erinnern konnte (was, äh, recht selten vorkam. Studentenleben halt. :D ).
« Letzte Änderung: 03.August 2018, 23:10:04 von j4y_z »
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Bloody

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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7951 am: 04.August 2018, 02:20:07 »

Bin ich jetzt ein Rassist?

Nein. Dreht sich die ganze Diskussion nicht um die beiden Seiten der Medaille, nämlich wie A sich verhält und wie es von B empfunden wird? Ich bin mir sicher, niemand wird Tony schwarze Freundin mit dieser Frage ausgrenzen wollen. Aber ich bin mir eben auch sicher, dass genau dieses Gefühl bei ihr, vor allem nach gehäuftem Auftreten dieser Frage, so aufkommt.
Das sehe ich ähnlich. Wie soll man sich als "komplett Deutscher" fühlen, wenn hier geboren und aufgewachsen ist, aber der erste Eindruck von Fremden auf einen immer "Der ist nicht von hier" ist? Und genau das impliziert die Frage, auch wenn sie ohne böse Absicht gestellt worden ist. "Hey, du siehst aus, als würdest du nicht von hier kommen - woher kommst du denn?".
Ist das böse und gemien? Nein, gar nicht.
Aber es hilft eben auch nicht dabei, Menschen nicht mehr nach ihrem Äußeren zu beurteilen.

Wobei ich auch anmerken möchte, dass dieses Problem ein wesentlich geringeres ist, als die Art von Rassismus, die man in den Kommentarspalten von Newsartikeln bei den sozialen Medien liest. Dass auch gerade die Bild sich nicht scheut, mal richtig kräftig Öl ins Feuer zu gießen, kann man täglich zB auf bildblog.de bewundern.

Gefühlt, in meinen Augen zumindest, ist Rassismus auch deutlich mehr verbreitet, je älter die Bevölkerungsschicht ist. Auch in meinem erweiterten Familienkreis gibt es so ein paar Spezialisten, die noch nie einen Flüchtling in echt gesehen haben (geschweige denn mit einem geredet), aber nicht müde werden, ihre unsachliche Abneigung dagegen ungefragt auszudrücken.

Vielleicht wird es von alleine in ein paar Jahr(zehnt)en besser, wenn diese Bevölkerungsschicht nach und nach "ausstirbt"? Ist unsere Generation im Durchschnitt einfach toleranter? Keine Ahnung, ist nur eine These.
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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7952 am: 04.August 2018, 02:48:27 »

Ich wollte auch kein Beispiel für krassen Rassismus, sondern für Alltagsrassismus geben, der vermutlich eher aus Unbedachtheit, denn aus bösem Willen entsteht.

Seko hat ja gut beschrieben, warum das diskriminiert. Warum kann man das nicht einfach akzeptieren und sein Verhalten anpassen?

Antwort: Die eigene Bequemlichkeit ist Wichtiger als das Empfinden des Anderen. Mangelnde Empathie.
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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7953 am: 04.August 2018, 03:02:22 »

Du wohnst doch gerade nicht in Deutschland oder? haben dich an deinem jetzigen Wohnort schon Menschen im Gespräch gefragt woher du kommst?


Doch klar und das ist ja auch ueberhaupt nicht das Problem. Jeder wird staendig gefragt, wo er her kommt. Meine Freundin kommt halt aus Coventry. Was soll die weitere Nachfrage, wenn doch klar ist, dass die Wurzeln in Afrika liegen?

Hier in Singapur leben Menschen mit chinesischer, malayischer, indischer Herkunft (u.a.) niemand wuerde den muslimischen Taxifahrer fragen, woher seine Vorfahren kommen. Ist ja eh offensichtlich, dass es vermutlich malayische Wurzeln hat.

Ich habe eine japanisch aussehende Familie getroffen, die perfekt Englisch sprach und habe gefragt, wo sie her kommen. Antwort: Australien. Da frage ich dann auch nicht: Ja, aber woher wirklich?

Ich habe Leute getroffen, die offensichtlich entweder indischem oder pakistanischem Ursprung sind (das kann ich am Aussehen nicht unterscheiden) und die kamen aus England, Australien, Neuseeland, Indien und Pakistan. In keinem Fall haette ich einen Grund gehabt, nach der Antwort "Canberra" nochmal nachzufragen, woher denn wirklich.
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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7954 am: 04.August 2018, 08:51:32 »

Du wohnst doch gerade nicht in Deutschland oder? haben dich an deinem jetzigen Wohnort schon Menschen im Gespräch gefragt woher du kommst?


Doch klar und das ist ja auch ueberhaupt nicht das Problem. Jeder wird staendig gefragt, wo er her kommt. Meine Freundin kommt halt aus Coventry. Was soll die weitere Nachfrage, wenn doch klar ist, dass die Wurzeln in Afrika liegen?

Hier in Singapur leben Menschen mit chinesischer, malayischer, indischer Herkunft (u.a.) niemand wuerde den muslimischen Taxifahrer fragen, woher seine Vorfahren kommen. Ist ja eh offensichtlich, dass es vermutlich malayische Wurzeln hat.

