Also hier gibt es durchaus interessante Erklärungsansätze zur Krise des BVB. Dennoch erklärt das die Probleme höchstens ansatzweise.
- Falsche Kaderzusammenstellung, zu große Fokussierung aufs Pressing, Vorhersehbarkeit für die Gegner.
Stimmt alles, habe ich auch bereits bei der Verpflichtung von Mkhitaryan und Aubameyang (besonders beide in Kombination) angemerkt. Das könnte erklären, warum der BVB nicht auf einem CL Rang stehen würde, aber nicht warum man Tabellenletzter ist. Zumal man in diesem Bereich ein Stück Abhilfe mit Kagawa geschaffen. Ja, der ist noch nicht wieder in Form und das gilt auch für Gündogan und Sahin, alle drei Spieler sind dafür geeignet spielerische Impulse zu setzen. Werden diese drei das Problem lösen? Ich denke nicht.
Frankfurt stand z.B. gar nicht sonderlich tief, wenn man in der Lage wäre, Umschalt/Pressingfussball zu spielen, wäre die Eintracht ein willkommener Gegner gewesen. Das war aber nicht zu erkennen.
- Die Besetzung des Sturms.
Aubameyang macht seine Sache sehr gut, er ist auch nicht nur auf seine Schnelligkeit limitiert, auch als Abnehmer für flache oder halbhohe Flanken hat er große Qualität. Dazu hat man Ramos, den ich weiterhin als sehr sinnvolle Verpflichtung sehe. Abgesehen von seinen beiden krassen individuellen Aussetzern vor ein paar Monaten, die Punkte gekostet haben, sehe ich wenig Anlass zur Kritik. Er kommt seiner Spielweise Lewandowski relativ nahe, technisch nicht so überragend, dafür kopfballstärker und schneller. Keine Ahnung, warum der BVB Bedarf für jemanden wie Olic haben sollte.
Die Verpflichtung von Immobile verstehe ich nicht, habe ich noch nie verstanden. Mittlerweile ist es offiziell belegt, dass man ihn langfrist "um"- und aufbauen will. Einen 24-jährigen Stürmer, der für 20 Millionen als Torschützenkönig aus der Serie A kam als langfristiges Projekt? Oh je.
Ji war mehrfach verletzt, als er Spielpraxis in der 3. Liga sammelte, fiel er nicht positiv aus. Keine Ahnung, wie der in der derzeitigen Situation helfen soll. Für ihn selber ist das alles unglücklich gelaufen, eigentlich sollte er schon vor 1,5 Jahren kommen und hinter Lewandowski aufgebaut werden, das hat leider nicht geklappt. Bei Sunderland fehlte dann irgendwie die Spielberechtigung, in eine überragende Augsburger Startelf konnte er nicht hineinkommen und er kam verletzt zum BVB, wo dann schon 3 Stürmer im Profikader waren.
- Die Innenverteidigung ist derzeit ein echtes Problem.
Ginter ist sehr wohl hauptsächlich als Innenverteidiger eingeplant, das war in Freiburg auch seine mit Abstand stärkste Position. Subotic hat diese Saison auch schon ordentliche Spiele gemacht, aber gemeinsam verunsichern sie sich nur gegenseitig. Wenn der BVB ansonsten stabil auftreten würde, wäre das Problem vermutlich nicht so sehr relevant.
Lösung? Bender finde ich als Innenverteidiger katastrophal, erinnere mich da noch an Spiele, wo er genau so schlecht wie Ginter spielte. Aus der zweiten Mannschaft kommt am ehesten Gorenc-Stankovic in Frage. Ein 18-jähriger, der vor der Saison aus Slowenien kam und noch für die A-Jugend spielberechtigt ist. Mit Marian Sarr ist man in einer ähnlichen Situation auf die Fresse geflogen, was auch dem Spieler geschadet hat. Ich halte den jungen Slowenen für abgezockter, vielleicht sollte man es wirklich mit ihm probieren.
Die Lösung kann derzeit nur Sokratis heißen. Angeblich kann er diese Woche wieder ins Training einsteigen. Als medizinischer Laie kann ich mir das allerdings nur schwer vorstellen. Mag sein, dass man mit einem belastungsstabilen, unverschobenen Wadenbeinbruch Sport treiben kann, aber Fussball? Hummels ist nach Verletzungspausen immer völlig von der Rolle, der wird das Problem kurzfristig eher nicht lösen. Neuzugänge im Winter sind trotzdem überflüssig. Wo findet man denn im Winter Innenverteidiger, die bezahlbar und besser als das aktuelle Personal sind. Jemand wie Ginter ist in der Theorie nicht zu schlecht um Innenverteidiger Nr. 4 beim BVB zu sein.
- Neuzugänge im Winter sehe ich generell kritisch.
Diese funktionieren beim BVB eigentlich nie sofort. Wenn man nachbessert, dann im offensiven Mittelfeld. Dort könnte man auch im Vorgriff auf den Reus Abgang entspechende Mittel frei machen ohne den Kader unnötig aufzublähen. Allerdings ist auch das im Winter höchstschwierig und um sofort zu helfen, müsste der Spieler die Buli wohl schon kennen.
- Faktor Klopp.
Ich erkenne oftmals nicht, was der BVB auf dem Spielfeld für einen Plan hat. Vielleicht liegt das an mir, aber die Ergebnisse und (teilweise) die Spielweise sprechen eine andere Sprache. Keine Ahnung, ob Klopp die Lage nicht richtig einschätzt, aber da müssten mMn Veränderungen her. Vielleicht mal "einfacher" spielen, Abstiegskampf sollte er ausreichend kennen. In der Winterpause könnte man dann versuchen, wieder den gewünschten Stil zu spielen.
Was mir völlig unerklärlich ist, sind die Leistungsunterschiede. Mal macht man ein sehr starkes Spiel (Hinspiel Arsenal, Gladbach), aber meistens spielt man nur eine gute Halbzeit oder höchstens 60 Minuten. Die Kondition ist nicht das große Problem, das zeigen die Laufwerte. Das muss eine mentale Ursache haben. Klar sind die aktuellen Umstände alles andere als einfach, aber für diese beiden genannten Punkte ist der Trainer verantwortlich und die letzten beiden Spiele waren wirklich beängstigend schlecht, der Trend zeigt nach unten, obwohl es andersrum sein müsste.