Ich habe eine japanisch aussehende Familie getroffen, die perfekt Englisch sprach und habe gefragt, wo sie her kommen. Antwort: Australien. Da frage ich dann auch nicht: Ja, aber woher wirklich?

Ich habe Leute getroffen, die offensichtlich entweder indischem oder pakistanischem Ursprung sind (das kann ich am Aussehen nicht unterscheiden) und die kamen aus England, Australien, Neuseeland, Indien und Pakistan. In keinem Fall haette ich einen Grund gehabt, nach der Antwort "Canberra" nochmal nachzufragen, woher denn wirklich.

Das hat aber auch ganz viel mit der Region zu tun, in der Du Dich aufhältst. Singapur als pulsierende Weltmetropole ist einfach derart multiklturell, dass die Info "Australien" schon ausreicht, um nicht weiter nachzufragen. Im Ruhrpott dürfte Dir das ähnlich ergehen. Frage da mal einen dunkelhaarigen, offensichtlich mit orientalischen oder nahöstlichen Genen ausgestatteten Menschen nach seiner Herkunft. Wenn der dann sagt "Ich bin von Bottrop wech.", fragt auch keiner "Ja, aber getz davor, bevorde in Bottrop am Leben wars.". Macht niemand. Das gleiche Spiel in der Eifel könnte schon anders aussehen.
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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7955 am: 04.August 2018, 11:35:23 »

Das ist sowieso ein guter Punkt. In England gibt es in Städten wie London, Birmingham oder von mir aus Coventry wenig (Alltags-)Rassismus, allein schon aus demographischen Gründen. In den ländlichen Regionen sieht das aber schon anders aus. Ich könnte jetzt auch sagen, in Berlin wird multikulti gelebt, in irgendeinem englischen Dorf geben hingegen Rassisten den Ton an, ergo ist dieses Problem in England größer als in Deutschland. Wie sieht es eigentlich mit Rassismus aus, der von Menschen mit Migrationshintergrund ausgeht? Ist der weniger schlimm, weil der weiße Mann da nicht involviert ist? Das ist in London von meinem Gefühl her weiter verbreitet als der 'klassische' Rassismus.
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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7956 am: 04.August 2018, 12:14:12 »

Ich habe dazu Erfahrungen in Wien gemacht. Mein dortiger Mitbewohner hatte türkische und chilenische Wurzeln, ist aber geborener Wiener und spricht auch den typischen Wiener Schmäh. Wenn wir in Wien andere Leute getroffen haben, war von uns beiden immer ich der Ausländer - zumindest nach dem ersten gewechselten Satz.  ;D
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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7957 am: 04.August 2018, 17:11:58 »

In den meisten Ländern der Welt sind die meisten Menschen Ausländer (5 Euro ins Phrasenschwein).

Sollte es das Wort Rassismus überhaupt geben? Ist das nicht an sich schon rassistisch?
Verwechseln wir nicht auch viel zu oft Ausländerfeindlichkeit mit Rassismus ("Ich finde alle Türken super, nettes Volk. Sie sollen nur in ihrem Land bleiben")
Idioten sind Idioten, Arschlöcher sind Arschlöcher, nette Menschen sind nette Menschen. Ich will Menschen bewerten und werde das auch weiterhin tun. Nur eben nicht nach Kriterien, die mit Ihrem Aussehen (okay, sind wir mal ehrlich, Frauen bewerte ich erst einmal nach sexueller Attraktivität, es sei denn die Frau ist durch ihre Funktion für mich von Beginn weg asexuell), ihrer Herkunft oder sonstwie mit ihren genetischen Eigenschaften zu tun haben. Ich bewerte Menschen nach ihrem Verhalten. Und wenn ein Arschloch zufällig ne andere Hautfarbe hat als ich, möchte ich nicht Rassist genannt werden.
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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7958 am: 05.August 2018, 16:49:31 »

Gomez tritt aus der Mannschaft zurück, er will Platz für einen Jüngeren machen!
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Re: Deutsche Nationalmannschaft
« Antwort #7959 am: 06.August 2018, 06:24:57 »

In den meisten Ländern der Welt sind die meisten Menschen Ausländer (5 Euro ins Phrasenschwein).

Sollte es das Wort Rassismus überhaupt geben? Ist das nicht an sich schon rassistisch?
Verwechseln wir nicht auch viel zu oft Ausländerfeindlichkeit mit Rassismus ("Ich finde alle Türken super, nettes Volk. Sie sollen nur in ihrem Land bleiben")
Idioten sind Idioten, Arschlöcher sind Arschlöcher, nette Menschen sind nette Menschen. Ich will Menschen bewerten und werde das auch weiterhin tun. Nur eben nicht nach Kriterien, die mit Ihrem Aussehen (okay, sind wir mal ehrlich, Frauen bewerte ich erst einmal nach sexueller Attraktivität, es sei denn die Frau ist durch ihre Funktion für mich von Beginn weg asexuell), ihrer Herkunft oder sonstwie mit ihren genetischen Eigenschaften zu tun haben. Ich bewerte Menschen nach ihrem Verhalten. Und wenn ein Arschloch zufällig ne andere Hautfarbe hat als ich, möchte ich nicht Rassist genannt werden.
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